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Branchen | Panama | Bergbau

Die Rückkehr des Metallbergbaus

Kupfer hat sich zum wichtigsten Exportprodukt Panamas entwickelt. Die Regierung will gesetzliche, wirtschaftliche und institutionelle Bedingungen für den Bergbau verbessern.

Von Sofia Hempel | Bonn

Bislang zählten Bananen, Zucker und Meeresfrüchte zu den wichtigsten Warenexporten Panamas. Mit dem Beginn des Kupferabbaus im Jahr 2019 hat sich die Zollstatistik grundlegend geändert: Innerhalb weniger Monate hat sich das zentralamerikanische Land vom Agrarexporteur zu einem weltweiten Kupferlieferanten entwickelt.

Im Jahr 2019 exportierte Panama Kupfer im Wert von 793 Millionen US-Dollar (US$), im Jahr 2020 überschritt das Exportvolumen die 1 Milliarde-US$-Marke. Im laufenden Jahr dürften die Exporte, auch wegen der hohen Weltmarktpreise, abermals deutlich zulegen. Darauf deuten die Handelsstatistiken aus dem 1. Quartal hin.

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Kupfermine hat deutschen Firmen Aufträge gebracht

Das Kupfer stammt aus der Tagebaumine Cobre Panamá im Westen des Landes. Sie gehört dem kanadischen Unternehmen First Quantum Minerals, Betreiber ist die Tochterfirma Minera Panamá. Cobre Panamá ist mit knapp 7 Milliarden US$ die teuerste private Investition und mit einer konzessionierten Fläche von 13.000 Hektar das mit Abstand größte Bergbauvorhaben des Landes. Auch deutschen Unternehmen wie Liebherr und Peri hat das Projekt Aufträge beschert. Die Deutsche Botschaft in Panama geht davon aus, dass es weiterhin Geschäftschancen für deutsche Firmen bietet. Die Kupfervorräte würden frühestens in 40 Jahren erschöpft sein.

Broadway Minerals will alte Goldmine reaktivieren

Bis vor wenigen Jahren lag der Schwerpunkt des Bergbaus noch in der Förderung von nicht metallischen Bodenschätzen für die bis etwa 2018 florierende heimische Baubranche. Spätestens die Coronapandemie hat den Boom und damit die Nachfrage nach Baumaterialien ausgebremst, im Jahr 2020 brach der Bausektor um über 50 Prozent ein.

Dafür steht dem Land die Rückkehr des Metallbergbaus bevor - die Eröffnung der Mine Cobre Panamá im Jahr 2019 dürfte erst der Anfang sein: Laut dem Bergbauverband CAMIPA gibt es elf weitere weit entwickelte Lagerstätten und Projekte. In den nächsten Monaten werden voraussichtlich zwei Unternehmen mit dem Abbau von Gold starten, das panamaische Veragold Mining (Mine Santa Rosa) und die Tochterfirma Minera Cerro Quema des kanadischen Bergbauunternehmens Orla Mining.

Mitte Mai gab der Minister für Handel und Industrie, Ramón Martínez, bekannt, dass das kanadische Unternehmen Broadway Minerals 200 Millionen US$ investieren wolle, um die Molejón-Goldmine zu reaktivieren. Sie wurde im Jahr 2014 geschlossen und befand sich bis dahin im Besitz der Firma Petaquilla Minerals. Darüber hinaus wolle Broadway Minerals für 200 Millionen US$ eine Raffinerie bauen, die zur Hälfte dem Staat gehören soll.

Bedeutung des Bergbaus für Panamas Wirtschaft steigt immens

Bereits vor der Coronakrise hat die Regierung in ihrem Strategieplan für die Jahre 2019 bis 2024 festgelegt, dass der Bergbau einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der Wirtschaft leisten soll. Dass er eine so zentrale Rolle spielen würde, hätte damals wohl niemand geahnt: Während die meisten Branchen im Jahr 2020 in eine tiefe Krise stürzten, wuchs der Bergbau real um 34 Prozent zum Vorjahr. Der Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) hat sich 2020 gegenüber 2018 beinahe verdoppelt, auf 3,6 Prozent. Schon im Jahr 2022 könnte der Bergbau laut dem Verband CAMIPA durch die Goldproduktion auf 8 Prozent kommen. Spätestens dann dürfte der Sektor für die Volkswirtschaft sogar wichtiger werden als der Panamakanal. Sein direkter und indirekter Beitrag zum BIP lag 2020 bei 3,8 Prozent.

Regierung arbeitet an einer Bergbaupolitik

Panamas Regierung bereitet sich auf einen intensiveren Metallabbau im Land vor. Und sie hat damit begonnen, die Weichen zu stellen für eine nachhaltige, umweltgerechtere und internationalen Standards entsprechende Bergbaupolitik, die dem Land bislang fehlt. Bei der Verbesserung der rechtlichen, wirtschaftlichen und institutionellen Bedingungen wird die Regierung von internationalen Expertengruppen unterstützt.

Im Jahr 2019 ist Panama dem zwischenstaatlichen Forum für Bergbau, Mineralien, Metalle und nachhaltige Entwicklung (IGF) beigetreten. Die Organisation berät Mitgliedsstaaten dabei, wie sie negative Auswirkungen des Bergbaus auf die Umwelt begrenzen können und wie Gewinne aus dem Bergbau fairer verteilt werden.

Darüber erhält die Regierung Unterstützung von CONNEX, einer G7-Initiative. Sie ist darauf spezialisiert, Entwicklungs- und Schwellenländern bei der Ausarbeitung komplexer Verträge mit Bergbauunternehmen unter die Arme zu greifen. Bei den Nachverhandlungen um höhere Abgaben mit dem Unternehmen Minera Panamá wird die Regierung durch eine internationale Wirtschaftskanzlei repräsentiert.

Nicht zuletzt soll die Nationale Direktion für Bodenschätze (DNRM) fit gemacht werden, um einen groß angelegten Bergbau besser kontrollieren und beaufsichtigen zu können. Das Bergbauregister werde laut Minister Martínez derzeit "rigoros" überarbeitet. Solange keine neue Bergbaupolitik ausgearbeitet sei, will die Regierung, so der Minister, keine Förderkonzessionen vergeben.

Kritik am Bergbau

Die ergriffenen Maßnahmen zeigen die Bemühungen der Regierung aus früheren Fehlern lernen zu wollen. Die Umweltschutzorganisation Centro de Incidencia Ambiental (CIAM) verweist vor allem auf die Skandale rund um das Unternehmen Petaquilla Gold und die Mine Molejón, die das kanadische Unternehmen Broadway Minerals wiederbeleben möchte. Das Vorzeigeprojekt aus den 1990er-Jahren sei kläglich gescheitert und habe schwere Umweltschäden hinterlassen, für die der Staat aufkommen müsse. Der damalige Betreiber hätte unbezahlte Rechnungen in Millionenhöhe hinterlassen, die Versprechungen auf wirtschaftlichen Wohlstand und Entwicklung in den betroffenen Gebieten hätten sich dagegen nicht erfüllt.

Auch in der Bevölkerung stößt der Metallabbau auf Kritik: Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstitutes Gallup von Mitte Juni, veröffentlicht in der Zeitung Panamá América, finden 61 Prozent der Befragten den Abbau schädlich oder sehr schädlich.


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