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Wirtschaftsumfeld | Pakistan | Außenhandel, Struktur

Deutschland bleibt führender europäischer Lieferant

Das Leistungsbilanzdefizit Pakistans verringerte sich im Jahr 2020. Experten rechnen für das laufende Jahr aufgrund steigender Importe wieder mit einem größeren Fehlbetrag.

Von Heena Nazir | Dubai

Deutschland bleibt für Pakistan führender Lieferant unter den Ländern der Europäischen Union. Es folgten im Jahr 2020 Italien, die Niederlande und Belgien. Eurostat zufolge übertrafen die Ausfuhren aus Deutschland zwar die 1-Milliarde-Euro-Marke, sind aber infolge der Coronakrise im Vergleich zum Vorjahr um 5,4 Prozent gesunken. Etwa ein Viertel des Exportvolumens wird vom Maschinenbau getragen.

Die deutschen Maschinenlieferungen stiegen 2018 gegenüber der Vorjahresperiode um fast 25 Prozent auf 375 Millionen Euro und erreichten einen Spitzenwert. Im Jahr 2019 gingen die deutschen Exporte jedoch stark zurück auf 269 Millionen Euro. Dieser negative Trend verstärkte sich im Jahr 2020. Die deutschen Lieferungen fielen auf 220 Millionen Euro. Schwerpunkte der deutschen Maschinenausfuhren im Jahr 2020 lagen auf Textilmaschinen, Energiesystemen sowie Druck- und Papiertechnik. Für 2021 wird mit einer leichten Erholung gerechnet.

Deutsche Maschinenausfuhr der wichtigsten Fachzweige nach Pakistan (Anteile in Prozent)

2018

2019

2020

Textilmaschinen (Ohne Trockner)

13,1

28,8

24,5

Power Systems (Energiesysteme)

10,9

3,2

14,5

Druck- und Papiertechnik

8,7

6,2

6,2

Armaturen

2,2

3,5

6,0

Antriebstechnik

5,7

6,8

5,3

Verfahrenstechnik (Maschinen und Applikationen)

4,5

4,4

4,9

Textilpflege-, Stoff- und Ledertechnologie

0,9

1,3

4,7

Fördertechnik

5,2

4,0

4,3

Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen

8,1

5,5

4,0

Allgemeine Lufttechnik

3,1

4,1

3,8

Kompressions-.,Druckluft-, Vakuumtechnik

2,3

2,0

2,3

Flüssigkeitspumpe

2,0

1,9

2,2

Kunststoff- u. Gummimaschinen

7,9

8,0

1,7

Baumaschinen und Baustoffanlagen

8,6

5,1

1,6

Quelle: VDMA, Statistisches Bundesamt

China dominert nicht nur bei Maschinenlieferungen

Nach VDMA-Berechnungen importierte das südasiatische Land im Jahr 2019 (letzte verfügbare Zahlen) aus den wichtigsten Lieferländern Maschinen für umgerechnet 3,4 Milliarden Euro. Trotz der Steigerung über die letzten Jahre dürfte der deutsche Anteil an den gesamten Maschineneinfuhren der wichtigsten Länder weiterhin unter 10 Prozent bleiben. Es dominierte China mit einem Anteil von rund 51 Prozent (das steht auch im Zusammenhang mit dem Ausbau des Wirtschaftskorridors China Pakistan Economic Corridor- CPEC). Dahinter folgten Italien mit 8,4 Prozent, Deutschland (8 Prozent), Japan (5,1 Prozent) und die USA (3,2 Prozent).

Der größte Handelspartner ist China mit einem Anteil von aufgerundet 28 Prozent an den gesamten Einfuhren. Es folgen die Vereinigten Arabischen Emirate mit ungefähr 12 Prozent. Die USA kommen auf 5 Prozent, Saudi-Arabien auf 4 Prozent und Deutschland auf etwa 2 Prozent.

Pakistans Exporte im Aufwind

Die pakistanischen Gesamtexporte gingen im Finanzjahr 2019/2020 aufgrund der schwachen globalen Nachfrage um 7,2 Prozent auf 22,5 Milliarden US$ zurück. Die Lage erholt sich langsam wieder. In den ersten neun Monaten des Finanzjahres 2020/21 (Juli 2020 bis März 2021) sind die Ausfuhren um 7,5 Prozent auf 18,7 Milliarden gestiegen (17,4 Milliarden US$ in der Vorjahresperiode). Der Textilsektor, der wichtigste Exportzweig des Landes mit einem Anteil an den Gesamtausfuhren von etwa 60 Prozent, wurde am Anfang der Covid-19-Krise besonders hart getroffen. Die Situation verbesserte sich Ende 2020 und zeigt im laufenden Finanzjahr 2020/2021 eine Kehrtwende.

Nach Angaben des Pakistan Bureau of Statistics stiegen die Ausfuhren von Textilien von Juli 2020 bis März 2021 um 9,6 Prozent auf 11,4 Milliarden US$ gegenüber 10,4 Milliarden US$ im Vorjahr. Globale Zulieferer haben Aufträge in die Islamische Republik umgeleitet, da die Lockdown-Bestimmungen in anderen Ländern härter waren und die Produktion dort negativ beeinflussten. Vor allem die Nachfrage aus Europa und den USA hat stark zugenommen und liegt derzeit sogar über dem Vorkrisenniveau.

Eurostat zufolge beliefen sich die Exporte nach Deutschland im Jahr 2020 auf 1,9 Milliarden Euro und lagen damit auf Vorjahresniveau. Die mit Abstand wichtigsten Lieferungen nach Deutschland sind Textilien und Bekleidung, gefolgt von Leder und Lederwaren. Pakistan will sich aber auch bei höherwertigen Industriegütern positionieren. Die Ausfuhr von Nahrungsmitteln, medizinischen Instrumenten und der Rohstoffsektor bieten unter anderem Potenziale.

Niedrige Ölpreise reduzieren Handelsbilanzdefizit

Der traditionell negative Handelsbilanzsaldo ist im Finanzjahr 2019/2020 (1. Juli 2019 bis 30. Juni 2020) auf 19,9 Milliarden US-Dollar (US$) gesunken, den niedrigsten Wert seit 2015. Dies ist hauptsächlich auf den gefallenen Importwert (minus 18,2 Prozent auf umgerechnet 42,4 Milliarden US$) zurückzuführen. Hier profitierte Pakistan von den niedrigen Ölpreisen (ein Drittel der Gesamteinfuhren bestehen aus Erdöl).

Positiv wirkten sich auch die steigenden Auslandsüberweisungen der Gastarbeiter in Drittstaaten aus. Diese wuchsen von Juli 2020 bis März 2021 auf 21,5 Milliarden US$ an. Gegenüber den 17 Milliarden US$ des Vorjahres entspricht das einem Wachstum von 26,5 Prozent. Dieser Anstieg ist pandemiebedingt und lässt sich weniger auf eine langfristige Entwicklung zurückführen. Da viele im Ausland lebenden pakistanischen Arbeiter ihre Jobs verloren und ihre gesamten Ersparnisse zurück in ihre Heimat überwiesen haben, handelt es sich um einen kurzfristigen Sondereffekt.

Der Internationale Währungsfonds geht davon aus, dass sich das Leistungsbilanzdefizit in den Jahren 2021 und 2022 wieder ausweiten wird, basierend auf der Annahme, dass die Ölpreise erneut steigen und die Auslandsüberweisungen der Gastarbeiter in Drittstaaten sinken werden. Erste Tendenzen zeichnen sich bereits ab. Für den Zeitraum von Juli 2020 bis März 2021 sind die Einfuhren um 14,7 Prozent auf 39,9 Milliarden US$ gestiegen (34,8 Milliarden US$, Vorjahresperiode).

Außenhandel Pakistans (in Millionen US$; Veränderung in Prozent) 1)

2018/2019

2019/2020 2)

Veränderung

2018/2020

Importe (fob)

51.869

42.417

-18,2

 Rohöl und Ölerzeugnisse (cif)

10.838

7.418

-31,6

Exporte (fob)

24.257

22.507

-7,2

Handelsbilanzdefizit

-27.612

-19.910

-27,9

1) Fiskaljahr: 1.7. bis 30.6; 2) vorläufige offizielle AngabenQuelle: Zentralbank Pakistan, Pakistanisches Statistikamt


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