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Branchen | Polen | Business Process Outsourcing

Business Services boomen

Immer mehr internationale Konzerne lagern Geschäftsprozesse nach Polen aus. Das Land festigt seine bereits starke Stellung weiter.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Polen exportierte 2021 Business Services für 26,4 Milliarden US-Dollar (US$). Das bedeutet laut der polnischen Association of Business Services Leaders (ABSL) einen Rekordzuwachs von 15,1 Prozent gegenüber 2020. Damit überstiegen die Exporte dieser Dienstleistungen die Importe um 11,3 Milliarden US$. Der Sektor verzeichnet mit die höchsten Wachstumsraten und trug 2021 bereits 4,4 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Fast 42.000 neue Arbeitsplätze entstanden im Vorjahr in der Branche (+11,6 Prozent gegenüber 2020).

Erweiterung bestehender Zentren

Im Februar 2022 waren laut ABSL über 400.000 Personen in 1.714 Service-Zentren beschäftigt. Fast drei Viertel (72 Prozent) dieser Zentren gehören ausländischen Investoren aus 46 Ländern. Im Jahr 2021 kamen 46 Zentren hinzu (2020: 74 Zentren), die rund 6.400 Arbeitsplätze geschaffen haben. Die meisten neuen Jobs entstanden, weil bestehende Zentren erweitert wurden. Besonders viele Neugründungen siedelten sich in Warschau und in der Dreistadt Gdańsk-Sopot-Gdynia (Danzig-Zoppot-Gdingen) an (jeweils neun), gefolgt vom Raum Katowice (Kattowitz, sechs) und Kraków (Krakau, fünf). In der Dreistadt gibt es bereits über 160 Business Service-Zentren.

Im Februar 2022 verteilten sich die Business Service-Zentren auf insgesamt 84 Städte. In acht Städten gab es Zentren mit mehr als 10.000 Mitarbeitenden, in weiteren 18 Städten überstieg die Anzahl die Tausendermarke. Kraków liegt mit fast 93.000 Personen an der Spitze. Die meisten Betreiber wollen weiteres Personal einstellen.

Zentren in Stettin wollen expandieren

Zu den Städten, die von der dynamischen Entwicklung des Sektors profitieren wollen, zählt die Hauptstadt der Woiwodschaft Zachodniopomorskie (Westpommern) Szczecin (Stettin). Wegen ihrer Grenznähe kann sie für deutsche Unternehmen interessant sein.

Die Metropole möchte mehr Dienstleistungen in den Bereichen Forschung und Entwicklung (F&E), Informationstechnologie (IT), Business Process Outsourcing (BPO), Shared Service Centers (SSC) und Call Center erbringen. Das sagte der Vorsitzende der Entwicklungsagentur der Stettiner Metropole (Agencja Rozwoju Metropolii Szczecińskiej, ARMS), Marek Kubik, anlässlich des Deutsch-Polnischen Wirtschaftskreises der Metropolregion Stettin am 23. Juni 2022.

Die Bedeutung des oberschlesischen Ballungsgebietes als Standort für Business Services wächst ebenfalls. Dort gab es im Mai 2022 laut dem Stadtpräsidenten von Katowice, Marcin Krupa, 126 Zentren, darunter 90 Prozent in Katowice selbst. In diesen seien rund 30.000 Mitarbeitende beschäftigt, bis zum 1. Quartal 2023 sollen noch 2.000 dazukommen.

Hochqualifizierte Leistungen überwiegen

Die in Polen erbrachten Business Services werden immer umfassender. Komplexe Prozesse und die Übernahme von Aufgaben oberer Hierarchieebenen mit höherer Wertschöpfung liegen im Trend. Internationale Konzerne verlagern laut ABSL auch globale Aufgaben nach Polen. Im Jahr 2021 lag erstmals der Anteil der hoch spezialisierten, wissensbasierten Dienstleistungen bei über der Hälfte der insgesamt erbrachten Business Services. Mehr als 50 Prozent der neu geschaffenen Arbeitsplätze betrafen hoch spezialisierte Positionen. Gefragt sind vor allem digitale Kompetenzen.

Da auch in Polen Fachkräftemangel herrscht, suchen die Betreiber Personal auch in anderen Ländern. Ein Fünftel von ihnen hat laut ABSL bereits Fachkräfte aus dem Ausland engagiert: Im Februar waren es über 55.400 ausländische Arbeitskräfte. Die größte Gruppe bildeten Ukrainer (21,9 Prozent) vor Italienern (9 Prozent) und Indern (7,9 Prozent). Über die Hälfte der Gesellschaften bietet ihren Beschäftigten Fortbildungen an, damit sie den wachsenden Anforderungen entsprechen können.

Gesellschaften aus Indien wie L&T Technology Services (LTTS) gründen ebenfalls Business Service Zentren in Polen. Die Ingenieurleistungen erbringende LTTS eröffnete im Mai 2022 ein F&E-Zentrum in Kraków. Zu ihren Kunden zählen Kfz-Firmen der Region. LTTS will 300 Leute einstellen und sucht qualifiziertes Personal. In Kraków gibt es bereits rund 250 F&E-, IT- und andere Zentren.

Die aus der Ukraine stammende, zur finnischen IT-Firma Tietoevry gehörende Gesellschaft Infopulse eröffnete ein IT-Zentrum in Gdańsk für Kunden in der Dreistadt. Zunächst sollen dort 50 Spezialisten eingestellt werden. Infopulse ist bereits seit 2018 in Warschau vertreten. Im Jahr 2022 folgten zunächst Abteilungen in Łódź (Lodsch), wohin der Standort aus der Ukraine verlagert wurde, und in Bydgoszcz (Bromberg).

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