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Branchen | Polen | Chemische Industrie

Branchenstruktur

Der Output der wichtigsten Kunststoffe in Grundformen sinkt 2021. Farben und Lacke legen durch die Bau- und Renovierungstätigkeit zu.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Starke Marktposition inländischer Akteure

Inländische Unternehmen sind auf dem polnischen Markt für chemische Erzeugnisse, der für deutsche Unternehmen auch zu einem immer bedeutenderen Beschaffungsmarkt wird, stark aufgestellt. Gute Zulieferchancen bestehen bei Investitionsgütern angesichts der laufenden und bevorstehenden Projekte. Kunststoffe will Polen verstärkt selbst herstellen und dadurch Importe ersetzen sowie selbst exportieren.

Die Einnahmen des führenden und weiter expandierenden Mineralölkonzerns PKN Orlen gingen jedoch 2020 auf Złoty-Basis um 22,5 Prozent deutlich zurück. Ebenso erging es der Gruppe Lotos S.A. (-29,1 Prozent) - PKN Orlen wird die Gruppe Lotos S.A übernehmen. Benzin war im Lockdown weniger gefragt, und der Bedarf an Heizöl sank. Beide Konzerne erholten sich aber im 1. Halbjahr 2021 wieder mit Einnahmen von 11.865 Millionen Euro (auf Złoty-Basis +38,1 Prozent) beziehungsweise 2.923 Millionen Euro (+28,4 Prozent) gegenüber dem 1. Halbjahr 2020. Lotos muss im Vorfeld der geplanten Fusion mit PKN Orlen noch Unternehmensbereiche veräußern. Unter anderem ist die Asphaltsparte umzustrukturieren. Lotos veranschlagt seine Investitionen 2021 auf 308 Millionen Euro.

Der Hersteller von Düngemitteln Anwil S.A. gehört ebenfalls zur Orlen-Gruppe. Er installiert bis Mitte 2022 eine dritte Produktionslinie, wodurch sich seine Jahreskapazität von derzeit 966.000 auf 1,46 Millionen Tonnen Kunstdünger erhöht. Der bedeutendste Akteur in diesem Bereich ist die Stickstoffgruppe, Grupa Azoty S.A., als größter Produzent in Polen und zweitgrößter in der Europäischen Union (EU). Er  hat im Inland eine dominante Marktposition.

Pflanzenschutz wird umweltverträglicher

Der größte inländische Hersteller von Pflanzenschutzmitteln ist Ciech Sarzyna S.A. Er führt Innovationen ein, wie einer seiner Manager, Jacek Skwira, gegenüber der Tageszeitung Rzeczpospolita sagte. Im Februar 2021 habe Ciech Sarzyna ein Produkt registrieren lassen, das durch ein BGT-Patent (Better Glyphosate Technology) geschützt sei. Dieses enthalte um die Hälfte weniger Glyphosat als vergleichbare Unkrautvernichtungsmittel.

Das BGT-Produkt füge sich gut in die Strategie der Gesellschaft „Vom Feld auf den Tisch“ (Od pola do stołu) ein, die zu mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft beitragen soll. Es werde bereits in Nowa Sarzyna im Südosten Polens produziert und seit April auf dem Markt angeboten.

Von Bedeutung bei der Herstellung von Pflanzenschutz- und Düngemitteln ist auch der Bereich Synthos Agro der Chemiegruppe Synthos S.A. Diese produziert außerdem, neben weiteren Firmen, Chemieprodukte für die Bauwirtschaft. Führend ist hier die Grupa Atlas. Farben und Lacke spielen eine wichtige Rolle, von denen ein bedeutender Hersteller FFiL Sniezka S.A. ist. Die Grupa PCC Rokita, die mehrere Chemieinvestitionen durchführt, konnte 2020 ihren Nettogewinn auf Zloty-Basis um 25,8 Prozent auf (117,4 Millionen Zl) 26 Millionen Euro steigern.

Produktion insgesamt rückläufig

Der Wert der Produktion der chemischen Industrie sank laut dem Statistischen Hauptamt GUS 2020 auf 54,7 Milliarden Euro (2019: 61,9 Milliarden Euro), was auf Złoty-Basis einem nominalen Rückgang um 8,6 Prozent entspricht. Die Investitionen der Branche erhöhten sich gleichzeitig auf 3 Milliarden Euro (2019: 2,8 Milliarden Euro; +10,7 Prozent).

Mengenmäßig stieg landesweit 2020 unter den Kunststoffen vor allem der Output von Polyvinylchlorid (PVC). Einen kräftigen Zuwachs verzeichneten außerdem Pflanzenschutzmittel und auf Grund der Hygienevorschriften in der Coronapandemie Seife und Desinfektionsmittel. Stark rückläufig war dagegen die Produktion von Heizöl und Gummiprodukten, darunter Reifen.

Letztere verzeichneten in den ersten sieben Monaten 2021 mit +71,2 Prozent gegenüber Januar bis Juli 2020 jedoch wieder einen regelrechten Boom. Auch Farben und Lacke legten angesichts der dynamischen Bau- und Renovierungstätigkeit gut zu (+24,9 Prozent) wie auch Phosphordünger (+16,2 Prozent). Der Output von Polyethylen (-58,9 Prozent), PVC (-41,9 Prozent) und Polypropylen (-25,5 Prozent) brach dagegen ein.

Produktion ausgewählter chemischer Erzeugnisse in Polen (in 1.000 Tonnen; Veränderung in Prozent)

Sparte

2019

2020

Veränderung 2020/2019

Rohölverarbeitung

27.276

25.607

-6,1

Motorbenzin

4.603

4.342

-5,7

Dieselkraftstoff

13.414

13.491

0,6

Heizöl

3.459

2.657

-23,2

Äthylen

475

487

2,5

Stickstoffdünger

2.006

2.098

4,5

Phosphordünger

474

450

-5,0

Kunststoffe in Grundformen

3.627

3.682

1,5

.Polyäthylen

383

348

-9,1

.Polyvinylchlorid (PVC)

243

295

21,5

.Polypropylen

351

351

0,4

Pestizide

72

97

33,8

Farben und Lacke

1.299

1.410

8,6

Seife

263

319

21,6

Gummiprodukte

1.121

990

-11,7

Reifen (1.000 Stück)

50.025

42.424

-15,2

Kunststofffenster (1.000 Stück)

8.645

8.830

2,1

Quelle: Statistisches Hauptamt GUS, Statistisches Bulletin 25.08.2021

Neben den großen Branchenführern befassen sich zahlreiche kleinere Firmen zum Beispiel mit der Herstellung von Produkten aus Kunststoff. Ende Juli 2021 beschäftigten Betriebe mit mindestens zehn Mitarbeitern des Gummi- und Kunststoffbereichs insgesamt rund 221.000 Mitarbeiter (+4,4 Prozent gegenüber Juli 2020), Betriebe der Sparte Chemikalien und Chemieprodukte 82.000 Personen (+1,7 Prozent) sowie der Branche Koks und Erdölraffinerie 15.000 Arbeitskräfte (+3,8 Prozent).             

Wichtige Branchenunternehmen in Polen (Umsatz 2020 in Millionen Euro)

Unternehmen

Sparte

Umsatz *)

PKN Orlen S.A.

Mineralölkonzern

19.401

Polskie Górnictwo Naftowe i

Gazownictwo S.A.

Gaswirtschaft, Erdölförderung

8.823

Orlen Paliwa Sp.zoo.

Brennstoffe

4.885

Grupa Lotos S.A.

Mineralölkonzern

4.706

Grupa Azoty S.A.

Stickstoff, Dünger

2.363

Boryszew S.A.

Kunststoffe

1.249

Synthos S.A.

Chemieprodukte

1.142

Shell Polska sp.zoo.

Erdöl, Kraftstoffe

1.080

*) umgerechnet zum Jahresdurchschnittskurs: 1 Euro = 4,4430 ZłotyQuelle: Unternehmensangaben

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