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Aufholjagd im Straßenbau beginnt

Bis Ende August 2022 wurde in Polen nur gut ein Viertel der für das ganze Jahr geplanten Autobahnen und Schnellstraßen übergeben. Nun muss eine Schippe zugelegt werden. 

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Das Autobahn- und Schnellstraßennetz soll sich in Polen 2022 eigentlich um 345 Kilometer verlängern. In den ersten acht Monaten wurden jedoch laut der Generaldirektion für Landstraßen und Autobahnen (Generalna Dyrekcja Dróg Krajowych i Autostrad; GDDKiA) nur 91 Kilometer übergeben. Teilstücke wichtiger Verbindungen fehlen. Der Druck ist groß, das gesteckte Ziel noch annähernd zu erreichen.

Weitere Lücken werden geschlossen

Im Herbst 2022 soll das letzte fehlende Teilstück der Nordsüd-Autobahn A1, die von Gdańsk (Danzig) nach Katowice (Kattowitz) führt, bei Piotrków Trybunalski fertig gestellt werden. Bis etwa Oktober werden auch die Bauarbeiten an einem 45 Kilometer langen Abschnitt der Schnellstraße S5 bei Bydgoszcz (Bromberg) andauern. Die S5 verbindet Wrocław (Breslau) über Poznań (Posen) und Bydgoszcz mit der A1 nach Gdańsk und ist auch für den Tourismus eine wichtige Strecke.

Ein Abschnitt von 23 Kilometern der Via Baltica soll im September in der Woiwodschaft Warmia i Mazury (Ermland und Masuren) übergeben werden. Dort fehlt noch ein weiteres Teilstück dieser wichtigen Verbindung in die baltischen Staaten. Der Bau eines Teils der S7 bei Zakopane mit Tunnel verzögerte sich schon mehrere Male, und es ist unklar, ob er bis Ende 2022 fertig wird.

Große Aufgaben für 2023

Geht es nach den ursprünglichen Plänen der GDDKiA, sollen bis Ende 2023 sämtliche fehlende Streckenabschnitte des polnischen Schnellstraßen- und Autobahnnetzes ergänzt werden. Noch hält sich die GDDKiA bezüglich ihrer derzeitigen Pläne und Ziele für 2023 bedeckt. Unwägbarkeiten wie steigende Kosten für Materialien und Löhne erschweren die Planung. Arbeitskräfte fehlen, auch weil zahlreiche Ukrainer in ihr Land zurückgekehrt sind.

Die finanzielle Lage von Baufirmen verschlechtert sich. Die GDDKiA gewährt bereits Revaluierungen bestehender Verträge von 10 Prozent. Dennoch verzichten Firmen auf Aufträge wie im August 2022 Polaqua, die den Zuschlag für zwei Abschnitte der S6 zwischen Koszalin und Słupsk (Stolp) erhalten hatte.

Ausgehend von den abgeschlossenen Verträgen, könnten 2023 etliche weitere Abschnitte hinzu kommen. Bis Herbst soll der südliche Teil der A18 in Richtung Berlin erneuert werden. Zwei Abschnitte der A2 östlich von Warschau, die weiter nach Belarus führt, sind bei Siedlce zu übergeben. Die Lücken der westlichen Umgehungsstraße um Łódź (Lodsch) sollen schon im 1. Halbjahr 2023 geschlossen werden. Im Spätsommer 2023 wird Koszalin (Köslin) an die S11 angebunden. Ab Herbst wird dann die S3 bis zur tschechischen Grenze befahrbar. Weitere Schnellstraßenlücken werden geschlossen, darunter Abschnitte der S1 in Sląsk (Oberschlesien).

Neue Umgehungsstraßen entstehen 

Im Rahmen des bis 2030 andauernden Regierungsprogramms zum Bau von 100 Umgehungsstraßen wurde im August 2022 die Tangente um das Dorf Smolajny, nördlich von Olsztyn (Allenstein) fertig gestellt. Das zweite Projekt, die Umgehungsstraße um Brzezia, einem Dorf westlich von Warschau, soll 2023 beendet werden.

Auch Dienstleistungseinrichtungen fehlen noch

Verzögerungen ergeben sich nicht nur beim Bau der Straßen selbst, sondern auch bei Serviceeinrichtungen wie Tankstellen und Raststätten. So befindet sich an der Strecke der A1 zwischen Łódź und Bytom (Beuthen) nur eine Tankstelle. Daher ist künftig mit weiteren einschlägigen Projekten zu rechnen, wodurch sich auch für deutsche Firmen Zulieferchancen ergeben. Autobahnen und Schnellstraßen werden zudem mit technologisch immer aufwendigeren Verkehrsleitsystemen ausgestattet.

Ausbau des Radwegenetzes

Außer für Kfz schafft Polen für Fahrräder, Roller und ähnliche Fahrzeuge neue Wege. Denn Radfahren wird immer beliebter. Laut dem Portal Zapytajwladze.pl (Übersetzt: "Frag die Gemeindeverwaltungen") verfügen sieben Städte über mehr als 150 Kilometer Fahrradwege, allen voran Warschau mit 708 Kilometern, Kraków (Krakau) und Gdańsk sowie Lublin, Katowice, Białystok (162 Kilometer Ende 2021) und Szczecin (Stettin).

Berechnet nach Kilometern pro Einwohner verfügen lediglich die touristischen Städte Suwałki (Suwalken), Świnoujście (Swinemünde) und Koszalin über mindestens einen Kilometer Fahrradwege. In Poznań wird die Wartostrada für Fußgänger und Fahrradfahrer entlang dem Fluss Warthe ausgebaut. Die Strecken werden mit zusätzlicher Technik ausgestattet wie Beleuchtungen, Fahrradständer, Bänke, Monitoring und Beschilderung. 

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