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Fenster und Türen weltweit nachgefragt

Polnische Baumaterialien verteuern sich durch hohe Energie- und Rohstoffpreise. Fenster und Türen behaupten sich dennoch auf Auslandsmärkten, die Kapazitäten werden ausgebaut.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Die polnischen Hersteller von Baumaterialien geraten unter Druck. Sie müssen die Preise für ihre Produkte erhöhen, während insbesondere auf dem polnischen Heimatmarkt die Nachfrage sinkt. Grund sind steigende Energie- und Rohstoffkosten. Das führt zu Rentabilitätseinbußen. Auf der anderen Seite ist der Bedarf an Baumaterialien hoch, zumal Gebäude weiter gedämmt werden und Energie gespart werden muss. Daher gewährt der Fiskus Steuervorteile für wärmedämmende Maßnahmen wie den Austausch von Fenstern, Türen oder Dächern. Steuerlich absetzbar ist jeweils ein Betrag von maximal 11.303 Euro pro Jahr.

Marktführer bei Fenstern legen weiter zu

Viele polnische Hersteller von Baubedarf sind im Ausland gut etabliert, sodass sie nicht nur auf die Inlandskonjunktur angewiesen sind. Eine wichtige Rolle spielen dabei die weltweiten Exporte von Türen und Fenstern. So verzeichnen gerade die großen Produzenten dieser Sparte Zuwächse. Der polnische Output an Kunststofffenstern stieg laut dem Statistischen Hauptamt GUS 2021 um 8,3 Prozent auf 9,6 Millionen Stück. In den ersten zehn Monaten 2022 legte er um 2,3 Prozent gegenüber Januar bis Oktober 2021 auf 7,6 Millionen Stück zu. 

Die Auftragsbücher von Drutex etwa sind laut seinem Hauptgeschäftsführer Leszek Gierszewski gut gefüllt. Das Unternehmen vertreibt seine Fenster und Türen über ein weltweites Netz von Tausenden Handelsvertretern und exportiert rund 80 Prozent seiner Waren. Drutex will weiter investieren und seine Kapazitäten ausweiten. Nach Aufwendungen von fast 33 Millionen Euro 2021 folgt 2022 ein vergleichbarer Betrag.

Im Jahr 2022 erwartet Gierszewski Einnahmen von 363 Millionen Euro (auf Złoty-Basis +20 Prozent gegenüber 2021), wie er gegenüber der Tageszeitung Puls Biznesu sagte. Damit läge Drutex hinter Marktführer Eko-Okna auf Platz zwei. Eko-Okna veranschlagte zur Jahresmitte seinen Umsatz 2022 auf eine Größenordnung von 850 Millionen Euro (2021: 622 Millionen Euro, fast +40 Prozent gegenüber 2020). Die Zuwächse sind auch auf Preissteigerungen zurückzuführen.

Ausbau von Kapazitäten

Eko-Okna erwirtschaftet über die Hälfte seiner Einnahmen mit Kunststofffenstern und -türen. Außerdem kann das Unternehmen bis zu 2.000 Fenster mit Holzrahmen täglich produzieren und entwickelt die Herstellung von Aluminiumprodukten. Eko-Okna exportiert 90 Prozent seiner Waren und hat speziell das Vereinigte Königreich sowie die USA im Fokus.

Die starke Nachfrage veranlasst das Unternehmen zu Erweiterungsinvestitionen, wodurch sich auch für deutsche Firmen Zulieferchancen ergeben können. Laut dem Handelsdirektor von Eko-Okna, Michał Maciejewski, werden zwei Fabriken für insgesamt mehrere Hundert Millionen Euro gebaut. Eko-Okna will dadurch 2024 und 2025 die Produktionskapazität auf rund 18.000 Fenster täglich verdoppeln.

Dicht hinter Drutex belegt der Hersteller von Kunststofffenstern, die Oknoplast-Gruppe, den dritten Rang. Im Jahr 2022 erwartet Oknoplast Einnahmen von 341 Millionen Euro. Im Jahr 2021 hatte die Gruppe, zu der Oknoplast, Aluhaus, WnD und die spanische Ampuero mit der Marke Hermat-10 zählen, insgesamt 285 Millionen Euro erwirtschaftet (auf Złoty-Basis etwa +30 Prozent zu 2020). Oknoplast will seine Produktionstätigkeit in Spanien, Portugal und Lateinamerika künftig ausweiten.

Derzeit verfügt die Gruppe über fünf Fabriken für Fenster und Türen, davon drei in Polen und zwei in Spanien. Auch die Produktions- und Lagerhallen am Firmensitz bei Kraków (Krakau) sollen dem Bertriebsleiter Łukasz Marzec zufolge noch ausgebaut werden, wie Puls Biznesu weiter berichtet. Bisher produzierte OknopIast rund 1,3 Millionen Fenster und Türen jährlich. Fast 80 Prozent ihrer Einnahmen erzielt die Gruppe mit dem Auslandsgeschäft.

Schlechter als den Marktführern ergeht es kleineren Herstellern von Fenstern und Türen, die stärker auf den Inlandsmarkt angewiesen sind. Die Polen verzichten angesichts der Preissteigerungen auf entsprechende Investitionen. Schwieriger wird auch die Situation im Segment der Dachfenster, die eine geringere Rolle bei der Wärmedämmung spielen als die übrigen Fenster. Sowohl der inländische Hersteller Fakro als auch die dänische Velux verringerten letztens ihre Produktion in Polen und verkürzten die Arbeitszeit. Die polnische Firma Pinus stellt hochwertige Holzfenster und -türen her sowie gebogene Sonderanfertigungen. Das Unternehmen erwarb im Sommer 2022 die schwedische Gruppe Bergs Timber zu 100 Prozent. Die Kapazitäten von Pinus (Umsatz 2021: rund 7,9 Millionen Euro) werden noch ausgebaut.

Zweitgrößter Exporteur von Fenstern und Türen

Polen ist seit Jahren der zweitgrößte Exporteur von Fenstern und Türen hinter China. Dies geht aus einer Branchenanalyse der Marktforschungsfirma ASM Research Solution Strategy hervor, die sie im Auftrag des Verbandes Polnische Fenster und Türen (Związek Polskie Okna i Drzwi; POiD) erstellt hat. Polen führte demnach 2021 Fenster und Türen im Wert von 3 Milliarden Euro aus, das entspricht einem Anteil von 14 Prozent an den globalen Exporten. Die wichtigsten Abnehmerländer sind seit Jahren Deutschland, Frankreich, Italien und das Vereinigte Königreich.

Im 1. Halbjahr 2022 legten die polnischen Ausfuhren mit 1,9 Milliarden Euro um 35 Prozent zu gegenüber dem 1. Halbjahr 2021, auch aufgrund merklicher Preissteigerungen. Bei Kunststofffenstern betrug der Zuwachs mit 972 Millionen Euro sogar 41 Prozent. Im Jahr 2021 belief sich der Exportanteil Polens im weltweiten Vergleich in diesem Segment auf 37,5 Prozent, womit das Land hier noch vor China lag.

Weltweit führend ist Polen auch beim Export von Fenstern mit Holzrahmen mit einem Anteil von 28,8 Prozent. Bei Fenstern mit Aluminiumrahmen erzielte das Land 2021 ein Wachstum von gut 42 Prozent bei einem weltweiten Exportanteil von 9,9 Prozent.

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