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Branchen | Ostafrika | Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen

Logistik vielfach im Fokus

Für den Aufbau einer lokalen Verarbeitung von Nahrungsmitteln sind ausreichende Kühlmöglichkeiten unabdingbar. Hier setzen aktuelle Vorhaben in Ostafrika an. 

Von Ulrich Binkert | Bonn

Bessere Kühllogistik für Äthiopien

In Äthiopien wird beim Güterumschlagplatz (Dry Port) Modjo, anderthalb Fahrtstunden südöstlich der Hauptstadt Addis Abeba, der Bau eines Kühlzentrums für 50 Millionen US-Dollar (US$) auf 5,6 Hektar Fläche geplant. Das niederländische Konsortium Flying Swans hat dafür laut einer Meldung Anfang 2022 bereits die Machbarkeitsstudie erstellt. Die Hälfte der Finanzierung soll aus den Niederlanden kommen. Addis Fortune zitierte einen Vertreter des staatlichen Ethiopia Trade Logistics Project, wonach man nun auf die Zuteilung der restlichen Finanzierung warte. Kühlketten mit Zentren, wie dem in Modjo geplanten, fehlen in Äthiopien noch vielfach, um Blumen oder Nahrungsmittel im Land zu transportieren oder zu exportieren. Flying Swans koordiniert der niederländischen Entwicklungsbank FMO zufolge die Entwicklung eines nationalen Kühllogistik-Netzwerks in Äthiopien und Dschibuti, über dessen Hafen Äthiopien den Großteil seines Außenhandels abwickelt.

Ethio Agri-CEFT möchte angeblich für 1 Milliarde US$ die größte Speiseölfabrik des Landes bauen. Nach dieser Meldung vom November 2021 gab es keine weiteren Informationen zu diesem Projekt, das Beobachter denn auch für unwahrscheinlich halten. Andererseits laufen in Äthiopien massive Investitionen in die Speiseölherstellung. Zudem handelt es sich bei CEFT um eine Tochter der einheimischen Midroc-Gruppe, die in der Nahrungsmittelindustrie des Landes breit vertreten ist und in letzter Zeit unter anderem Molkereien und Brotfabriken eröffnete oder ausbaute.

Zucker bleibt in Kenia ein wichtiges Thema

Die Rai Group als Kenias führende Zuckerproduzentin will ihre Produktion weiter erhöhen: Die für 44 Millionen US$ errichtete Naitiri Sugar Company in Bungoma, die bis Ende des 1. Quartals 2022 in Betrieb gehen soll, werde ihre Verarbeitungskapazität später auf 6.000 Tonnen täglich verdoppeln. So wurde der Generaldirektor der Firma im Januar 2022 von der Agentur Ecofin zitiert. Die West Kenya Sugar Company, zu der Naitiri gehört, investierte in der Gegend zuvor in den Anbau von Zuckerrohr. Kenia produzierte 2020 nach Presseberichten 604.000 Tonnen Zucker, bei einem Verbrauch von rund 1 Million Tonnen. Die deshalb erforderlichen Importe begrenzte die Regierung 2021 trotzdem auf 210.000 Tonnen. Die Behörden streben seit Langem mehr Produktion im Land an.

Außerdem sicherte sich die Rai Group kurz vor Weihnachten 2021 einen Leasing-Vertrag über ihre ugandische Tochter Sarrai, um 20 Jahre lang die staatliche Mumias Sugar zu betreiben. Sarrai wird laut Presse unverzüglich Mumias Maschinen wieder in Gang bringen, nachdem der von der Kapazität her größte Zuckerhersteller Kenias 2019 pleitegegangen war.

Neuer Anbieter von Kühltechnik am Start

Um eine angemessene Kühltechnik für Pommes Frites und später eventuell auch für gefrorenes Obst und Gemüse bemüht sich SimpliFine. Die neu gegründete kenianische Firma nahm nach Presseberichten vom Januar 2022 eine Pommes-Linie in Betrieb. Kurz davor waren "bei KFC die Fritten ausgegangen", wie selbst der Spiegel über Kenias "Pommes-Gate" berichtete. Trotz lokaler Anbaumöglichkeiten stammen die Kartoffelstäbchen für Fast-Food-Ketten und andere Verbraucher in Kenia oft aus dem Ausland, und zum Jahreswechsel hatte es Versorgungsengpässe gegeben.

NatureLock will mittelgroße und kleine Farmen mit Technik zum Aufbewahren, Trocknen, Kühlen und Verarbeiten ausstatten: Obst und Gemüse dieser Lieferanten verarbeitet der junge kenianische Fast-Food-Hersteller zu einer Mischung, aus der sich mit Wasser in 3 Minuten ein preiswerter Eintopf bereiten lässt. Nach einer Meldung vom Oktober 2021 hat NatureLock von Finca Ventures nun eine Finanzierung in ungenannter Höhe erhalten.

Plattform als Bindeglied zwischen Anbau und Handel

Die kenianische Agro-B2B-Firma Twiga Foods sicherte sich 50 Millionen US$ aus einem Finanzierungskonsortium unter Führung der Private-Equity-Firma Creadev. Die Plattform, die kleine Anbauer frischer Agrarerzeugnisse wie Obst und Gemüse mit dem Handel verbindet, will mit dem Geld Lieferketten besser nachverfolgen und künftig auch mit großen kommerziellen Farmen zusammenarbeiten. Dafür testet Twiga laut Meldungen vom November 2021 gerade ein Konzept. Die Firma plant demnach zudem in Kenias Nachbarländer und anschließend auch nach Côte d'Ivoire, Kongo (Dem.) und Nigeria zu expandieren. Bislang würden täglich 600 Tonnen Erzeugnisse an insgesamt über 10.000 Einzelhändler vermittelt.

Der kenianische Kokosnussverarbeiter Kentaste möchte seine Tageskapazität auf 60.000 Nüsse verdoppeln. Unter anderem dafür erhielt die Firma, die eine Fairtrade-Zertifizierung hat, im Januar 2022 eine Finanzierung über 1,5 Millionen US$ vom EU-Fonds EDFI AgriFI.

Hilfestellung bei der Finanzierung

Finanzierungsengpässe potenzieller Kunden sind ein Hauptgrund, wenn der Erfolg beim Verkauf von Maschinen ausbleibt. Dazu hat nun der führende schweizerische Getreidemühlenhersteller Bühler eine Absichtserklärung mit RentCo Africa unterzeichnet: Die kenianische Finanzierungs- und Leasingfirma versorgt demnach Nahrungsmittelhersteller mit Betriebskapital und außerbilanzieller Finanzierung. Ein Beispiel ist die in Ostafrika häufig kritische Finanzierung von Rohstoffen, steht in einem ausführlichen Interview von Food Business Africa vom November 2021. Nach Ansicht der Firmenvertreter hat außerdem die Coronapandemie dafür gesorgt, dass Nahrungsmittel verstärkt in Afrika selbst produziert werden.

Ruanda will Eipulver herstellen

Die Agrarorganisation der Vereinten Nationen FAO investiert in Ruanda 0,4 Millionen US$ für eine Anlage, die Pulver aus frischen Eiern herstellt. Ruandas Eierproduktion soll nach Regierungsplänen kräftig steigen. Das Pilotprojekt zur Erzeugung von Eipulver, dessen Start für Ende November 2021 geplant war, soll helfen, eine stärkere Verarbeitung im Land in Gang zu bringen.

Neue Futtermittelanlage in Uganda

Sekajja Agro Farms (SAF) will eine Futtermittelanlage bauen. Dafür und für weitere Expansionspläne sicherte sich der ugandische Hähnchenproduzent eine Finanzierung über 1,8 Millionen US$, bereitgestellt durch den von Pearl Capital Partners gemanagten Fonds Yield Uganda Investment. Weitere 0,2 Millionen US$ erhielt SAF vom International Fund for Agricultural Development, so eine Meldung vom Oktober 2021.

Regionenweite Kühlkette in der Planung

Die African Development Bank zahlt nach einer Entscheidung vom Oktober 2021 weitere 10 Millionen US$ in den Arch Cold Chain Solutions East Africa Fund ein. Diese Private-Equity-Firma will mit "bis zu acht" Zentren eine Kühlkette errichten, und zwar in Äthiopien, Kenia, Tansania, Uganda und Ruanda. Davor war von zehn solcher Zentren die Rede gewesen. Gekühlt werden sollen außer landwirtschaftlichen Erzeugnissen auch Arzneimittel. Der Fonds, der von Arch Emerging Markets Partners aus dem Vereinigten Königreich gemanagt wird, will der Meldung zufolge bis zum 2. Quartal 2022 ein Volumen von 100 Millionen US$ erreichen.

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