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Der Bau von Autobahnen und Schnellstraßen kommt in Polen 2021 in Fahrt. Fast 400 Kilometer neue Streckenabschnitte sollen wichtige Verkehrsadern vervollständigen.
01.04.2021
Von Beatrice Repetzki | Berlin
Im Jahr 2020 wurden in Polen knapp 138 Kilometer an neuen Autobahnen und Schnellstraßen übergeben, 2021 soll sich diese Zahl fast verdreifachen. Nach der Winterpause werden seit Mitte März 2021 die Arbeiten an 76 Bauabschnitten mit einer Gesamtlänge von über 970 Kilometern aufgenommen, 386 davon sollen dieses Jahr fertiggestellt werden. Die Ausgaben für den Straßenbau belaufen sich 2021 laut dem Vizeminister für Infrastruktur, Rafał Weber, auf rund 4,2 Milliarden Euro.
Davon können auch deutsche Firmen profitieren, sei es als Auftragnehmer oder Lieferanten von Baumaschinen und -geräten sowie modernen Verkehrsleitsystemen. Entlang der neuen Fernstraßen entstehen zudem attraktive Standorte für Tankstellen und Raststätten mit Gastronomie-, Einzelhandels- und Kfz-Servicestellen. Der Transport- und Logistiksektor erhält durch die fortschreitende Schließung der noch vorhandenen Lücken in Polens Autobahn- und Fernstraßennetz weiteren Auftrieb.
Auf der A1 als wichtiger Verkehrsader zwischen Gdańsk (Danzig) im Norden und Katowice (Kattowitz) im Süden sollen im 2. Halbjahr 2021 insgesamt 40 Kilometer übergeben werden. Dazu gehört der Abschnitt zwischen der Anschlussstelle Tuszyn südlich von Łódź (Lodsch) und Częstochowa (Tschenstochau), südlich des zentralen Autobahnkreuzes der A1 und A2 bei Łódź.
Die übrigen, 2021 fertig zu stellenden Abschnitte betreffen fast ausschließlich Schnellstraßen, die durch die östliche Landeshälfte führen. Hinzu kommen acht Umgehungsstraßen. Dazu zählen die S61 in der Woiwodschaft (Verwaltungsbezirk) Podlaskie (Podlachien) in Richtung Suwałki (Suwalken) mit vier Abschnitten von insgesamt 59 Kilometern Länge, die S7 und S61 in Warmińsko-Mazurskie (Ermland-Masuren) mit insgesamt 77 Kilometern sowie die S19 mit fünf Abschnitten und die S17 mit einem Abschnitt in Lublin mit 64 Kilometern. Ganz im Nordwesten wird die S3 von Szczecin (Stettin) in Richtung Ostsee ausgebaut.
Nachdem die Generaldirektion für Landstraßen und Autobahnen (Generalna Dyrekcja Dróg Krajowych i Autostrad; GDDKiA) 2020 den Bau von 600 Kilometern ausgeschrieben hatte, will sie 2021 laut ihrem Generaldirektor Tomasz Żuchowski Verträge über einige hundert Kilometer unterzeichnen. Derzeit laufen Verfahren zur Auswahl der bauausführenden Unternehmen zu 24 Streckenabschnitten mit einer Gesamtlänge von 340 Kilometern sowie zehn Umgehungsstraßen um Städte.
Der Preis soll dabei laut GDDKiA nicht allein ausschlaggebend sein. Die umfangreichsten Aufträge konnte der polnische Baukonzern Budimex heranziehen, der derzeit entweder als Einzelauftragnehmer oder Konsortialpartner 20 Landstraßenabschnitte mit einer Gesamtlänge von 273 Kilometern baut. Internationale Konzerne kommen ebenfalls zum Zuge.
Unternehmen | Wert *) |
---|---|
Budimex | 1.786 |
Mirbud / Kobylarnia | 1.253 |
PORR | 1.143 |
Polaqua | 917 |
Mostostal Warszawa / Acciona | 876 |
Strabag | 820 |
Mota Engil | 783 |
Im Jahr 2021 will die GDDKiA Ausschreibungen für 347 Kilometer bekannt geben. Dabei handelt es sich um 26 Abschnitte mit einer Gesamtlänge von 313 Kilometern im Rahmen des Bauprogramms für Landstraßen (Program Budowy Dróg Krajowych, PBDK) und sechs Abschnitte von Umgehungsstraßen mit insgesamt 34 Kilometer Länge. Ende 2020 verfügte Polen laut GDDKiA über 1.712 Kilometer Autobahnen und 2.557 Kilometer Schnellstraßen.
Bislang hat die Coronakrise die Bauarbeiten nicht ausgebremst. Das könnte sich allerdings ändern, wenn die Infektionen weiter zunehmen und Personal krankheitsbedingt ausfällt oder nicht einreisen darf. Die italienische Firma Astaldi hatte bereits den Übergabetermin für die südliche Umgehungsstraße um Warschau auf Ende März 2021 verschoben und beantragt nun aufgrund der Pandemie einen weiteren Aufschub.
Für ein wichtiges Großprojekt beginnt im März 2021 die Realisierungsphase: der Bau des Straßentunnels von Świnoujście (Swinemünde) zur Insel Wolin (Wollin). Für das Bohren der 1.484 Meter langen Tunnelröhre kommt eine eigens dafür in China angefertigte Maschine zum Einsatz. Der Durchmesser des Bohrschildes beträgt 13,5 Meter. Der Straßentunnel soll 13 Meter breit werden. Die Arbeiten werden voraussichtlich bis September 2021 andauern.