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Branchen | Polen | Finanzierung

Leasingbranche erzielt Rekordergebnis

Polens Leasingfirmen machten 2021 die Rückgänge des Coronajahrs 2020 mehr als wett. Die Umsätze legten auf Złoty-Basis rasant zu. Im Fokus: Schienenfahrzeuge und Maschinen.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Mit über 19 Milliarden Euro Umsatz verzeichneten Polens Leasingunternehmen einen Anstieg von fast 31 Prozent auf Złoty-Basis. Für 2022 erwartet die Branche moderatere Steigerungen. Der Polnische Leasingverband (Związek Polskiego Leasingu; ZPL) erstellte seine Prognose auf Basis der erwarteten Entwicklung privater Investitionen und der Wirtschaftsleistung insgesamt.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) könnte 2022 laut der eher konservativen Prognose des Polnischen Wirtschaftsinstituts (Polski Instytut Ekonomiczny; PIE) um 4,3 Prozent zunehmen. Im Jahr 2021 ist Polens BIP nach Schätzung des Statistikamtes GUS real um 5,7 Prozent gewachsen (2020: -2,5 Prozent).

Von dem Auftrieb können auch deutsche Anbieter von Investitionsgütern und Transportmitteln profitieren. In Polen spielt das Leasing bei der Beschaffung und Finanzierung von Investitionsgütern eine zentrale Rolle, insbesondere für kleinere Unternehmen. Es ist daher ein wichtiges Barometer für die allgemeine Nachfrage.

Boom bei Finanzierungen 2021

Die Leasingfirmen erwirtschafteten 2021 laut Leasingverband ZPL rund 87,7 Prozent ihres Umsatzes mit ihrem Kerngeschäft, den Leasingverträgen. Das entspricht auf Złoty-Basis einem Zuwachs um 31,6 Prozent gegenüber 2020. Der Rest entfiel auf die Vergabe von Krediten (+24,6 Prozent). Die Bedeutung des Leasings als Finanzierungsform ist somit gestiegen.

Umsätze der Leasingunternehmen einschließlich Kreditvergabe (in Milliarden Euro)

2019

2020

2021

Veränderung 2020/21 1)

Bewegliche Güter

17,9

15,0

19,1

31,2

Immobilien

0,2

0,2

0,2

-9,7

Insgesamt

18,1

15,2

19,3

30,7

1) nominale Veränderung auf Złoty-Basis in ProzentQuelle: Polnischer Leasingverband ZPL

Mehr Transportmittel und Maschinen überlassen 

Besonders bei großen Transportmitteln sowie Maschinen und Ausrüstungsgütern konnten polnische Leasingunternehmen ihre Umsätze 2021 erheblich steigern. Beim Leasing (ohne Kreditvergabe) legten vor allem Schienenfahrzeuge mit einem Plus von 65,5 Prozent auf 112 Millionen Euro sowie Wasserfahrzeuge mit plus 40,4 Prozent auf 69 Millionen Euro kräftig zu. Im laufenden Jahr soll die Nachfrage nach der Finanzierung von Pkw und Nfz stärker zunehmen als bei anderen Straßenfahrzeugen.

Der Polnische Verband für Vermietung und Leasing von Fahrzeugen (Polski Związek Wynajmu i Leasingu Pojazdów; PZWLP) geht jedoch gleichzeitig von einer steigenden Langzeitvermietung von Pkw aus. Denn das klassische Leasing von Fahrzeugen durch Unternehmen, vor allem in kleinen und mittleren Betrieben, werde aufgrund neuer Steuerregelungen unattraktiver. Hintergrund ist eine Steuerreform im Rahmen des Anfang 2022 eingeführten sozioökonomischen Programms "Polski Ład" (Polnische Ordnung). Unternehmerisch Tätige können nun erst sechs Jahre - und nicht mehr wie bisher schon sechs Monate - nach dem privaten Ankauf eines Leasingwagens diesen einkommensteuerfrei weiterveräußern.

Umsätze der Leasingfirmen einschließlich Kreditvergabe (in Millionen Euro) 1)

Kategorie

2020 2)

2021 2)

2022 3)

Veränderung 2021/22 3), 4)

Bewegliche Güter, darunter

14.965

19.109

21.431

10,3

  Kfz, darunter

9.964

13.015

14.413

9,0

    Pkw und Nfz

7.185

8.597

9.672

10,7

    Lkw über 3,5 t, Anhänger

2.531

4.138

4.435

5,5

    Übrige Straßenfahrzeuge, Busse

248

281

306

7,1

  Maschinen und Ausrüstungen

4.426

5.421

6.229

13,1

  IT-Bedarf

234

225

268

17,1

  Flugzeuge, Schiffe, Eisenbahnen

228

310

371

17,6

  Übrige bewegliche Güter

112

137

150

7,8

Immobilien

200

175

192

7,7

Finanzierung insgesamt

15.164

19.285

21.623

10,3

1) netto, Ungenauigkeiten durch Rundung; 2) Angaben für 2020 und 2021 umgerechnet zum Jahresdurchschnittskurs; 3) Prognose; 4) nominale Veränderung auf Złoty-Basis in ProzentQuelle: Polnischer Leasingverband ZPL, 2022

Sehr dynamisch entwickelte sich 2021 die Finanzierung von Maschinen zur Herstellung von Kunststoffen und Metallbearbeitung (Leasing und Kreditvergabe: auf Złoty-Basis +35,5 Prozent auf 699 Millionen Euro). Bei Baugeräten betrug der Zuwachs 32 Prozent auf 939 Millionen Euro. Bei der größten Position, den Landmaschinen (+18,3 Prozent auf 1.410 Millionen Euro) herrscht die Kreditvergabe durch Leasingfirmen vor.

Umweltfreundliche Technologien spielen ebenfalls eine Rolle. Die Branche finanzierte 2021 insgesamt 833 schwere Straßenfahrzeuge mit LNG-, CNG- und Elektroantrieb für 147 Millionen Euro sowie 6.279 Solaranlagen für 145 Millionen Euro.

Kleinbetriebe sind wichtigste Kunden

Leasing gewinnt als Finanzierungsalternative gerade für Mikrofirmen an Bedeutung. Über die Hälfte der Kunden der Leasinggesellschaften (54,1 Prozent) waren 2021 laut Schätzungen des ZPL Mikrofirmen mit einem Jahresumsatz von bis zu 1,1 Millionen Euro. Alle kleinen und mittleren Unternehmen (KMU; mit einem Jahresumsatz von jeweils bis zu 4,4 Millionen Euro) stehen für einen Anteil von 73,7 Prozent. Unternehmen mit einem Umsatz von über 4,4 Millionen Euro spielten mit 25,4 Prozent zahlenmäßig eine deutlich geringere Rolle. Individuelle Kunden (0,7 Prozent) und andere fielen kaum ins Gewicht.

Der Gesamtwert des Leasingportfolios (bewegliche Güter und Immobilien) stieg bis Ende 2021 nominal auf Złoty-Basis um 4,9 Prozent auf 36,3 Milliarden Euro (2020: 35,6 Milliarden Euro).

Dem ZPL gehören 29 Firmen an, darunter Leasinggesellschaften von Banken und Kfz-Herstellern sowie der PZWLP mit seinerseits 17 Mitgliedern. Die Angaben des ZPL sind Schätzungen zum Gesamtmarkt, einschließlich weiterer, ihm nicht angehörender, Leasinganbieter.

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