Ostafrika umfasst klassische Empfängerländer wie Kenia und Tansania genauso wie die fragilen und daher bedürftigen Staaten Somalia und Südsudan. Besonders aktiv ist die Weltbank.
Charakteristika der Länder Ostafrikas
Ostafrika umfasst im Kern die Länder Kenia, Tansania, Uganda, Ruanda und Burundi. Seit der Gründung des Südsudan wird auch dieser meist als Teil Ostafrikas gewertet. Äthiopien, Eritrea, Somalia und Dschibuti werden oft ebenfalls hinzugezählt oder als Horn von Afrika zusammengefasst. Die Inseln im Indischen Ozean (Mauritius, Seychellen, Komoren, Madagaskar) werden manchmal Ostafrika zugeschlagen, bilden aber eigentlich einen separaten Wirtschaftsraum.
Häufig schließen sich die Länder einer Region zu Wirtschaftsräumen zusammen, so auch in Ostafrika. Kenia, Tansania, Uganda, Ruanda, Burundi und der Südsudan bilden hier die Ostafrikanische Gemeinschaft (EAC). Aufgabe der EAC ist es, die wirtschaftliche, politische, soziale und kulturelle Integration in der Region zu stärken. Bereits 2005 hat sie eine Zollunion mit gemeinsamem Außenzolltarif geschaffen, 2010 trat der Gemeinsame Markt in Kraft. Dieser sieht den freien Verkehr von Arbeitskräften, Kapital, Waren und Dienstleistungen innerhalb der EAC vor. Dies wurde bisher jedoch erst zum Teil erreicht.
Für die Betrachtungen und Zahlen in diesem Bericht wird Ostafrika wie folgt definiert: Kenia, Tansania, Uganda, Ruanda, Burundi, Südsudan, Äthiopien, Eritrea, Somalia und Dschibuti.
Die Länder in Ostafrika sind sehr divers. Die Region umfasste im Jahr 2020 zwei der fragilsten Staaten der Welt: Somalia (Platz 2) und Südsudan (Platz 3). Gleichzeitig gelten Länder wie Tansania (Platz 61) und Dschibuti (Platz 47) als stabiler als etwa Ägypten (Platz 35). Die unterschiedliche Kolonialgeschichte sorgt dafür, dass sich neben den nationalen Sprachen auch die zusätzlichen Amtssprachen unterscheiden. Während etwa in Kenia und Uganda Englisch gesprochen wird, sind Burundi und Dschibuti frankophon. Auch die Einwohnerzahl variiert stark. In Ostafrika befindet sich sowohl das große Äthiopien mit seinen 112 Millionen Einwohnern als auch das kleine Dschibuti mit nur 1 Million Einwohnern. Wirtschaftlich gibt es ebenfalls große Unterschiede. Burundi, das ärmste Land der Region hatte 2019 ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf von nur 230 Euro im Jahr. In Dschibuti, dem reichsten Land der Region, betrug das BIP pro Kopf im selben Jahr 2.769 Euro. Entsprechend vielfältig stellt sich auch die Entwicklungszusammenarbeit in der Region dar: Die größten Geber unterscheiden sich ebenso wie die wichtigsten Sektoren von Land zu Land.
Zuweisungen der großen Geber für Ostafrika
Die Weltbank ist in Ostafrika der größte Geber. 2019 sagte sie etwa 5,85 Milliarden Euro an Official Development Assistance (ODA) und anderen Mitteln zu. Die bilaterale ODA der USA für die Länder Ostafrikas war 2019 ebenfalls hoch und belief sich auf rund 3,6 Milliarden Euro. Die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) sagte 2019 etwa 1,84 Milliarden Euro zu. Von den EU-Institutionen, das heißt von Europäischer Kommission und Europäischer Investitionsbank (EIB), floss 2019 ODA in Höhe von 987 Millionen Euro nach Ostafrika.
Ostafrika erhielt von Deutschland 2019 ODA in Höhe von etwa 669 Millionen Euro. Dabei zeigt sich zum einen ein Fokus auf Kriegs- und Krisenländern wie Somalia und Südsudan. Diese zählt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) wie in seinem Reformkonzept "BMZ 2030" dargelegt zu den Nexus- und Friedenspartnern. Über die Sonderinitiative "Fluchtursachen bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren" und gesteigerte Beiträge für internationale Hilfsorganisationen unterstützt es diese Länder besonders. Zum anderen wird aber auch Äthiopien als einziger Reformpartner Deutschlands in Ostafrika mit einer hohen Summe an ODA bedacht. Die KfW Entwicklungsbank setzt dabei die Finanzielle Zusammenarbeit (FZ) Deutschlands im Auftrag der Bundesregierung um, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) führt die Projekte der Technischen Zusammenarbeit (TZ) durch.
Förderstrategien der großen multilateralen Geber in Ostafrika
Weltbank unterstützt regionale Integration
Die Weltbank verfolgt eine Regionalstrategie in ganz Subsahara-Afrika. Darin adressiert sie die Länder des östlichen und südlichen Afrikas gemeinsam. Einige Schwerpunkte ihres dortigen Engagements sind regionale Infrastrukturnetze, wirtschaftliche Diversifizierung sowie Handels- und Transporterleichterungen. Ein besonderer Fokus liegt auch auf dem Umgang mit Fragilität am Horn von Afrika.
EU arbeitet zu drei Schwerpunktbereichen
Allgemein geregelt werden die Beziehungen zwischen der EU und Afrika durch das Cotonou-Abkommen und die Gemeinsame Strategie Afrika-EU. Über den Nachfolger des Cotonou-Abkommens haben die EU und die Organisation der afrikanischen, karibischen und pazifischen Staaten (OAKPS) bereits verhandelt. Es soll spätestens am 01. Dezember 2021 in Kraft treten - bis dahin gilt das Cotonou-Abkommen. Speziell für die Region hat die EU unter anderem den Strategischen Rahmen für das Horn von Afrika und einen entsprechenden regionalen Aktionsplan entwickelt. Zum Horn von Afrika zählt die EU die Länder Dschibuti, Eritrea, Äthiopien, Kenia, Somalia, Sudan, Südsudan und Uganda. Die drei Schwerpunktbereiche, zu denen die EU in Ostafrika arbeitet, sind regionales Management der natürlichen Ressourcen, regionale wirtschaftliche Integration sowie Frieden und Sicherheit.
AfDB fördert Transportsektor
Die AfDB hat ihre Strategie für Ostafrika in ihrem Eastern Africa Regional Integration Strategy Paper 2018 - 2022 festgelegt. Sie fokussiert sich in der Region auf zwei Säulen: die Entwicklung der regionalen Infrastruktur sowie die Stärkung eines Rahmens für Marktintegration, Investitionen und die Entwicklung von Wertschöpfungsketten. Entsprechend waren 2019 die Schwerpunkte in der Region der Transportsektor (66 Prozent der Zusagen) und der Finanzsektor (16 Prozent der Zusagen).
Von Laura Sundermann
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Bonn