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Die Biotechnologie gewinnt an Bedeutung

Polen hat im Bereich der Biotechnologie bereits einiges zu bieten, insbesondere im medizinischen Bereich. Internationale Kooperationen sollen diese Position weiter stärken.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Eine Reihe führender polnischer Biotechnologieunternehmen wartet mit internationalen Kooperationen auf. Das größte von ihnen ist Polpharma Biologics S.A. aus Gdańsk (Danzig), das zum Pharmakonzern Polpharma gehört. Es entwickelt und produziert Biosimilar-Arzneimittel. Das Unternehmen investiert nicht nur in Labore und Produktionslinien, sondern auch in Know-how. Dabei spielt die Kooperation mit der Wissenschaft eine wichtige Rolle.

Unternehmen bauen ihre Position weiter aus

Im Jahr 2021 ging Polpharma Biologics eine Partnerschaft mit dem Danziger Wissenschaftlich-Technologischen Park (Gdański Park Naukowo-Technologiczny) ein, um einen biotechnologischen Inkubator für Start-ups zu schaffen. Zur Gesellschaft gehören ein modernes Zentrum für Forschung und Entwicklung (F&E) in Gdańsk, eine Produktionsstätte für Biosimilar-Arzneimittel in Warschau und ein weiteres Zentrum im niederländischen Utrecht. Polpharma Biologics zeigt sich an weiteren internationalen Kooperationen interessiert.

Expandieren will auch die Gesellschaft Biomed Lublin S.A. Das Unternehmen spezialisiert sich auf Onko BCG-Präparate (Bacillus Calmette-Guerin) gegen Harnblasenkarzinome. Nach Angaben des Firmenvorsitzenden Maksymilian Świniarski plant und realisiert Biomed Investitionen im Umfang von insgesamt 28,8 Millionen Euro. Gebaut werden sollen ein F&E-Zentrum und eine Produktionsstätte, die über 200.000 Packungen jährlich herstellen soll. Perspektivisch ist eine Erweiterung auf 300.000 Stück angedacht. Im Jahr 2021 erreichte der Output erst 40.000 Packungen. Für 2022 werden 50.000 Packungen angestrebt.

Mabion trägt zum Covid-Impfstoff von Novavax bei

Die Firma Mabion S.A. aus Konstantynów Łódzki schloss den bislang größten Vertrag der polnischen Biotechnologiebranche im Wert von 332,1 Millionen Euro mit dem Novavax-Konzern ab. Mabion produziert ein Antigen für den neuen Covid-19-Impfstoff von Novavax. Etwa 40 Prozent des Vertragswerts dienen der Verdoppelung der Kapazitäten 2022 bis 2023. Die restlichen 60 Prozent sind für Aktivitäten 2024 und 2025 vorgesehen. Mabion entwickelt sich dadurch laut Geschäftsführer Krzysztof Kaczmarczyk zu einer integrierten biopharmazeutischen Firma. Sie will ihr Produktionsvermögen perspektivisch stark ausbauen. Zwei Bioreaktoren sollen Mitte 2022 installiert sein, 2023 folgen zwei weitere.

Start-ups entwickeln Innovationen

Das Bioinformatik-Start-up Natural Antibody S.A. aus Szczecin (Stettin) stützt sich auf künstliche Intelligenz (KI) und Big Data, um Antikörper zu erkennen, zu analysieren und zu optimieren, die als Medikament dienen können. Dies verkürzt die Entwicklung und Einführung neuer Arzneien stark. Die Methode nutzen bereits AstraZeneca, GV20 und Antiverse. Der Venture-Capital-Fonds Tar Heel Capital Pathfinder investierte in Natural Antibody.

Mitte 2021 erfolgte die Gründung des Warsaw Health Innovation Hub, in dem immer mehr internationale Akteure Projekte entwickeln. Die staatliche Agentur für Medizinische Forschung (Agencja Badań Medycznych; ABM) koordiniert die Hub-Initiative. Zu den Partnern gehört das britisch-schwedische Pharmaunternehmen AstraZeneca.

Ein Start-up, das andere Start-ups vornehmlich aus Polen und anderen mittelosteuropäischen Ländern bei der Entwicklung neuer Medizintechnologien unterstützt, ist Orphinic Scientific S.A. aus Warschau. Es identifiziert vielversprechende Medizinprojekte und investiert in deren Entwicklung. Dabei kooperiert Orphinic Scientific mit Thinktanks sowie Universitäten und nutzt KI. Bislang engagiert sich das Unternehmen laut seinem Vorsitzenden Adam Kruszewski bei acht Projekten, aus denen es sich gegen Ende 2023 zurückziehen will. Orphinic Scientific strebt an die Börse.

Zur NanoGroup S.A. aus Warschau gehören medizinische und biotechnologische Gesellschaften, darunter das Start-up Nano Sanguis S.A. Ihr Ziel ist die Schaffung eines einschlägigen Clusters. Die NanoGroup betreibt F&E im Bereich der modernen Medizintechnik wie Bio- und Nanotechnologie, Pharmakologie und Diagnostik.

Biotechnologie und Nanotechnologie in Polen 2020

Insgesamt 177 Unternehmen gab es 2020 im Bereich Biotechnologie (-2,2 Prozent gegenüber 2019). Knapp zwei Drittel (65 Prozent) führten F&E-Aktivitäten durch, von denen sich wiederum etwa die Hälfte (50,9 Prozent) ausschließlich mit F&E befasste.

Etwas mehr als die Hälfte (53,1 Prozent) aller 177 Unternehmen hatte weniger als 50 Beschäftigte; 28,3 Prozent 50 bis 249 Beschäftigte und 18,6 Prozent mindestens 250 Beschäftigte. Insgesamt 3.911 Personen arbeiten für Unternehmen in der Biotechnologie.

Rund 274,7 Millionen Euro gaben Biotechnologieunternehmen 2020 für Investitionen allgemein aus (auf Złoty-Basis nominal +2,8 Prozent). Zum Großteil (80,4 Prozent) waren dies Eigenmittel. Mit 153,1 Millionen Euro (+3,6 Prozent) entfiel über die Hälfte der Gesamtaufwendungen auf mittelgroße Unternehmen.

Die Publikation Biotechnologia i nanotechnologia w Polsce w 2020 r. des polnischen Statistikamtes GUS bietet weitere Zahlen und Fakten zur Biotechnologie- und Nanotechnologiebranche in Polen.

Aufwendungen für F&E bei Biotechnologie in Polen (in Millionen Euro)

Sektor

2019 1)

2020 1)

Veränderung 2)

Unternehmen

108,7

119,3

13,5

Staat, private nicht-kommerzielle Institutionen

1,1

4,5

309,1

Hochschulen

117,5

121,5

6,9

Insgesamt

227,3

245,4

11,6

1) umgerechnet zum jeweiligen Jahresdurchschnittskurs; 2) nominale Veränderung auf Złoty-Basis in ProzentQuelle: Statistisches Hauptamt GUS, Biotechnologie und Nanotechnologie in Polen 2020

Außer den Unternehmen forschen und entwickeln auch andere staatliche und private nicht-kommerzielle Einrichtungen sowie Hochschulen im Bereich der Biotechnologie. Im Jahr 2020 waren dies insgesamt 227 Institutionen. Von diesen widmet sich mehr als die Hälfte (55,1 Prozent) der medizinischen Biotechnologie.

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