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Bausektor rechnet mit starker Erholung

Die Bauindustrie der Philippinen baggert sich aus ihrem Tal heraus. Vor allem der Ausbau der Infrastruktur dürfte künftig für hohe Wachstumsraten sorgen.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Die philippinische Bauindustrie setzt ihren 2021 eingeschlagenen Erholungskurs auch im laufenden Jahr 2022 fort. Im 1. Halbjahr 2022 blickten die Baufirmen des Archipels optimistisch in die Zukunft. Sie berichten von einem gesunden Niveau an Auftragseingängen. In einigen Fällen könnten diese sogar für die nächsten drei Jahre ausreichend sein.

Nach Verzögerungen durch die Pandemie hatte sich ein Rückstau bei Bauprojekten ergeben, der sich langsam löst. Die Branche profitierte von zunehmenden Öffnungen und geringeren Mobilitätsbeschränkungen. Die Regierung hatte in den Vorjahren einen der härtesten und längsten Lockdowns weltweit angeordnet, um die Auswirkungen der Coronapandemie in Grenzen zu halten. In diesem Zuge brach der Sektor 2020 massiv um 30,3 Prozent ein. Im Folgejahr sind die Aktivitäten, größtenteils bedingt durch Basiseffekte, wieder um 10,6 Prozent gestiegen.

Mittelfristig hohes Wachstum erwartet

Die prognostizierte Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) sollte in den kommenden Jahren auch dem Bausektor genug Schubkraft verleihen. Für 2022 erwarten die meisten Experten eine reale Steigerung des BIP zwischen 6,5 und 7,5 Prozent. Die Analysten der Economist Intelligence Unit gehen auch mittelfristig von Zuwachsraten um die 6 Prozent und damit von einer Rückkehr auf den Wachstumspfad aus, den die Philippinen vor der Pandemie über Jahre eingeschlagen hatten.

Für den Bausektor könnte dies eine Blütephase mit sich bringen. Das Marktforschungsinstitut Research and Markets rechnet für 2022 mit einem Wachstum von 21,6 Prozent. Zwischen 2023 und 2026 sollen den Hochrechnungen zufolge Zuwachsraten von durchschnittlich 7,5 Prozent pro Jahr erreicht werden.

Einige Bauunternehmen hatten vor den Präsidentschaftswahlen im Frühjahr 2022 noch eine abwartende Haltung eingenommen und stoßen nun wieder neue Projekte an. Impulse erhoffen sich die Akteure der Branche auch durch die Steuerreform CREATE und durch die zunehmende Öffnung der Wirtschaft für ausländische Investoren in einigen Sektoren. 

Büromarkt im Aufwind

Nach Angaben der Immobilienfirma Colleries Philippines werden zwischen 2022 und 2024 pro Jahr im Schnitt fast 650.000 Quadratmeter Büroraum neu entstehen. Das entspricht einer Steigerung von mehr als 50 Prozent gegenüber dem Zuwachs im Krisenjahr 2020.

Ein noch stärkerer Aufwärtstrend wird für Wohnimmobilien prognostiziert. Im Jahr 2020 wurden nur 3.370 Condominium-Einheiten in der Region Metro Manila fertiggestellt. Im Folgejahr waren es 8.730 und für 2022 wird mit 10.500 Einheiten gerechnet. Dies entspräche mehr als einer Verdreifachung innerhalb von zwei Jahren.

Aber nicht nur in Manila wird gebaut. Auch andere Schlüsselmärkte außerhalb der Hauptstadt erleben einen Aufschwung des Immobiliengeschäfts. So geht Colliers davon aus, dass zwischen 2022 und 2024 allein in Cebu mehr als 200.000 Quadratmeter Büroraum entstehen sollen. In Pampanga werden in den Städten Clark und San Fernando im selben Zeitraum neue Büros mit einer Gesamtfläche von mehr als 150.000 Quadratmetern errichtet.

Fachkräfte als Nadelöhr

Sorgen bereitet allerdings die zunehmende Inflation auf dem Archipel, die in weiten Teilen des laufenden Jahres 2022 einen Wert von mehr als 6 Prozent erreichte. Branchenexperten rechnen damit, dass steigende Rohstoffpreise die Baukosten weiter nach oben treiben. Dadurch wiederum dürften die Immobilienpreise weiter steigen. Und dies könnte die Nachfrage potenzieller Käufer beeinträchtigen. Mittelfristig wird befürchtet, dass auch Projektentwickler ihre Bauvorhaben verschieben werden.

Einige Beobachter prognostizieren angesichts der Konjunkturerholung sowie des Auftriebs im Bausektor Engpässe auf dem Arbeitsmarkt. Aufgrund der weltweit gelockerten Einreiserestriktionen könnte es künftig wieder viele Philippiner in die Ferne ziehen, um einer Beschäftigung im Ausland nachzugehen.

Schätzungen zufolge fehlen auf den Philippinen derzeit schon 800.000 bis 1 Million Fachkräfte in den Bereichen Bau, Architektur und Ingenieurwesen. Um den geplanten Ausbau der Infrastruktur realisieren zu können, müssten sogar 2 Millionen zusätzliche Arbeitskräfte für den Bau rekrutiert werden, so die Schätzungen von Fachverbänden.

Impulse durch Infrastrukturprogramm

Das Programm Build, Build, Build (BBB) sieht umfangreiche Investitionen in den Ausbau der verbesserungswürdigen Infrastruktur vor. Pressemeldungen zufolge wurden 94 der ursprünglich 112 Großprojekte im Wert von rund 80 Milliarden US-Dollar (US$) an die neue Administration übergeben. Derzeit befinden sich zwölf Projekte im Wert von 34 Milliarden US$ in der Implementierungsphase.

Unter dem neuen Präsidenten "Bong Bong“ Marcos wurde das Programm in Build, Better, More (BBM) umgetauft. Inhaltlich wurden bisher noch keine wesentlichen Anpassungen vorgenommen.

Marcos äußerte in den Medien die Intention, keines der Vorhaben auszusetzen, sondern im Gegenteil das Programm auszuweiten. Die Infrastruktur sei ein wesentlicher Faktor, um die Entwicklung anderer Sektoren voranzutreiben. Daher sollen künftig 5 bis 6 Prozent des BIP für den Infrastrukturausbau ausgegeben werden – allein 2023 sind zu diesem Zweck 21 Milliarden US$ im Budget der Regierung vorgesehen.

Weitere Impulse für den Bausektor erwarten Branchenvertreter durch Projekte im wieder anziehenden Tourismussektor. Auch der Industriebau dürfte von den perspektivisch steigenden Exporten und Investitionen profitieren.

Der gesamte Bausektor der Philippinen wurde 2021 auf 54,5 Milliarden US$ taxiert. Die Experten von Research and Markets gehen davon aus, dass der Markt für Baumaschinen bis 2028 ein durchschnittliches Wachstum von 7 Prozent pro Jahr aufweisen wird, angekurbelt von Projekten in den Bereichen Straßen, Metros und Flughäfen sowie erneuerbare Energien. Für deutsche Firmen dürften sich dadurch künftig gute Geschäftschancen auf dem Archipel ergeben.

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