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Die norwegische Regierung will den Bau privater Ladestationen fördern. Im Jahr 2020 entschieden sich bereits mehr als 50 Prozent der Autokäufer für ein Fahrzeug mit Elektroantrieb.
21.01.2021
Von Michał Woźniak | Stockholm
"Unser Ziel ist, dass alle neuen Personenkraftwagen und Kleintransporter ab 2025 emissionsfreie Fahrzeuge sind und dass sich die Emissionen aus dem Verkehrssektor bis 2030 [im Vergleich zu 2005] halbieren", sagte Nikolai Astrup, Minister für Kommunalverwaltung und Modernisierung. Einer der von ihm genannten Eckpunkte dieser Entwicklung - die Ladeinfrastruktur - bedarf allerdings noch besonderer Aufmerksamkeit. "Das Storting muss sicherstellen, dass die [Elektroautoförderung] fortgesetzt wird, und entscheiden, dass eine Strategie für die Ladeinfrastruktur erarbeitet wird", fordert Christina Bu, Generalsekretärin des Elektroautoverbandes Norsk Elbilförening.
In den letzten beiden Jahren wurde das öffentliche Ladenetzwerk jeweils um über 3.000 Ladepunkte ergänzt. Ende 2020 standen laut dem Verband knapp 17.000 Ladepunkte zur Verfügung. Allein die Verwaltung der norwegischen Hauptstadt will 2021 an 100 neuen Standorten Ladesäulen mit jeweils zwei Anschlüssen mit 7 bis 22 Kilowatt (kW) Ladeleistung aufstellen. Wo genau sie stehen werden, bestimmen auch die Osloer mit - für deren Vorschläge wurde eine spezielle E-Mail-Adresse etabliert. Zusätzlich werden die 57 ältesten, zwischen 2008 und 2012 aufgestellten, Ladesäulen des Typs Ensto mit neuen, von Schneider Electric zugelieferten Ladesäulen mit einem Typ-2-Stecker ersetzt.
Mit einer zunehmenden Elektroautodichte soll das Laden aber zunehmend in der eigenen Garage stattfinden. In diesem Sinne laufen bis Anfang März 2021 öffentliche Konsultationen für eine Änderung des Baugesetzes. Demnach sollen alle neugebauten und renovierten Gebäude, die über Stellplätze für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht verfügen, mit der notwendigen Infrastruktur zur Einrichtung von Ladestationen ausgestattet werden. "Ladeklare bygg", also in etwa ladebereites Bauen, heißt das Schlagwort.
"Dies bedeutet, dass Führungen für Stromversorgung und Kommunikation mit ausreichend Platz verlegt oder installiert werden [...]. Der Begriff umfasst auch, dass Gräben ausgehoben und Kabelrohre verlegt werden. Darüber hinaus sieht das Konzept vor, dass der erforderliche Platz für Installationen reserviert werden muss, die bei der Installation des elektrischen Ladesystems erforderlich sind", erklärt das Direktorat für Bauqualität Direktoratet for Byggkvalitet (DiBK) in der Konsultationsnotiz.
Anbieter | Hochleistungslader (über 150 kW Ladeleistung) | Schnellladen (50 bis 150 kW Ladeleistung) | Standardladen (bis 50 kW Ladeleistung) |
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2,90 nkr / kWh + 1,25 nkr / Minute | 2,90 nkr / kWh + 1,25 nkr / Minute | 2,50 nkr / kWh + 0,10 nkr / Minute | |
4,99 nkr / kWh | 4,49 nkr / kWh | ||
5,00 nkr / kWh | 4,00 nkr / kWh | 2,50 nkr / kWh | |
2,50 nkr / kWh + 2,00 nkr / Minute | 3,10 nkr / Minute | 1,00 nkr / Minute | |
8,40 nkr / kWh | |||
Kople | 2,90 nkr / kWh + 1,25 nkr / Minute | 2,90 nkr / kWh + 1,00 nkr / Minute | 2,50 nkr / kWh + 0,10 nkr / Minute |
2,90 nkr / kWh + 1,25 nkr / Minute | 2,90 nkr / kWh + 1,25 nkr / Minute | 2,50 nkr / kWh + 0,10 nkr / Minute | |
3,20 nkr / kWh + 1,25 nkr / Minute | 3,20 nkr / kWh + 1,25 nkr / Minute | 2,90 nkr / kWh + 0,10 nkr / Minute | |
Supercharge | 2,90 nkr / kWh + 1,25 nkr / Minute | 2,90 nkr / kWh + 1,25 nkr / Minute | 2,90 nkr / kWh + 0,10 nkr / Minute |
1,70 nkr / kWh | 1,70 nkr / kWh |
Jeder fest zugeteilte Stellplatz muss ladebereit sein. An Wohn-, Gewerbe- und öffentlichen Gebäuden muss jeder fünfte aber mindestens ein Gästestellplatz entsprechend vorbereitet werden. Ausnahmen sollen für Ferienhäuser gelten. Der DiBK geht bei Renovierungen von Kosten zwischen 4.500 bis 12.000 norwegische Kronen (nkr; etwa 436 bis 1.163 Euro; 1 Euro = 10,323 nkr; Stand: 20.1.21) je Stellplatz aus.
Diese Maßnahmen dürften den seit Jahren andauernden Boom bei Elektroautos weiter anheizen. Auch 2020 stiegen die Zulassungen weiter an. Der Marktanteil von E-Autos erreichte 54 Prozent. Insgesamt erhielten laut der staatlichen Verkehrsagentur Statens Vegvesen über 157.000 Autos erstmalig ein norwegisches Kennzeichen. Das Minus von 3 Prozent im Jahresvergleich geht hauptsächlich zu lasten der stark gesunkenen Privat- und Gebrauchtwagenimporte. Die Neuwagenzulassungen sanken laut Angaben des norwegischen Verbandes der Automobilimporteure BIL nur um 0,7 Prozent auf etwa 141.400 Stück. Zum Vergleich: In Deutschland wurden etwa 20 Prozent, in der Europäischen Union 25 Prozent weniger Pkw zugelassen als 2019.
Laut Verbandschef Erik Andresen soll der norwegische Neu-Pkw-Markt 2021 um 3,5 Prozent auf etwa 146.500 Fahrzeuge wachsen. Der Anteil batterieelektrischer Autos soll demnach um weitere 10 Prozentpunkte zulegen. Mit etwa 95.000 Elektroautos würden sich ihre Zulassungszahlen binnen drei Jahren damit mehr als verdoppeln. In etwa stabil bleiben dürften Verkäufe von Plug-in-Hybriden, die bis zu 20 Prozent des Marktes ausmachen.
Bei etwa 20 Prozent soll 2021 auch der Anteil rein elektrisch angetriebener Fahrzeuge am Kleintransporter-Markt liegen. Das wäre eine Vervierfachung gegenüber 2019. Insgesamt soll sich die Nachfrage in diesem Segment im Jahresvergleich ebenfalls erholen, dürfte mit 35.000 Stück aber unter dem Vor-Corona-Niveau bleiben. Die Lkw-Verkäufe könnten um bis zu 25 Prozent gegenüber dem sehr schwachen Jahr 2020 zulegen und wieder die 5.000-Marke überschreiten.
Eine Prognose für Busverkäufe bleibt angesichts der ungewissen Entwicklung des Tourismus und dem auch Anfang 2021 weiter geltenden Aufruf zur Meidung von Massentransportmitteln schwierig. Sie haben nach einem Rückgang um über 40 Prozent im Jahr 2020 am meisten aufzuholen.