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Leasingbranche hofft auf besseres Jahr 2023
Nach einer nominalen Stagnation auf hohem Niveau 2022 erwarten Polens Leasingfirmen wieder nominale Zuwächse, vor allem bei Kfz. Sie spielen bei Finanzierungen die zentrale Rolle.
20.02.2023
Von Beatrice Repetzki | Berlin
Für 2023 rechnen die polnischen Leasinggesellschaften mit einem nominalen Zuwachs ihrer Umsätze auf Złoty-Basis um 8,7 Prozent (2022: +0,1 Prozent). Das gab der Verband des Polnischen Leasing (Związek Polskiego Leasingu, ZPL) anlässlich der Präsentation der Ergebnisse 2022 am 9. Februar 2023 bekannt. Den Geschäftserwartungen des PZL für 2023 liegen die voraussichtliche Entwicklung privater Investitionen und der Wirtschaftsleistung insgesamt zugrunde.
Angesichts der von der Europäischen Kommission Mitte Februar prognostizierten Inflationsrate 2023 in Polen von 11,7 Prozent würde das allerdings einen realen Rückgang bedeuten. Dieser war 2022 aufgrund der Preissteigerungsrate von 14,4 Prozent noch deutlicher ausgefallen.
Steigende Nachfrage für Investitionsgüter erwartet
Gerade kleinere Firmen neigen dazu, auf eine niedrigere Inflationsrate zu warten, bevor sie sich für die Finanzierung neuer Investitionsgüter entscheiden. Daher geht der Vorsitzende des Rates des ZPL, Paweł Pach, davon aus, dass sich das Leasinggeschäft im weiteren Jahresverlauf 2023 beleben könnte, wenn die Teuerungsrate zurückgeht und Unternehmen aufgeschobene Projekte angehen.
Die Europäische Kommission erwartet für Polen 2023 zwar nur ein reales Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 0,4 Prozent. Der Bedarf an Investitionsgütern wird aber angeheizt durch ausländische Direktinvestitionen und Mehrausgaben des öffentlichen Sektors.
Leasing wichtige Finanzierungsart
Trotz der derzeit schwachen Dynamik spielen die Leasinggesellschaften bei der Finanzierung von Investitionsgütern und Kfz in Polen die zentrale Rolle. Der Gesamtwert des Leasing-Portfolios in Polen (einschließlich Immobilien) stieg 2022 nominal auf Złoty-Basis um 6,4 Prozent auf 37,7 Milliarden Euro (Ende 2021: 36,3 Milliarden Euro). Der Gesamtwert der beweglichen Güter in den Portfolios der Leasing-Anbieter summierte sich bis Ende 2022 auf rund 36,7 Milliarden Euro.
Zum Vergleich: Das Portfolio der Banken für Kredite, mit denen sie Beschaffungen von beweglichen Gütern finanzieren, belief sich gleichzeitig auf 35,4 Milliarden Euro. Daher ist auch für deutsche Anbieter von Investitionsgütern und Transportmitteln das Leasinggeschäft von Bedeutung. Es gilt zudem als wichtiges Barometer für die Investitionsgüternachfrage allgemein.
Kleinbetriebe bilden größte Kundengruppe
Vor allem kleinere Unternehmen wählen Leasing als Finanzierungsart. Knapp die Hälfte der Kunden der Leasinggesellschaften (48,7 Prozent) waren 2022 laut Schätzungen des ZPL Mikrofirmen mit einem Jahresumsatz von bis zu 1,1 Millionen Euro. Auf alle kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit einem Jahresumsatz von bis zu 4,3 Millionen Euro entfiel ein Anteil von gut 69 Prozent. Den Rest von knapp 31 Prozent bildeten fast ausschließlich Unternehmen mit einem Umsatz von über 4,3 Millionen Euro.
Dem PZL gehören 32 Branchen-Player an, darunter 31 Leasinggesellschaften, die mitunter zu Banken und Kfz-Herstellern gehören, sowie der Polnische Verband für Vermietung und Leasing von Fahrzeugen (Polski Związek Wynajmu i Leasingu Pojazdów, PZWLP) mit seinerseits 18 Mitgliedern. Der PZL vertritt nach eigenen Angaben 90 Prozent des Leasingmarktes. Seine Angaben sind Schätzungen der Gesamtumsätze (100 Prozent des Marktes).
Jahr | Bewegliche Güter | Immobilien | Insgesamt |
---|---|---|---|
2018 | 19,2 | 0,2 | 19,4 |
2019 | 17,9 | 0,2 | 18,1 |
2020 | 15,0 | 0,2 | 15,2 |
2021 | 19,1 | 0,2 | 19,3 |
2022 | 18,7 | 0,1 | 18,8 |
Veränderung 2022/21 3) | 0,3 | -22,4 | 0,1 |
Die Leasinggesellschaften erwirtschafteten 2022 laut ZPL 87,3 Prozent ihres Umsatzes mit ihrem Kerngeschäft, den Leasingverträgen, womit sie auf Złoty-Basis einen Rückgang um 0,5 Prozent gegenüber 2021 verzeichneten. Der Rest (12,7 Prozent) entfiel auf die Vergabe von Krediten (+4,2 Prozent), deren Gewicht gegenüber dem Leasing zunahm.
Die Bedeutung des Kerngeschäfts Leasing soll 2023 mit einem Plus von gut 9 Prozent wieder zunehmen. Die Kreditvergabe durch Leasinggesellschaften dürfte dagegen um nur knapp 6 Prozent wachsen.
Kfz dominieren bei Leasing-Finanzierungen
Kfz hatten 2022 an den von den Leasinggesellschaften geleisteten Finanzierungen einen Anteil von gut zwei Drittel. Innerhalb der Kategorie der schweren Fahrzeuge von über 3,5 Tonnen fielen Sattelschlepper mit einem Anteil von 51,9 Prozent am stärksten ins Gewicht. Busse hatten dagegen einen Anteil von nur 3,9 Prozent.
2021 1) | 2022 1) | Veränderung 2022/21 2) | |
---|---|---|---|
Bewegliche Güter, darunter | 19.109 | 18.671 | 0,3 |
Kfz, darunter | 13.015 | 12.715 | 0,3 |
Pkw | 7.173 | 6.661 | -4,7 |
Nfz, Lkw bis 3,5 Tonnen | 1.424 | 1.292 | -6,8 |
Lkw über 3,5 t, Anhänger, Busse | 4.248 | 4.595 | 11,1 |
Übrige Straßenfahrzeuge | 171 | 166 | -0,3 |
Maschinen und Ausrüstungen | 5.421 | 5.347 | 1,2 |
IT-Bedarf | 225 | 230 | 4,9 |
Flugzeuge, Schiffe, Eisenbahnen | 310 | 230 | -24,0 |
Übrige bewegliche Güter | 137 | 149 | 11,8 |
Immobilien | 175 | 133 | -22,4 |
Finanzierung insgesamt | 19.285 | 18.804 | 0,1 |
Unter den einzeln aufgelisteten Arten von Maschinen und Ausrüstungen führten Landmaschinen mit einem Anteil von 23,9 Prozent (-7,1 Prozent gegenüber 2021) vor Baumaschinen mit 14,6 Prozent (-14,4 Prozent). Dahinter folgen Maschinen zur Metallbearbeitung mit 8 Prozent (+3,8 Prozent), Gabelstapler mit 6 Prozent (+16,7 Prozent), medizinischen Ausrüstungen mit 5,5 Prozent (+13,8 Prozent) und Maschinen zur Produktion von Kunststoffen mit 5,2 Prozent (+3,9 Prozent) vor anderen Ausrüstungsgütern.
Nachdem das Leasing bei Fahrzeugen bis 3,5 Tonnen 2022 einen Rückgang um 5 Prozent verzeichnete, könnte hier der nominale Zuwachs 2023 rund 10 Prozent betragen. Bei Fahrzeugen über 3,5 Tonnen Gewicht könnte das Plus bei 9,3 Prozent liegen. Für andere große Transportmittel erwartet der ZPL ein Plus von 7,9 Prozent, bei IT-Bedarf von 6,7 Prozent sowie bei Maschinen und Anlagen von 5,6 Prozent. Bei den übrigen beweglichen Gütern soll der Zuwachs 47,8 Prozent betragen und bei den Immobilien der Rückgang gut 21 Prozent.