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Erschließung des palästinensischen Erdgasfeldes rückt näher

Israel hat der Nutzung des Gaza-Marine-Reservoirs zugestimmt. Der Rückgriff auf eigene Vorkommen wäre für die Palästinensischen Gebiete von großer wirtschaftlicher Bedeutung.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Im Juni 2023 hat das israelische Ministerpräsidentenamt der Erschließung des vor der Küste des Gazastreifens gelegenen Gaza-Marine-Erdgasfelds offiziell zugestimmt. Das Projekt soll in Zusammenarbeit zwischen Israel, Ägypten und der Palästinensischen Autonomiebehörde realisiert werden.

Israels Zustimmung stellt einen Durchbruch in den langjährigen Bemühungen um die Nutzung von Gaza Marine dar. Die Erschließung des 2000 entdeckten Feldes wurde von der israelischen Regierung bisher verhindert.

Bedeutende wirtschaftliche Vorteile zu erwarten

Der Umfang des Reservoirs wird auf rund 30 Milliarden Kubikmeter geschätzt. Seine Nutzung würde den palästinensischen Energiesektor stärken, die Versorgungssicherheit erhöhen und die Wirtschaft insgesamt auf eine festere Grundlage stellen.

Zudem würde die Leistungsbilanz entlastet. Im Jahr 2021 belief sich das Defizit der Palästinensischen Gebiete im Waren- und Dienstleistungshandel nach Angaben des Zentralamts für Statistik (Palestinian Central Bureau of Statistics - PCBS) auf 7 Milliarden US-Dollar. Das entsprach 39 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Die palästinensischen Elektrizitätsimporte lagen 2021 laut dem PCBS bei 6,7 Gigawattstunden. Damit machten sie rund 90 Prozent des Gesamtverbrauchs aus. Nahezu die gesamte Einfuhr kam aus Israel und ein kleiner Teil aus Jordanien.

Selbstversorgungsgrad soll steigen

Der wichtigste einheimische Stromerzeuger ist das Kraftwerk im Gazastreifen (Gaza Power Plant). Es hat eine Leistungskapazität von 140 Megawatt. Allerdings ist es auf Importe von Dieselkraftstoff angewiesen, und diese werden von Israel kontrolliert. In der Folge kann das Kraftwerk seine Kapazität nur zum Teil nutzen. Gesicherte Belieferung mit einheimischem Erdgas würde die Energiekrise in Gaza entschärfen. Auch das geplante Kraftwerk in Dschenin im Westjordanland wäre ein wichtiger Abnehmer.

Die palästinensische Regierung will den energetischen Selbstversorgungsgrad deutlich erhöhen. Bei ausreichender Versorgung mit Energieträgern könnte die Elektrizitätswirtschaft bis 2030 Schätzungen zufolge 50 Prozent des einheimischen Strombedarfs mit fossilen Kraftstoffen, hauptsächlich Erdgas, decken. Weitere 10 Prozent ließen sich mithilfe erneuerbarer Energien bestreiten.

Gute Aussichten für Exporte

Die Einbindung von Gaza Marine in die regionale Erdgaswirtschaft würde das Reservoir für ausländische Investoren attraktiver machen. Ägypten hat bereits vor längerer Zeit seine Bereitschaft bekundet, bei der Erschließung, Nutzung und Ausfuhr von palästinensischem Erdgas mitzumachen. Die Egyptian Natural Gas Holding Company (EGAS) gilt denn auch als ein aussichtsreicher Kandidat für die Teilnahme am Gaza-Marine-Projekt.

Zwar bleibt abzuwarten, ob politische Faktoren die Erschließung des palästinensischen Erdgasfeldes nicht verzögern werden. Allerdings ist die grundsätzliche Übereinstimmung, das Projekt zu realisieren, ein vielversprechendes Signal.


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