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Branchen | Polen | Luft- und Raumfahrt

Fabrik für Nanosatelliten entsteht

Das Start-up SatRev baut eine erste Fabrik für Nanosatelliten in Polen. Das Land will seine Weltraumaktivitäten entwickeln.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Läuft es für das Start-up SatRev nach Plan, dann könnten Kleinsatelliten des polnischen Technologieunternehmens künftig in größerer Zahl vom All aus Daten für die Erdbeobachtung liefern. Ab 2025 möchte das Unternehmen mit Sitz in Wrocław (Breslau) täglich ein bis zwei sogenannte Nanosatelliten produzieren. Deshalb investiert SatRev 8,6 Millionen Euro, um eine entsprechende Produktionsstätte in der Sonderwirtschaftszone Legnica (Liegnitz) errichten. Das berichtet die Tageszeitung Rzeczpospolita.

Laut dem Hauptgeschäftsführer von SatRev, Grzegorz Zwoliński, handelt es sich um die erste Fabrik ihrer Art in Polen. Weltweit gibt es bislang rund zehn Firmen, die solche Kleinsatelliten herstellen. Anwendungsfelder für die Fernerkundung mithilfe von Nanosatelliten gibt es unter anderem in der Landwirtschaft und beim Monitoring von Umweltveränderungen. Mit ihrer Hilfe lassen sich beispielsweise der Zustand von Agrarflächen und Wäldern überwachen oder die Folgen von Umweltkatastrophen einschätzen.

SatRev entwickelt sich technologisch weiter

Bislang sandte SatRev elf Satelliten erfolgreich ins All. Die Kapazitäten des Start-ups liegen laut Zwoliński derzeit bei jährlich 20 bis 50 Satelliten. SatRev will in den kommenden Jahren seine technologischen Kompetenzen erweitern und betreibt dafür intensiv Forschung und Entwicklung (F&E). Mittelfristig will das Start-up neben Nanosatelliten auch zum Bau von größeren Mikrosatelliten übergehen. Letztere können hochauflösende Aufnahmen der Erde und präzisere Daten liefern.

Zur Finanzierung will SatRev sowohl eine öffentliche Förderung erhalten als auch Wagniskapital einwerben. Der Venture Capital Fonds Virgin Orbit sagte bereits eine Beteiligung zu. In der laufenden Finanzierungsrunde konnte SatRev laut Zwoliński schon 21 Millionen US-Dollar (US$) akquirieren. Dieser Betrag soll sich noch auf 30 Millionen US$ erhöhen, wie die Tageszeitung Puls Biznesu berichtet.

SatRev beteiligt sich auch an internationalen Weltraumprojekten. Für den Oman entwickelt und entsendet SatRev zusammen mit weiteren Firmen Satelliten, die von einer Servicestation auf der Erde aus begleitet werden. In Australien ist das Start-up am Bau eines Beobachtungssatelliten beteiligt. SatRev schloss sich einem internationalen Konsortium an, das der australischen Regierung eine kontinuierliche Versorgung mit Satellitendaten ermöglichen wird.

Kosmos-Branche wartet auf Programm

Um sich weiterentwickeln zu können, benötigt Polens Raumfahrtbranche zwei Dinge: Kapital und eine Strategie. Im Bericht "Kosmos 2022" fordern die Denkfabrik Startup Poland und die Polnische Kosmos-Agentur (Polska Agencja Kosmiczna; PAK), dass das aktuell von Branchenvertretern, dem Ministerium für Entwicklung und Technologie (Ministerstwo Rozwoju i Technologii) und anderen Institutionen diskutierte Nationale Kosmos-Programm (Krajowy Program Kosmiczny; KPK) 2021 bis 2026 eine Roadmap für die Branche wird. Die Rolle der staatlichen Verwaltung dabei sei zu definieren, zumal öffentliche Aufträge dem Raumfahrtsektor den entscheidenden Auftrieb geben könnten. Geplant sind eigene Systeme von Beobachtungssatelliten. Außerdem geht es um finanzielle Förderungen: Das Programm soll mit etwa 540 Millionen Euro ausgestattet werden.

Venture Capital Fonds müssen sich längerfristig engagieren 

Einem Drittel der polnischen Weltraumfirmen stehen staatliche Mittel zur Verfügung. Sie benötigen aber weiteres Geld von privaten Wagniskapitalgebern. Bislang zeigen sich diese jedoch nicht sonderlich interessiert, und auch etablierte Unternehmen aus der Luft- und Raumfahrtbranche zögern bislang, sich an polnischen Start-ups zu beteiligen.

Investoren, die sich an Unternehmen beteiligen wollen, brauchen im Raumfahrtsektor einen langen Atem, bis sich ihr Engagement bezahlt macht. Dennoch gelingt es polnischen Firmen, erfolgreich Marktnischen zu besetzen. Gut 300 Unternehmen sind in Polen im Bereich Raumfahrttechnik aktiv. Sie befassen sich vor allem mit Automatisierung, Robotik, Steuerungssystemen, Satelliten und Software.

So werden Algorithmen des Start-ups KP Labs aus Gliwice (Gleiwitz) demnächst im All eingesetzt. Die Firma spezialisiert sich auf Datenverarbeitung im Kosmos. KP Labs war beteiligt an der Entsendung des vierten polnischen Satelliten PW-Sat2. Nun möchte es Lösungen entwickeln, um der wachsenden Gefahr durch Weltraumschrott zu begegnen.

Creotech Instruments ist Mitbegründerin der polnischen modularen Plattform für Mikrosatelliten HyperSat, die ein breites Spektrum von Allmissionen von Radar über Telekommunikation bis Optik verwirklicht. Die Firma will 2023/2024 einen auf ihrer Technologie basierenden Satelliten in den Weltraum entsenden.

Das polnisch-finnische Start-up Iceye ist auf Radartechnik zur bildlichen Darstellung spezialisiert. Thorium Space will 2022 erste Satelliten ins All schießen. Die polnische Weltraumbranche zeigt sich grundsätzlich an einer internationalen Zusammenarbeit interessiert, was auch deutschen Unternehmen aus diesem künftig immer bedeutsameren Bereich neue Kooperationschancen eröffnet.

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