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Branchen | Polen | Groß- und Einzelhandel

Einzelhandel erweist sich als robust

Die Einzelhandelsumsätze steigen in Polen 2022 real weiter. Besonders Nahrungsmittel sind gut gefragt. Der Gastronomiesektor erholte sich von der Coronakrise.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Das reale Wachstum der Einzelhandelsumsätze flacht in Polen im Jahresverlauf 2022 gegenüber dem Vorjahr zwar ab, bleibt aber beachtlich. Während Textilien, Bekleidung und Schuhe weiter stark gefragt sind, werden neue Kfz weniger benötigt. Der Handel mit Wohnbedarf, Einrichtungsgegenständen und Elektrohausgeräten kann nach den guten Vorjahren kaum noch zulegen. Medikamente, Kosmetik und Nahrungsmittel kaufen die Konsumenten dagegen verstärkt, wie das Statistische Hauptamt GUS ermittelte. Angesichts steigender Energiekosten und hoher Inflation fangen Verbraucher aber an zu sparen.

Veränderung der Einzelhandelsumsätze (in Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum 1), 2)

Branche

2020

2021

1.- 3. Quartal 2021

1.- 3. Quartal 2022

Insgesamt

-3,1

8,1

7,3

6,8

Textilien, Bekleidung, Schuhe

-15,3

32,0

26,2

25,9

Sonstige

-9,4

10,1

5,1

17,2

Medikamente, Kosmetika, Orthopädiebedarf

-1,6

8,6

5,8

14,5

Nahrungsmittel, Getränke, Tabakwaren

-1,9

1,7

1,1

6,4

Printmedien, andere Fachgeschäfte

-4,3

7,3

6,1

5,8

Möbel, Haus-, Audio-, Videogeräte

4,7

5,8

8,1

0,7

Brennstoffe

-9,9

2,9

1,1

-6,1

Kfz, Krafträder, Teile dafür

-12,3

10,7

17,7

-9,2

1) reale Veränderung in festen Preisen; 2) spezialisierte Unternehmen mit mindestens zehn MitarbeiternQuelle: Statistisches Hauptamt GUS 2022

Verkäufe stiegen 2021

Die Einzelhandelsumsätze entfielen 2021 laut Statistikamt GUS zu 86,4 Prozent auf Handelsunternehmen, der Rest auf Produktionsbetriebe mit Verkaufsstellen, die Gastronomie und sonstige Marktteilnehmer. Gut die Hälfte dieser Akteure im Einzelhandel (55,3 Prozent) hatten mindestens 50 Beschäftigte und rund ein Viertel (26,6 Prozent) weniger als zehn Angestellte. Hier ist über die Jahre ein gewisser Trend hin zu größeren Firmen festzustellen. 

Einzelhandelsumsatz in Polen (in Milliarden Euro) 1)

Kategorie

2020

2021

Veränderung2)

Insgesamt, darunter

200,5

219,1

12,3

  Nahrungsmittel, nichtalkoholische Getränke

55,1

57,2

6,7

  Alkoholische Getränke, Tabakwaren

17,1

17,4

4,8

  Non-Food-Produkte

128,2

144,5

15,7

1) Handels- und Nichthandelsunternehmen einschließlich Gastronomie und Mikrofirmen; 2) nominale Veränderung auf Złoty-Basis in ProzentQuelle: Statistisches Hauptamt GUS 2022

Großhandel setzte 2021 deutlich mehr um

Der gesamte Großhandelsumsatz fiel 2021 laut GUS mit 387,8 Milliarden Euro erheblich höher aus als der Einzelhandelsumsatz und legte dabei gegenüber 2020 noch kräftig zu (2021: 332 Milliarden Euro). Auf Złoty-Basis betrug die nominale Steigerung 20 Prozent. Der überwiegende Teil (85,6 Prozent) entfiel dabei mit 331,9 Milliarden Euro (2021: 280,2 Milliarden Euro) auf Non-Food-Produkte (+21,7 Prozent).

Der Umsatz en gros mit Nahrungsmitteln und nichtalkoholischen Getränken erreichte 46 Milliarden Euro (+8,6 Prozent) und der mit Alkoholika 9,9 Milliarden Euro (+23,1 Prozent). Fast die Hälfte des Großhandelsumsatzes (48,5 Prozent) erwirtschafteten große Unternehmen mit mindestens 50 Beschäftigten (+22,4 Prozent).

Essen gehen wird beliebter

Ein wichtiger Absatzkanal für Nahrungsmittel und Getränke ist der Gastronomiesektor. Seine Umsätze stiegen 2021 auf 10,7 Milliarden Euro (2020: 8,5 Milliarden Euro). Damit verbuchte der Sektor ein Plus von nominal 29,3 Prozent auf Złoty-Basis. Den weitaus größten Anteil (87,4 Prozent) ihres gesamten Umsatzes 2021 erwirtschafteten die Gastronomiebetriebe mit eigener Zubereitung (9,3 Milliarden Euro). Ihre Bedeutung nahm gegenüber 2020 zu (+30,6 Prozent Umsatz).

Mit dem Verkauf von Waren setzten sie 2021 rund 1,2 Milliarden Euro um (+21,3 Prozent). Darunter fällt auch der Verkauf von alkoholischen Getränken und Tabakwaren in Höhe von 900 Millionen Euro (+24 Prozent). Über die Hälfte der gesamten Umsätze der Gastronomie (56,7 Prozent) erwirtschafteten Betriebe mit mindestens zehn Beschäftigten (6 Milliarden Euro), was einem Zuwachs von 39,4 Prozent gegenüber 2021 entspricht. 

Viele Neueröffnungen bei Restaurants

Nachdem 2020 in der Coronapandemie zahlreiche gastronomische Einrichtungen schließen mussten, übertraf ihre Anzahl Ende 2021 bereits wieder den Stand von Ende 2019. Das gilt für Restaurants und Imbissstände. Insgesamt gab es Ende 2021 laut Schätzungen des GUS 15,1 Prozent mehr gastronomische Einrichtungen als Ende 2020. Fast alle (98,7 Prozent) von ihnen befanden sich in privaten Händen. Lediglich bei den Kantinen lag der Anteil der öffentlichen Träger bei 9,2 Prozent. Laut GUS gab es Ende 2021 insgesamt 74.189 saisonal oder ganzjährig geöffnete gastronomische Einrichtungen.

Anzahl der gastronomischen Einrichtungen am Jahresende (Veränderung in Prozent)

Art der Gastronomiestellen

2019

2020

2021

Veränderung

2021/20

Restaurants

20.015

17.676

21.161

19,7

Bars

19.588

17.170

19.373

12,8

Kantinen

4.585

3.517

4.136

17,6

Gastronomiepunkte

28.167

26.086

29.519

13,2

Insgesamt

72.355

64.449

74.189

15,1

Quelle: Statistisches Hauptamt GUS 2022

Weitere Neueröffnungen zeichnen sich ab. In Polen expandieren will zum Beispiel die Kette McDonald´s, die im September 2022 bereits 505 Filialen betrieb. Ihre Anzahl soll bis zum Jahresende laut Adam Pieńkowski, dem Vorsitzenden von McDonald´s Polska, noch um etwa 10 steigen. Ende 2027 will der US-Konzern bereits über rund 700 Lokale verfügen.

Großküchentechnik dürfte außerdem von neuen Hotels nachgefragt werden. Die Kette Leonardo Hotels etwa eröffnete bereits das Royal Warsaw, NYX Hotel Warsaw sowie Leonardo Boutique Kraków Old Town und erwägt laut Yoram Biton, dem Geschäftsführer von Leonardo Hotels Central Europe, eine Expansion in andere polnische Großstädte.

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