Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Deutsche Wettbewerbsposition | Norwegen

Die Konkurrenz hat aufgeholt

Deutschland hat als Lieferland Norwegens Anteile verloren. Die Lieferungen in die entgegengesetzte Richtung steigen. Ein Produkt könnte in Zukunft an Bedeutung gewinnen.

Von Michał Woźniak | Stockholm

Norwegen hat als Handelspartner Deutschlands zwischen 2011 und 2020 stärker an Bedeutung verloren als seine skandinavischen Nachbarn. Dies ist allerdings der Entwicklung auf den Rohstoffmärkten geschuldet. Das Absatzvolumen deutscher Waren wuchs laut Statistischem Bundesamt bis zum Beginn der Pandemie kontinuierlich. Dieser Trend wird sich mittel- bis langfristig wahrscheinlich fortsetzen. Wegen des zurückgehenden Öl- und Gasgeschäfts brauchen die norwegischen Unternehmen Technologiepartner, um neue, innovative Betätigungsfelder aufzubauen.

Für Zukunftsbranchen wie die Batterie- und Wasserstoffproduktion bietet Norwegen gute Bedingungen. Dies könnte neue deutsche Investoren anlocken. Bisher bleiben deutsche Unternehmen nach Niederlassungs- und Mitarbeiterzahl hinter Firmen aus dem Rest Skandinaviens, dem Vereinigten Königreich und den USA zurück. Laut dem norwegischen Statistikamt SSB stieg die Anzahl deutscher Niederlassungen zwischen 2010 und 2019 langsamer als die der ausländischen insgesamt. Beschäftigung und Umsätze übertrafen dagegen den Durchschnitt.

Norwegen auf einen Blick

Norwegen importierte 2021 laut dem norwegischen Statistikamt SSB Waren im Wert von 83 Milliarden Euro, davon stammten 11 Prozent aus Deutschland. Destatis zufolge lag das Land 2020 auf Rang 29 der wichtigsten deutschen Absatzmärkte.

Norwegen exportierte 2021 Waren im Wert von 136 Milliarden Euro. 19 Prozent davon gingen nach Deutschland. Im Jahr 2020 lag Norwegen auf Rang 28 der wichtigsten deutschen Bezugsmärkte.

Laut dem norwegischen Statistikamt SSB waren 2019 rund 400 deutsche Unternehmen in Norwegen ansässig. Die meisten haben ihren Standort in den Ballungsräumen von Oslo, Bergen, Stavanger und Trondheim. Damit stellen deutsche Firmen etwa 28.000 Arbeitsplätze im Land.

Deutschland verliert Marktanteile

Durch die pandemiebedingte Abwertung der norwegischen Krone stiegen die norwegischen Importe aus Deutschland laut dem dortigen Statistikamt SSB auch 2020 und 2021. Trotzdem verlor die Bundesrepublik Marktanteile. Nur bei mineralischen Brennstoffen sowie tierischen und pflanzlichen Ölen war die Importdynamik überdurchschnittlich.

Mit Ausnahme Italiens und Spaniens erging es anderen etablierten west- und nordeuropäischen Lieferländern ähnlich. Trotz der engen Bindung Norwegens an den europäischen Gemeinschaftsmarkt wuchsen neben den Marktanteilen mittelosteuropäischer Lieferanten vor allem jene aus Südostasien, Nord- und Lateinamerika.

Dies ist zum einen auf die Änderungen des Importwaren-Mix zurückzuführen: Besonders kräftig wächst in Norwegen die Nachfrage nach weniger verarbeiteten Waren und Konsumgütern. Zum anderen profitieren manche Lieferländer davon, dass globale Konzerne ihre Produktionsstätten dorthin verlegt haben.

Bild vergrößern

China holt bei Kfz-Lieferungen stark auf

In den letzten zehn Jahren konnten deutsche Anbieter in einigen ihrer Paradedisziplinen deutlich schneller wachsen als ihre internationale Konkurrenz: bei Metallbearbeitungsmaschinen und organischen Chemikalien um 25 Prozent, bei Büromaschinen sogar um mehr als 30 Prozent.

Deutlich langsamer als die Konkurrenz entwickelten sich dagegen zwischen 2012 und 2021 deutsche Lieferungen in den wichtigen Warengruppen Elektrogeräte und Kfz. Deutsche Autobauer waren auf den Boom bei Elektroautos nicht vorbereitet. Neben den USA, die vor allem Fahrzeuge von Tesla lieferten, holte insbesondere China als Lieferland auf. Noch 2012 erreichten Kfz-Importe aus Fernost nur etwa 3 Prozent der entsprechenden Lieferungen aus Deutschland. Im Jahr 2021 waren es dagegen fast 50 Prozent.

Bild vergrößern

Hauptlieferanten wichtiger Produkte (Anteil in Prozent) 1)

Rang

Produkt

2001

2011

2021

 Kfz und -Teile 2)

1

Deutschland

39,4

38,6

27,1

2

China

0,5

1,4

13,2

3

Schweden

13,3

12,0

8,3

Maschinen 3)

1

Deutschland

18,9

17,8

17,5

2

Schweden

16,0

13,2

10,8

3

Vereinigtes Königreich

11,5

12,1

8,5

Chemische Erzeugnisse 4)

1

Deutschland

15,6

16,2

14,7

2

USA

6,4

7,4

11,5

3

Schweden

16,4

11,9

9,1

1) Anteile der größten Liefernationen bei den für Deutschland bedeutendsten Exportprodukten nach Norwegen; 2) SITC-Gruppe 78; 3) SITC-Gruppen 71-74; 4) SITC-Gruppe 5Quelle: Norwegisches Statistikamt SSB 2022

Wasserstoff als norwegischer Exportschlager?

Etwa 80 Prozent der deutschen Importe aus Norwegen entfallen auf vier Produktgruppen: Erdöl, Erdgas, Fisch/Meeresfrüchte sowie Nichteisenmetalle (hauptsächlich Aluminium). In den ersten drei genannten Kategorien gehört das skandinavische Land jeweils auch zu den fünf wichtigsten Lieferanten der Bundesrepublik. Gleichzeitig hat Norwegen dort aber in den letzten zehn Jahren teilweise deutlich an Bedeutung verloren.

In Zukunft hofft das Land neue Importeinnahmequellen zu erschließen: zum einen Wasserstoff, mittelfristig gewonnen aus Gas (blau), langfristig aus erneuerbaren Energien (grün). Zum anderen sollen die bisherigen Bemühungen für die Entwicklung von Technologien zur Kohlenstoffdioxid-Abscheidung und -Speicherung (CCS) zu Geld gemacht werden, womöglich sogar als Kopplungsgeschäft in Verbindung mit Gaslieferungen.

Bild vergrößern

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.