Mehr zu:
Philippinen / Malaysia / Thailand / Vietnam / Indonesien / ASEAN / SingapurNutzfahrzeuge / Personenkraftwagen (Pkw)
Branchen
Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?
Branchen | ASEAN | Kfz-Industrie
Die Coronapandemie beschert der Region die schwächsten Verkaufszahlen seit elf Jahren. Indonesien verzeichnet dabei die größten Einbußen. 2021 wird es keine volle Erholung geben.
22.02.2021
Von Frank Malerius | Jakarta
Nach Angaben der ASEAN Automotive Federation (AFF) wurden 2020 in der ASEAN 2,5 Millionen Kfz verkauft. Das ist ein Rückgang von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei Pkw lag das Minus sogar bei 31 Prozent. Die in der Region abgesetzten 1,57 Millionen Pkw waren der schwächste Wert seit 2009. Noch schlechter sah es bei den Produktionszahlen aus. Nur 2,8 Millionen Kfz-Einheiten wurden gefertigt, das entspricht einem Rückgang von 1,3 Millionen Fahrzeugen oder 32 Prozent. Die Pkw-Produktion brach um ein Drittel ein.
Damit hat die Corona-Pandemie der aufstrebenden Automobilbranche Südostasiens die schwächsten Zahlen seit etwa zehn Jahren beschert. Bereits 2019 hatte es einen leichten Rückgang bei Verkauf und Produktion gegeben. 2021 dürfte es noch keine volle Erholung des Automobilmarktes geben, denn auch im Februar gibt es allerorts noch Beschränkungen des öffentlichen Lebens uns damit der privaten Nachfrage. Und für alle Länder prognostizieren internationale Organisationen für 2021 Wirtschaftswachstumsraten unter dem Niveau der Jahre vor der Pandemie.
Ein Blick auf die monatlichen Produktionszahlen von 2020 zeigt in den drei großen Herstellerländern Thailand, Indonesien und Malaysia eine nahezu komplette Einstellung der Fertigung im April und Mai. Während in Thailand und Malaysia der Output in den Folgemonaten wieder das Normalniveau erreichte, blieb er in Indonesien deutlich hinter den üblichen etwa 100.000 Einheiten pro Monat zurück.
Der indonesische Automobilmarkt ist am deutlichsten von der Krise betroffen. Die AAF-Zahlen zeigen eine Halbierung der Pkw-Verkäufe (siehe nationale Zahlen). Im Inselreich, das normalerweise der größte Verkaufsmarkt der Region ist, wurden 2020 sogar weniger Pkw verkauft als in Malaysia, das nicht einmal ein Achtel der Bevölkerungsgröße des Archipels hat.
Zwar ist die indonesische Wirtschaftsleistung 2020 nur um 2,1 Prozent geschrumpft und damit weniger stark als in den meisten anderen ASEAN-Ländern. Doch die Mittelschicht des Landes ist deutlich weniger gefestigt als die in den erheblich reicheren Nachbarländern Thailand und Malaysia. Zudem waren die Einschränkungen des öffentlichen Lebens insgesamt strikter, teilweise bestand sogar ein Reiseverbot.
Der größte Produktionsstandort der ASEAN ist Thailand. Grund ist die traditionell starke Fertigung von Nutzfahrzeugen (Nfz). Im Jahr 2020 wurden dort knapp 890.000 Einheiten hergestellt. Das entspricht etwa 80 Prozent der Gesamtproduktion der Region in diesem Segment. Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr lag in dieser Sparte lediglich bei 17 Prozent. Der Pkw-Ausstoß sank hingegen um fast ein Drittel auf nur noch 538.000 Einheiten.
Malaysias Automobilsektor ist 2020 trotz eines Schrumpfens der Wirtschaftsleistung um 5,6 Prozent im Vergleich zu Indonesien und Thailand gut durch die Krise gekommen. Der Rückgang bei Pkw-Verkäufen und -Produktion lag bei nur etwa 14 Prozent. In dem bereits gesättigten Markt resultierte das in absoluten Werten allerdings in den schwächsten Zahlen seit mehr als zehn Jahren.
Vietnam ist war 2020 das einzige Land der Region mit einem Wirtschaftswachstum. Die Folge war ein weitgehend stabiler Kfz-Markt mit einem Verkaufsminus bei Pkw von 7 Prozent. Das war aber immer noch der zweitstärkste absolute Wert nach 2019. Der Rückgang der Pkw-Produktion betrug lediglich 3 Prozent.
Die Philippinen hatten einen strikten Lockdown verhängt, der im Gesamtjahr 2020 in einem historischen Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um 9,5 Prozent resultierte. Die Pkw-Verkäufe brachen in der Folge um 36 Prozent ein und die Produktion um 35 Prozent. Auch auf den Philippinen ist die Mittelschicht deutlich weniger gefestigt als in Malaysia oder Thailand.
Auch wenn es 2021 noch zu keiner vollständigen Rückkehr des Automobilmarktes der ASEAN zu den gewohnten Verkaufs- und Produktionszahlen kommt, dürfte es eine graduelle Erholung geben. Alle Volkswirtschaften werden Prognosen zufolge wieder wachsen, vielerorts werden Nachholeffekte die Nachfrage ankurbeln.
Seit den Boom-Jahren von 2012 und 2013 ist eine gewisse Sättigung auf dem Automobilmarkt der ASEAN eingetreten, mit einem leichten Abwärtstrend in den Folgejahren und einem weiteren Aufschwung bis 2018. Nach überwundener Pandemie dürfte die Wirtschaftsleistung der Region wieder um etwa 5 Prozent per anno zulegen - Vietnam und die aufstrebenden Entwicklungsländer wie Myanmar, Kambodscha und Laos mit Werten deutlich darüber. Viele Millionen Menschen in Südostasien schaffen in der Folge jedes Jahr den Sprung in die Mittelschicht und sind ein Garant für weiteres Wachstum im Automobilsektor.