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Kfz-Markt der ASEAN blieb 2021 deutlich unter Vorkrisenniveau

Nur in Indonesien gab es einen kräftigen Aufschwung. Regional zogen die Produktionszahlen deutlich stärker an als die Verkaufszahlen.

Von Frank Malerius | Jakarta

In der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) wurden 2021 nach Angaben der ASEAN Automotive Federation (AFF) rund 2,8 Millionen Kraftfahrzeuge verkauft. Das waren zwar 14 Prozent mehr als 2020, aber immer noch 20 Prozent weniger als vor der Coronakrise. Die in der Region abgesetzten 1,8 Millionen Pkw waren nach 2020 der zweitschwächste Wert seit zehn Jahren.

Die Produktion zog deutlich stärker an als der Verkauf. Die 3,5 Millionen gefertigten Kfz entsprachen einem Plus von 24 Prozent gegenüber 2020. Dennoch sind auch sie der zweitschwächste Wert seit zehn Jahren. Die Pkw-Produktion stieg um 22 Prozent.

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Die Wachstumszahlen des Kfz-Marktes der ASEAN von 2021 verdanken sich allerdings ganz überwiegend der Erholung in Indonesien (die auch mit Steuererleichterungen erkauft wurde). Im Archipel erhöhten sich auch die Verkaufs- und Produktionszahlen gegenüber dem Markteinbruch von 2020 um knapp zwei Drittel. Dennoch wurde das Vorkrisenniveau nicht erreicht.

Indonesien wieder stärkster Absatzmarkt

Immerhin hat Indonesien 2021 seine Position als stärkster Absatzmarkt der ASEAN zurückgewonnen. Denn in Thailand, dessen Kfz-Markt vergleichsweise gut durch die Coronakrise gekommen war, steht das vierte Pkw-Verkaufsminus in Folge zu Buche, mit dem schwächsten Wert seit zehn Jahren. Auch Malaysia verzeichnete 2021 Verluste im Vorjahresvergleich.

Thailand festigte 2021 hingegen seine Position als größter Produktionsstandort. Sie verdankt sich der starken Nutzfahrzeugproduktion, die für fast zwei Drittel der Erzeugung steht. In Vietnam und Malaysia hingegen stagnierte der Ausstoß. Im kleinen philippinischen Markt, der sich ebenfalls auf Nutzfahrzeuge fokussiert, gab es ein Plus von 25 Prozent gegenüber 2020. 

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Wende zur Elektromobilität benötigt viel Zeit

Auch in der ASEAN soll laut politischen Verlautbarungen die Zukunft der Mobilität elektrisch sein. Die Medien berichten vielerorts ausführlich über eine bevorstehende Wende. Doch diese dürfte deutlich länger benötigen als in Industrieländern.

Denn noch sind Elektroautos für die aufstrebende Mittelschicht viel zu teuer. In Indonesien gibt es einen fabrikneuen Stromer-Familienvan bereits ab 10.000 US-Dollar (US$), einen passablen gebrauchten für die Hälfte. Zudem ist die Ladeinfrastruktur schwach ausgebaut. Mancherorts sind die Netze so schlecht, dass es häufige Stromausfälle gibt.

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Nirgendwo in der Region ist in Sicht, dass überschüssiger Ökostrom substanziell die Elektromobilität bedienen könnte. In Indonesien entfallen zwei Drittel des Strommixes auf Kohle. Eine deutliche Absenkung dieses Anteils in naher Zukunft ist - entgegen allen politischen Verlautbarungen zum Ausbau der Erneuerbaren - in der Realität nicht in Sicht.   

Eigene Produktion von E-Autos geplant

In Vietnam will der heimische Hersteller Vinfast mit seinen Elektroautos auf den Weltmarkt gehen. Doch im Land selbst steht die Elektromobilität erst am Anfang. In Thailand wird die Massenproduktion von E-Autos geplant und eine Ladeinfrastruktur aufgebaut. Bisher besetzen Elektroautos im Markt aber nur eine kleine Nische.

Auch in Indonesien beschwört die Politik eine Wende zur Elektromobilität. Kalkül dabei ist, von teuren Erdölimporten loszukommen, die in Form von Benzin subventioniert werden müssen, um Mobilität für die breite Masse erschwinglich zu halten. Bisher sind auf den Straßen des Archipels aber erst einige Hundert Elektroautos unterwegs. Ihr Import in größeren Stückzahlen ist nicht gewünscht.

Aber ab 2024 will Hyundai in Westjava die ersten E-Autos produzieren. Dennoch dürfte es schwierig werden, vollelektrischen Automobilen bis 2030 auch nur einen Anteil von 1 Prozent an den dann mehr als 20 Millionen zugelassenen Pkw zu verschaffen. 

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Wachsender Markt mit Sättigungstendenzen

Die generellen Marktaussichten für Automobilhersteller in der ASEAN sind aber gut. Denn die Wirtschaftsleistung der Region wird - wenn die Coronakrise vorüber ist - jährlich wieder um real mindestens fünf Prozent wachsen, in Boommärkten wie Vietnam sogar deutlich darüber. In der Folge gibt es eine rasant wachsende Mittelschicht, für die das eigene Auto Lebenstraum und Statussymbol ist.

Gleichzeitig gibt es im Kfz-Markt der ASEAN durchaus schon Sättigungstendenzen. Die höchsten Produktionszahlen und zweithöchsten Verkaufszahlen stammen von 2013. In Singapur sind die Zulassungszahlen weitgehend stabil. In Malaysia, das bereits das Wohlstandsniveau eines ärmeren EU-Landes hat, stiegen die Verkaufszahlen in den vergangenen zehn Jahren nicht mehr substanziell. Größten Nachholbedarf hat neben Vietnam vor allem Indonesien, wo die Zahl der gemeldeten Pkw jährlich um etwa eine dreiviertel Million steigt.

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Absatznische für deutsche Hersteller

Für die deutschen Automobilhersteller ist die ASEAN bisher nur von untergeordneter Bedeutung. Laut dem Verband der Automobilindustrie (VDI) exportierten sie 2021 nur 47.000 Einheiten in die Region, nach Indonesien gingen gerade einmal 2.600 Autos. Zum Vergleich: Nach China wurden im selben Zeitraum 254.000 Stück geliefert. In den größeren ASEAN-Ländern haben deutsche Hersteller eine CKD-Produktion (Completely Knocked-Down). Doch sie entspricht lediglich einem Bruchteil der deutschen Pkw-Fertigung in der Volksrepublik.

Für die Misere gibt es zahlreiche Gründe. So haben die japanischen Hersteller den Mittelklassemarkt in den meisten ASEAN-Ländern fest besetzt - in Indonesien mit einem Marktanteil von mehr als 95 Prozent. Für deutsche Luxusautos ist die Zielgruppe hingegen klein. Außerdem sind teure Premium-Pkw mit hohem Importabgaben belegt.

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