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Holz gewinnt als Baustoff an Bedeutung

Holz wird als Baustoff für Gebäude und Möbel in Polen verstärkt nachgefragt. Die Möbelindustrie leidet unter gestiegenen Preisen und Materialmangel.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Bei der Errichtung von Gebäuden gewinnt Holz in Polen als umweltfreundlicher und nachwachsender Rohstoff an Bedeutung.

Produktion von Holzmodulen für den Gebäudebau steigt

Im Jahr 2021 wurden laut dem Statistischen Hauptamt GUS 1.160 Gebäude aus Holz übergeben. Das waren zwar nur 1,1 Prozent aller Wohngebäude, der Zuwachs gegenüber 2020 war jedoch mit 28,2 Prozent deutlich überdurchschnittlich. Die Sparkassenorganisation PKO Bank Polski (PKO BP), die die Rolle von Holz in der Bauwirtschaft untersuchte, schätzt die Anzahl der Holzhäuser, die jährlich in Polen erstellt werden, sogar auf rund 5.000.

Nicht nur die Inlandsnachfrage nach solchen Häusern steigt, sondern auch das Ausland weiß deren Qualität zu schätzen. Die polnischen Exporte von Holzhäusern stiegen laut PKO BP 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 52,7 Prozent auf 115,1 Millionen Euro. Das wichtigste Abnehmerland war Deutschland vor dem Vereinigten Königreich, Norwegen und den Niederlanden. Künftig ist mit weiteren Investitionen in die Holzverarbeitung zu rechnen.

Bauunternehmen investieren in Modulfabriken 

Auf diesen Trend setzt der polnische Baukonzern Erbud, der in die Fabrik MOD21 in Ostaszew bei Toruń investiert. Hier sollen ab Anfang 2023 Holzteile für modularen Gebäudebau gefertigt werden. Ab 2026 soll die Fabrik ihre volle Kapazität von rund 100.000 Quadratmeter Modulfläche jährlich erreichen. Erbud plant, große Bauten wie etwa Hotels, Bürohäuser, Krankenhäuser oder öffentliche Gebäude aus Holzmodulen zu errichten. Die Präfabrikate von MOD21 sind auch für den Export vorgesehen, vor allem nach Deutschland.

Auch die polnische Firma Andrewex - ABWood startete kürzlich mit der Herstellung von Holzmodulen. Sie trägt damit zum Bau der Siedlung Ecovillage in Schwäbisch Gmünd bei, der sie über 700 Module liefern will. Fertigbauhäuser aus Holz erstellt die polnische Firma Unihouse. Sie produziert in einem eigenen Werk die Module dafür und montiert auf den Baustellen die restlichen Elemente zu schlüsselfertigen Häusern. Auch der Fertighaushersteller Danwood baute 2021 in Polen 2.069 Einfamilienhäuser aus Holz, vor allem für den Export. Künftig setzt Danwood ebenfalls auf die Modulbauweise und will Mehrfamilienhäuser mit bis zu zwei Stockwerken bauen.

Holzpreise explodieren

Aufgrund der höheren Nachfrage nach Holz steigen die Preise des ohnehin schon knappen Rohstoffs. Grund dafür ist auch der Bedarf des Energiesektors, der Holz als Biomasse verbrennt. Dank der Subventionen für "grüne" Energie kann sich die Branche die Preissteigerungen leisten. Holzabfälle, die recycelt und zu günstigen Rohstoffen verarbeitet werden könnten, dürfen zudem nicht importiert werden. Dies trägt zum steigenden Produktmangel bei. Holzlieferungen aus östlichen Nachbarländern fallen wegen des Ukrainekrieges weitgehend weg.

Keine FSC-Zertifikate mehr

Mehrere Regionaldirektionen des Unternehmens Staatliche Wälder (Lasy Państwowe, LP) in Zentral- und Nordpolen stellen wegen zunehmender Formalitäten und Unklarheiten keine FSC-Nachhaltigkeitszertifikate für Holz mehr aus. Darauf legen jedoch besonders ausländische Abnehmer von polnischen Holzprodukten wert. Anbieter von Möbeln, Türen und Fenstern sowie Holz als Bauelement fürchten daher eine sinkende Nachfrage und einen Wertverlust ihrer Produkte, sollte es hier keine Kehrtwende geben.

Besonders die Möbelbranche kann auf die FSC-Zertifizierung nicht verzichten. Sie hat für die polnische Wirtschaft eine zentrale Bedeutung und exportiert 90 Prozent ihrer Produkte. Polen belegte 2021 den vierten Platz unter den größten Möbelexporteuren weltweit. An den Ausfuhren der Europäischen Union (EU) von Sitzmöbeln hält Polen einen Anteil von 20 Prozent und ist damit EU-Spitzenreiter. Beim Export medizinischer Möbel belegt das Land Rang 2 in der EU. In den ersten drei Quartalen 2022 erreichten die polnischen Ausfuhren von Möbeln einen Wert von umgerechnet 12,3 Milliarden Euro. Die Produkte gehen in über 170 Länder.

Möbelindustrie erhält zu wenig Vorprodukte

Auch der Materialmangel bringt die Branche in Schwierigkeiten. Das staatliche Unternehmen LP verlangt Rekordpreise für Holz und liefert unzureichende Mengen, etwa von Laubholz. Buchen- oder Eichenholz seien 2023 sogar für Stammkunden nicht erschwinglich, beklagte sich der Vorsitzende des Kösliner Unternehmens der Holzindustrie (Koszalińskie Przedsiębiorstwo Przemysłu Drzewnego, KPPD), Marek Szumowicz-Włodarczyk, gegenüber der Tageszeitung Rzeczpospolita. Einige polnische Holzverarbeiter sehen sich nun zum Aussetzen ihrer Tätigkeit und zu Entlassungen gezwungen. Viele kleine und mittelgroße Möbelbetriebe sind von der Insolvenz bedroht.

Noch schwieriger ist die Situation für die Hersteller von Spanplatten und ähnlichen Materialien mit hohem Stromverbrauch: Sie müssen zusätzlich zu den gestiegenen Rohstoffpreisen ein Mehrfaches für ihre Energie bezahlen. Den daraus folgenden Mangel an Spanplatten bekommen auch ausländische Abnehmer zu spüren, die diese als Teile für Möbel oder Baustoffe aus Polen beziehen. Die polnische Spanplattenindustrie belegt bei der Produktionsmenge Platz 2 in Europa.

Trotz der kritischen Lage investieren einige Möbelhersteller. Die auf Polstermöbel spezialisierte polnische Adams Group aus Ligota baut für etwa 53,4 Millionen Euro Produktionshallen, ein Lager und Büros in der Sonderwirtschaftszone von Łódź. Ein Teil der Objekte ist schon fertiggestellt. Der gesamte Komplex soll bis Ende 2025 vervollständigt sein. Die österreichische Möbelgesellschaft XXXLutz übernahm 2022 die Hälfte der Aktien des polnischen Möbelherstellers Black Red White S.A. Zuvor hatte gegen Ende 2021 der US-Konzern Haworth die Mehrheit an dem polnischen Hersteller von Büromöbeln und Akustikkabinen Mikomax erworben.

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