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Wirtschaftsumfeld | Österreich | Investitionsförderung

Praxischeck

Der Krieg in der Ukraine verunsichert die Wirtschaft. Sie fordert einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien. 

Von Kirsten Grieß | Berlin

Die starke Industrie- und Bauwirtschaft lieferte im 1. Quartal entscheidende Wachstumsimpulse. Der Krieg in der Ukraine, der damit einhergehende drastische Anstieg der Rohstoff- und Energiepreise sowie Angebotsengpässe bremsen jedoch spürbar. Einen Lichtblick bietet der Tourismus. Die Erholung der Branche setzte bereits im 1. Quartal mit den Lockerungen der Coronaauflagen ein. Für das Gesamtjahr 2022 sollen die Bereiche Beherbergung und Gastronomie laut Wifo zur wichtigsten Konjunkturstütze werden und über 2 Prozentpunkte zum BIP-Wachstum beitragen.   

Hohe Kosten und Unsicherheiten trüben die Aussichten  

Ein Unsicherheitsfaktor für die Wirtschaft ist der Krieg in der Ukraine. Österreich ist stark von Öl- und Gasimporten aus Russland abhängig. Laut Wifo-Chef Gabriel Felbermayr wären die Auswirkungen eines Ölembargos der EU allerdings noch überschaubar. Das österreichische Wachstum würde um geschätzte 0,3 Prozentpunkte einknicken. Deutlich schmerzhafter wäre ein Stopp der Erdgaslieferungen. Ein entsprechendes Embargo schließt die österreichische Regierung momentan aber aus. 

Dennoch gibt es schon jetzt absehbare Folgekosten. Erzeuger- und Verbraucherpreise werden weiter ansteigen. Die OeNB geht im Fall einer weiteren Verschärfung des Ukraine-Konflikts und deutlicher Gaslieferungsausfälle von einer Teuerungsrate von bis zu 9 Prozent aus. Das würde nicht nur die Probleme bei der inländischen Produktion verschärfen, sondern auch den privaten Konsum und die Nachfrage nach Dienstleistungen, insbesondere im Tourismus, dämpfen. Mit Blick auf den Herbst birgt das mögliche Auftreten einer neuen Coronawelle weitere Unsicherheiten. 

Top-Manager begrüßen Forschungsförderung   

Auch Österreichs Top-Manager machen sich Sorgen wegen der geopolitischen Lage. In der jährlichen Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte bewerten nur noch 52 Prozent der 232 befragten Führungskräfte die Stimmung in ihrem Unternehmen als positiv. Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Gefahr für die Energieversorgung, die Preisentwicklung und Lieferkettenprobleme werden als besonders bedrohlich eingeschätzt. Eine zentrale Forderung ist der schnelle Ausbau der erneuerbaren Energien und der Kapazitäten des Stromnetzes. Dafür wünschen sich die Manager beschleunigte Verfahren.

Großen Handlungsbedarf sehen die Befragten auch bei den Themen Steuern und Bürokratie. Die vergleichsweise hohe Steuerbelastung schade dem Wirtschaftsstandort Österreich. Hier ist ein erster Schritt mit der jüngsten Steuerreform getan. Die Erleichterungen treten sukzessive in Kraft, sodass man frühestens in einem Jahr die Auswirkungen bewerten kann.

Ein anderes Problemfeld ist der Arbeitsmarkt. Die Verfügbarkeit von Fachkräften und die generelle Flexibilität des Arbeitsmarktes erhalten von den Top-Managern besonders schlechte Noten. In beiden Feldern müsse die Politik nachsteuern. Kurzfristig sind hier aber keine nennenswerten Änderungen zu erwarten. Klare Zustimmung gibt es für die Investitionsförderungen für Umwelttechnologien und den weiteren Ausbau der Forschungsförderung.

WEF-Länderrating 2019, Österreich (wirtschaftlicher Rang von insgesamt 141 Ländern)

Kriterien

Österreich

Deutschland

Gesamtrang

21

7

1 Institutionen (Sicherheit, Transparenz, Recht) 

14

18

2 Infrastruktur 

10

8

3 Adaption von Informations- und Kommunikationstechnologien 

50

36

4 Makroökonomische Stabilität 

1

1

5 Gesundheit 

15

31

6 Bildung und Ausbildung 

16

5

7 Effizienz der Produktmärkte 

17

9

8 Effizienz des Arbeitsmarktes 

29

14

9 Effizienz des Finanzsystems 

30

25

10 Marktgröße 

43

5

11 Dynamik des Geschäftsumfeldes 

30

5

12 Innovationsfähigkeit 

14

1

Quelle: World Economic Forum (Global Competitiveness Report) 2019

Wettbewerbsfähigkeit steigt, strukturelle Probleme bleiben

Österreich rückte im letzten Global Competitiveness Report des World Economic Forum (WEF) aus dem Jahr 2019 um einen Platz auf Rang 21 vor. Im Vergleich zu ähnlich hoch entwickelten Volkswirtschaften hinkt Österreich aber weiter hinterher. Stark ist der Standort mit Blick auf seine makroökonomische Stabilität, die Infrastruktur, die Innovationsfähigkeit und leistungsfähige Institutionen. Wichtige Schwachstellen bleiben die Bereiche Bildung, Arbeitsmarkt und das stark regulierte Geschäftsumfeld. Kein gutes Zeugnis erhält Österreich zudem für den Einsatz von Informationstechnologien. Hier belegt das Land nur Platz 50. 

Anstelle des üblichen WEF-Länderrankings erschien 2020 eine Special Edition zum Umgang der Länder mit der Coronakrise. Bei der Zukunftsfähigkeit und Reaktionsfähigkeit der Regierung liegt Österreich im Mittelfeld. Überdurchschnittlich schneidet es in den Feldern Gesundheit und Sozialsysteme ab. Zusätzlich legte das WEF Mitte 2021 eine internationale Umfrage zur Standortqualität vor. In dem Executive Opinion Survey (EOS) schätzten die befragten Führungskräfte Österreich insgesamt als attraktiven Wirtschaftsstandort ein. Gleichzeitig bleibt das Land in der EU klar hinter Volkswirtschaften wie Dänemark, den Niederlanden oder Finnland zurück.

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