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Fremdenverkehr will nachhaltiger werden

Österreichs Tourismus hat nach der Pandemie viel aufzuholen. Die Branche will digitaler und nachhaltiger werden. Das bietet Chancen auch für deutsche Unternehmen.

Von Udo Sellhast | Berlin

Die Wirtschaftskammer Österreich (WKO) hat Ansätze für mehr Energieeffizienz in Beherbergungsbetrieben zusammengestellt: Der Ausbau von LED-Beleuchtungssystemen, kombiniert mit Bewegungsmeldern oder Zeitsteuerungen, ist angesichts steigender Energiepreise auch aus ökonomischen Gründen geboten. Gleiches gilt für verstärkte Gebäudedämmung, neue Heizungssteuerungen und Fassaden- sowie Dachbegrünungen.

Bei der Umstellung auf mehr Nachhaltigkeit bieten sich auch innovativen Anbietern aus Deutschland Chancen. So können beispielsweise deutsche Kälteanlagenbauer und Elektroinstallateure auf Aufträge für Wärmepumpen oder Fotovoltaikanlagen von österreichischen Hotels hoffen. Ein Alleinstellungsmerkmal hilft bei der Kundenakquise. Das belegt der Exportpreis Bayern 2021: Eines von drei prämierten Unternehmen war die Schreinerei Franz Schroll GmbH mit ihren innovativen Sauna- und Spalösungen. Diese vertreibt die Firma aus Oberbayern unter anderem an Kunden in Österreich.

Im Oktober 2021 zeichnete das Tourismusministerium acht Leuchtturmprojekte für "Nachhaltigkeit und Resilienz im Tourismus" aus. Dazu gehörten unter anderem ein Öko-Hallenbad und ein regionales Gastronomiekonzept. Die Vorhaben erhalten insgesamt 1,3 Millionen Euro an Fördermitteln. Beispiele für die nachhaltigere Ausrichtung des österreichischen Wintertourismus waren bereits zuvor wasserstoffbetriebene Pistenraupen oder mit Ökostrom angetriebene Seilbahnen.

Reiseerlebnis wird digitalisiert

Die digitale Transformation bildete einen zentralen Punkt der Österreichischen Tourismustage im Mai 2022. Branchenvertreter diskutierten Trends bei der Nutzung von Kundendaten und der "Gamification" des Reiseerlebnisses im virtuellen Raum. Diese könnten etwa deutschen IT- und Software-Dienstleistern neue Marktchancen in Österreich eröffnen.

Angesichts der Lockdowns im Zuge der Coronapandemie hat die nationale Tourismusmarketing-Organisation Österreich Werbung für die Wintersaison 2021 das "Austrian Ski Game" entwickeln lassen. Über 116.000 Nutzer trugen in rund 5 Millionen Rennen einen virtuellen Ski-Cup auf vier Pisten aus. Diese entsprachen realen Abfahrten in österreichischen Orten. Die beteiligten Regionen profitierten von 615 Millionen Ad Impressions. Zu den prämierten Leuchtturmprojekten zählten auch digitale Vorhaben. Die Jury überzeugte beispielsweise eine online individuell gestaltbare Pauschalradreise und ein Nachhaltigkeitsindex für eine Buchungsplattform.

Tourismus von zentraler Bedeutung

Zwischen November 2021 und Februar 2022 lagen die Einnahmen der Tourismusbranche laut dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) noch ein Drittel niedriger als in der Vor-Coronazeit. Besonders stark waren die Einbrüche in Wien. Glimpflicher kamen hingegen Kärnten und die Steiermark davon.

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Die Europäische Kommission prognostiziert in Österreich für 2022 ein reales Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 3,9 Prozent. Dies schreibt sie zu großen Teilen der Wiederbelebung der Tourismus- und Dienstleistungswirtschaft zu. Das WIFO sagt voraus, dass die Übernachtungszahlen 2022 wieder 85 Prozent des Niveaus von 2019 erreichen werden. Unsicherheiten infolge des Krieges in der Ukraine sowie der Fachkräftemangel bremsen indes den Aufwärtstrend.

Im April 2022 verzeichnete der Arbeitsmarktservice Österreich in der Branche über 15.000 vakante Stellen. Das entspricht 12 Prozent des Gesamtbestands offener Arbeitsstellen in Österreich. Für Saisonkräfte aus Nicht-EU-Staaten erleichtert Österreich mit der "Rot-Weiß-Roten Karte" den Zugang zum Arbeitsmarkt.

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