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Palästinensische Stein- und Marmorindustrie wird ausgebaut

Wirtschaftsministerium und Fachverband beschließen Schritte zur Stärkung der Steinverarbeitungsbranche. Dabei sollen die Exporte gefördert und neue Märkte erschlossen werden.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Im März 2023 hat ein gemeinsames technisches Komitee des palästinensischen Wirtschaftsministeriums, des Palästinensischen Normeninstituts (Palestine Standards Institution) und des Fachverbands der Stein- und Marmorindustrie (Union of Stone and Marble Industry) Maßnahmen zum Ausbau der Steinverarbeitungsindustrie beschlossen. Das hat die offizielle palästinensische Nachrichtenagentur WAFA berichtet.

Wichtiger Wirtschaftszweig

Auf dem Binnenmarkt soll die Branche besser vor Importen geschützt werden, die nicht den palästinensischen Normen entsprechen. Deshalb sind strengere Importkontrollen für Steinerzeugnisse vorgesehen. Entsprechende Verordnungen, so das gemeinsame technische Komitee, befänden sich bereits in Vorbereitung.

Manal Al-Desouki, Generaldirektorin der Handelsabteilung im Wirtschaftsministerium, hob hervor, die Stein- und Marmorbranche erbringe 20 Prozent der palästinensischen Industrieproduktion. Nach Angaben der Behörde für Investitionsförderung und Gewerbeansiedlungszonen (Investment Promotion and Industrial Estates Agency) trägt die Branche 4,8 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei und beschäftigt 25.000 Personen.

Stein- und Marmorbranche ist führender Exporteur

Im Rahmen der neuen Maßnahmen soll die Ausfuhr ausgebaut werden. Die Stein- und Marmorbranche ist ein führender Exportzweig der palästinensischen Wirtschaft. Nach Angaben der Außenhandelsstatistik lagen die Ausfuhren von bearbeiteten Werksteinen und Waren daraus (SITC 661.3) im Jahr 2021 bei 173 Millionen US-Dollar (US$). Das entsprach 12,7 Prozent der palästinensischen Warenausfuhr. Damit waren die Palästinensischen Gebiete 2021 der weltweit elftgrößte Exporteur von bearbeiteten Werksteinen und Waren daraus.

Erschließung neuer Märkte

Indessen leidet diese Ausfuhrposition - wie die palästinensischen Exporte generell - an einer starken Abhängigkeit von Israel. Im Jahr 2021 entfielen auf Israel 88,5 Prozent der Ausfuhr von Steinverarbeitungsprodukten. Auf Rang zwei folgte mit großem Abstand Jordanien mit 7 Prozent. Damit schlug der Rest der Welt lediglich mit 4,5 Prozent des Exportwertes zu Buche.

Die Ausfuhr nach Israel ist für palästinensische Anbieter einfacher als Überseetransaktionen. Zum einen sind die Palästinensischen Gebiete und Israel unmittelbare Nachbarn. Ferner bilden sie aufgrund vertraglicher Vereinbarungen eine Zollunion. Schließlich ist der israelische Neue Schekel die Hauptverkehrswährung in den Palästinensischen Gebieten. Diese Abhängigkeit zu überwinden, ist allerdings eine wichtige Voraussetzung für den Aufbau einer breitgefächerten Palette von Abnehmerländern.

Unter anderem strebt die palästinensische Regierung eine Stärkung der Marktposition der Stein- und Marmorbranche in Mitgliedsländern der Organisation für Islamische Zusammenarbeit an. Durch ein gemeinsam mit dem Fachverband der Stein- und Marmorindustrie durchgeführtes Projekt will die Regierung die Wettbewerbsfähigkeit palästinensischer Bauprodukte auf diesen Märkten erhöhen. Die Branche will zudem an internationalen Fachausstellungen teilnehmen, um die Exportbeziehungen zu neuen Märkten auszubauen.

Initiative ausländischer Importeure wichtig

Indessen stellt das bisher minimale Volumen der Exporte auf überseeische Märkte eine große Herausforderung dar. Nicht zuletzt sind palästinensische Exporteure auf führenden Importmärkten für Steinverarbeitungsprodukte wie den USA, Südkorea, Frankreich und Deutschland kaum vertreten. In dieser Situation könnten ausländische Hilfe beim Aufbau eines Exportnetzes und Initiativen ausländischer Importeure der Branche entscheidende Impulse geben. Das trifft sowohl für die Bedarfserschließung als auch für Logistik zu.  

Auch ausländisches Engagement in der Produktion kann eine konstruktive Rolle spielen. Das gilt nicht zuletzt für die Modernisierung der Produktionsmethoden und Innovationsinvestitionen.

Überwiegend werden halbautomatische Maschinen genutzt 

Nach Angaben der Behörde für Investitionsförderung und Gewerbeansiedlungszonen sind die von der Stein- und Marmorverarbeitungsbranche genutzten Ausrüstungen zu 85 Prozent halb- und zu 15 Prozent vollautomatisch. Als Fachverband der Branche fungiert die Vereinigung der Stein- und Marmorindustrie (Union of Stone and Marble Industry). Der Vereinigung gehören rund 400 Mitgliedsunternehmen an. Sie agiert als Interessenvertretung der einheimischen Hersteller ebenso wie als Kontaktstelle für ausländische Abnehmer und Investoren.

Die Einfuhr von bearbeiteten Werksteinen und Waren daraus belief sich 2021 auf 31 Millionen US$. Das entsprach 17,8 Prozent der Ausfuhr. Die wichtigsten Lieferländer waren die Türkei, China und Ägypten.

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