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BPM-Branche erwartet langfristiges Wachstum

Das Outsourcing-Geschäft in den Philippinen ist gut durch die Coronakrise gekommen. Mittelfristig sollte die Branche wieder zweistellige Umsatzsteigerungen realisieren.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Der Business-Process-Management-(BPM)-Sektor der Philippinen setzt seinen Siegeszug 2022 fort. Nach Prognosen des Fachverbandes IBPAP (IT and Business Process Association of the Philippines) steigen die Branchenumsätze im laufenden Jahr um 10 Prozent. Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten dürfte um 8 Prozent zulegen.

Auch die mittelfristigen Perspektiven gestalten sich rosig. Der Verband CCAP (Contact Center Association of the Philippines) prognostiziert bis 2028 ein Wachstum der Branchenexporte von 10 Prozent pro Jahr. Regierungsvertreter sehen diesen Wert eher als Untergrenze und halten jährliche Steigerungen von bis zu 15 Prozent für möglich. Eine global stark anziehende Nachfrage nach Dienstleistungen aus diesem Bereich soll das Wachstum ankurbeln.

Der Fachverband IBPAP veröffentlichte im Herbst 2022 eine aktualisierte Roadmap für die kommenden sechs Jahre. Bis 2028 wird der BPM-Sektor in den Philippinen demzufolge einen Umsatz von 59 Milliarden US-Dollar (US$) generieren. Ebenso sollen in diesem Zeitraum zusätzliche 1,1 Millionen gut entlohnte, direkte Arbeitsplätze entstehen. Darüber hinaus gehen die Branchenvertreter von der Schaffung weiterer 3 Millionen indirekter Jobs in Bereichen wie Einzelhandel, Gastgewerbe, Transport und Infrastruktur aus.

Peso-Schwäche als Pluspunkt

Der BPM-Sektor stellt einen enorm wichtigen Wirtschafts- und Entwicklungsfaktor für das Land dar. Seine Wirtschaftsleistung pro Kopf ist mit rund 300 US$ pro Monat noch immer recht gering. Im Jahr 2021 trug der Wirtschaftszweig fast 8 Prozent zur Entstehung des Bruttoinlandsprodukts der Philippinen bei.

Die derzeitige Schwäche der Landeswährung Peso gegenüber dem US-Dollar spielt dem Sektor in die Karten. Die auf dem Archipel angebotenen IT-Dienstleistungen werden dadurch für internationale Kunden verhältnismäßig günstiger. Der philippinische Peso hatte im Jahresverlauf 2022 an den Devisenmärkten mehrfach neue Rekordtiefs erreicht. Der Wertverlust belief sich seit Jahresbeginn gegenüber dem US-Dollar zeitweise auf mehr als 15 Prozent.

Um die hohen Wachstumsziele zu erreichen, müssen allerdings auch die Rahmenbedingungen für den Sektor optimiert werden. Branchenvertreter verweisen in diesem Zusammenhang auf den Ausbau der Infrastruktur sowie auf Bildungsmaßnahmen, insbesondere im Bereich digitaler Dienstleistungen. Darüber hinaus müsse die Wettbewerbsfähigkeit der Philippinen verbessert und die traditionell stark ausgeprägte Bürokratie abgebaut werden.

Wachstum auch in der Krise

In den vergangenen Jahren erzielten die lokalen BPM-Firmen starke Resultate und trotzten den Auswirkungen der Coronapandemie durch ein schnelles Umsteigen auf Homeoffice. Bereits 2020 erreichten die Branchenunternehmen bei ihren Beschäftigten eine Homeofficequote von 31 Prozent - der höchste Wert unter allen Sektoren des Archipels. Dieser Anteil schnellte im Folgejahr sogar auf fast 64 Prozent.

Die Umsätze des BPM-Sektors hatten 2021 nach Angaben von CCAP um 10,6 Prozent auf 29,5 Milliarden US$ angezogen und übertrafen damit das ursprüngliche Wachstumsziel von 5,6 Prozent deutlich. Die für 2022 angestrebte Umsatzmarke von 29,1 Milliarden US$ wurde damit bereits ein Jahr früher überschritten. Zudem entstanden 2021 rund 120.000 neue Arbeitsplätze. Selbst im Krisenjahr 2020 hatten die Verkäufe mit rund 2 Prozent noch leicht zugelegt.

Branchenvertreter führen die guten Ergebnisse des Sektors auf das starke Wachstum in Segmenten wie E-Commerce, Fintech und Gesundheitswesen während der Coronakrise zurück. Auch die Nachfrage aus Bereichen wie künstlicher Intelligenz, Cloud Services und der Automatisierung von Geschäftsprozessen entwickelte sich positiv und kurbelte die Umsätze der BPM-Firmen an.

Seit 2010 erhöhten sich die Umsätze des Sektors damit um mehr als 300 Prozent. Mittlerweile arbeiten fast 1,5 Millionen Menschen in der Wachstumsbranche. Sie könnte bald die Rücküberweisungen von im Ausland arbeitenden Philippinern an Bedeutung übertreffen. Diese erreichten im Jahr 2021 nach Angaben der Zentralbank BSP (Bangko Sentral ng Pilipinas) knapp 35 Milliarden US$.

Deutsche Firmen aktiv im Markt

Schätzungen zufolge kommen 70 Prozent der BPM-Aufträge für lokale Firmen aus Nordamerika und 15 Prozent aus der Region Asien-Pazifik. Aber auch zahlreiche deutsche Firmen nutzen die Services, sind in den Philippinen aktiv und verlagern beispielsweise IT- oder Finanzdienstleistungen auf dem Archipel.

Die Deutsch-Philippinische Industrie- und Handelskammer (GPCCI, German-Philippine Chamber of Commerce and Industry) nennt in diesem Zusammenhang unter anderem Bayer, Bosch Shared Services, Deutsche Bank, Lufthansa, Mercedes Benz, Boehringer Ingelheim und Merck. Weitere Unternehmen aus Deutschland sondieren demzufolge derzeit den Markt.

Nach Einschätzung von GPCCI-Geschäftsführer Christopher Zimmer bieten die Philippinen sehr gute Voraussetzungen für den Sektor:

„Die Beschäftigten hier weisen eine starke Dienstleistungsorientierung auf; die Englischkenntnisse sind im regionalen Vergleich hervorragend.“

Auch sprechen die hohe IT-Affinität der Bevölkerung und ein im regionalen Vergleich guter Ausbildungsstand für die Attraktivität der Philippinen.

Die BPM-Branche gilt nach Einschätzung von Unternehmensvertretern als eine der wenigen, in denen die Philippinen in der Weltspitze operieren. Der Archipel hat sich mit mindestens 1.000 Branchenfirmen als eine der wichtigsten Outsourcing-Destinationen für BPM-Dienstleistungen etabliert, zum Beispiel in Bereichen wie Callcentern, komplexen Finanz- und Personaldienstleistungen oder in der Buchhaltung. Manila zählt zu den Top-5-Zentren für Callcenter weltweit. Das südostasiatische Land hat einen Anteil von fast 16 Prozent am globalen BPM-Geschäfts. Angesichts der prognostizierten Wachstumsraten könnte dieser künftig weiter steigen.

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