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Wirtschaftsumfeld | Österreich | Investitionsförderung

Perspektiven für ausländische Direktinvestitionen

Die österreichische Wirtschaft startete mit einem kräftigen Wachstum ins neue Jahr. Konjunkturprognosen sind wegen des Krieges in der Ukraine mit Unsicherheiten behaftet.

Von Kirsten Grieß | Berlin

Nach dem vierten Lockdown zog die österreichische Wirtschaft im 1. Quartal 2022 kräftig an. Die Wirtschaftsleistung stieg gegenüber dem Vorquartal real um 2,5 Prozent. Wachstumstreiber war vor allem die Industrie. Mit dem Ukrainekrieg und den Sanktionen gegen Russland trübt sich jedoch die Stimmung erneut ein. Das österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) prognostizierte für 2022 zuletzt ein reales Wachstum von 3,9 Prozent. Das sind 1,3 Prozentpunkte weniger als in der letzten Prognose Ende 2021. Auch die EU-Kommission korrigierte in ihrer Frühjahrsprognose die Wachstumserwartung für 2022 auf 3,9 Prozent.  

Lebensqualität ist hoch, aber Arbeitskräfte fehlen 

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Österreichs lag 2021 bei rund 403,4 Milliarden Euro. Für die 9 Millionen Einwohner bedeutet das ein durchschnittliches BIP pro Kopf von rund 45.040 Euro. Das sind gut 2.000 Euro mehr als in Deutschland. Der vergleichsweise hohe Lebensstandard und die hohe Lebensqualität sind Standortfaktoren, mit denen Österreich besonders punktet. Das Land profitiert außerdem von seiner zentralen Lage in Europa. Sorgen bereitet indes der Arbeitsmarkt mit einem ausgeprägten Fachkräftemangel. Angesichts einer Inflation von zuletzt über 7 Prozent könnten die Lohnkosten in Zukunft deutlich höher ausfallen.

Weitere Informationen zu den wichtigsten Standortfaktoren finden Sie im GTAI Wirtschaftsstandort für Österreich. Wir stellen Ihnen auch Daten zur Entwicklung der Lohn- und Lohnnebenkosten in Österreich zur Verfügung. 

Mietpreisentwicklung in Österreich (in Euro pro qm)

Indikator

2019

2020

2021

Büroraum Wien, Premium-Lage

25,50

25,50

26,00

Büroraum Wien, gute Lage

13,50 - 18,00

14,50 - 19,00

14,50 - 19,00

Büroraum Wien, mittlere Lage 

10,00 - 13,00

10,00 - 14,00

10,00 - 14,00

Quelle: Modesta Real Estate 2022

Ehrgeizige Ziele bei der Energiewende

Als Alpenland ist Österreich in besonderem Maße vom Klimawandel betroffen. Der Klimaschutz steht deshalb weit oben auf der politischen Agenda, die Maßnahmen sind ambitioniert. Österreich will bis 2030 die Stromerzeugung zu 100 Prozent auf erneuerbare Energiequellen umstellen. Die Nutzung von Fotovoltaik soll massiv ausgebaut werden. Dies wird durch umfangreiche Fördermaßnahmen unterstützt. Gute Geschäftschancen bieten sich auch beim Neu- und Ausbau von Wasserkraftanlagen, der Windenergie, der energetischen Gebäudesanierung und beim Umstieg zur Elektromobilität. In diesen Feldern werden langfristig innovative Lösungen und Investitionen gefragt sein.

Ausländische Investitionen zogen 2021 wieder an 

Die vorläufigen Zahlen der Österreichischen Nationalbank (OeNB) belegen für 2021 eine Wiederbelebung der ausländischen Direktinvestitionen (FDI). Geschätzt wird ein Zufluss von rund 11,4 Milliarden Euro. Das wäre ein Plus von knapp 3,5 Prozent im Vergleich zu 2020. Das Wachstum ist relativ gleichmäßig auf die Branchen verteilt.

Insgesamt entfiel im Jahr 2021 laut vorläufigen Schätzungen mehr als die Hälfte des ausländischen Investitionsbestandes auf den Bereich Konzernzentralen (51,7 Prozent). Österreich profitiert dabei von seiner zentralen geografischen Lage und seiner Brückenfunktion nach Mittel- und Osteuropa.

Den zweiten und dritten Platz bei den FDI-Beständen belegen das Finanz- und Versicherungswesen (14,5 Prozent) und der Handel (11 Prozent). Investitionen im Industriebereich sind deutlich geringer. Chemie/Pharma ist die wichtigste Industriebranche im FDI-Ranking. Ihr Anteil am FDI-Bestand lag 2021 bei rund 2,7 Prozent. Die Fahrzeugbaubranche erlebt seit 2019 hingegen einen massiven Rückgang bei ausländischen Investitionen.            

Ausländische Direktinvestitionen in Österreich (in Milliarden Euro)

Indikator

2019

2020

2021*

Kumulierter Bestand

172,4

163,7

175,1

Nettotransfers 

10,7

- 8,7

11,4

* vorläufige Daten Quelle: Österreichische Nationalbank (OeNB) 2022

Unter den Herkunftsländern der Direktinvestitionen belegt Deutschland Platz eins. Im Jahr 2021 stammten laut OeNB rund 29,1 Prozent der FDI-Bestände aus Deutschland. Der Zuwachs von 1,9 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Jahr war deutlich geringer als vor der Pandemie. An zweiter Stelle liegt seit einigen Jahren Russland (13,4 Prozent), gefolgt von den USA (8,3 Prozent) und der Schweiz (7,6 Prozent).  

Deutsche Direktinvestitionen in Österreich (in Milliarden Euro)

Indikator

2019

2020

2021*

Kumulierter Bestand

51,9

49,0

50,9

Nettotransfers

- 0,5

- 2,9

1,9

* vorläufige DatenQuelle: Österreichische Nationalbank (OeNB) 2022

Deutsche Leuchtturmprojekte im High-Tech-Bereich  

Wichtige deutsche Investitionen flossen 2021 in die Industrie. Einer der größten deutschen Investoren in Österreich ist die BMW Group. Das Motorenwerk Steyr in Oberösterreich ist das weltweit größte des Konzerns und einer der größten Industriebetriebe des Landes. BMW investiert an allen österreichischen Standorten fortlaufend, im Jahr 2021 waren es rund 329 Millionen Euro. Nach eigenen Angaben hat BMW über 6 Milliarden Euro in den Standort Österreich investiert.

Das Pharmaunternehmen Böhringer Ingelheim realisiert in kurzem Abstand gleich zwei Großprojekte in Österreich. Im Herbst 2021 eröffnete das Unternehmen eine hochmoderne biopharmazeutische Produktionsanlage am Standort Wien. Im Rahmen dieses Projekts wurden 700 Millionen Euro investiert und 500 Arbeitsplätze geschaffen. Eine weitere Anlage ist in Niederösterreich geplant. Die dafür vorgesehene Investitionssumme von 1,2 Milliarden Euro ist die größte Einzelinvestition in der Geschichte des Unternehmens. 

Die Infineon Technologies AG investierte 1,6 Milliarden Euro in den Bau einer High-Tech-Chipfabrik in Villach, die 2021 in Betrieb ging. Das neue Werk wird als das größte Investitionsprojekt in der europäischen Mikroelektronikbranche gehandelt. Die dort produzierten Chips sollen vor allem die Nachfrage der Automobilindustrie, Rechenzentren und der Solar- und Windenergiebranche bedienen.

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