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Marktchancen

Der Investitionsbedarf bei Energie, Verkehrsinfrastruktur, Abfallwirtschaft und Internetausbau bleibt in Polen hoch. Deutsche Unternehmen haben gute Zulieferchancen.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Europäische Union unterstützt Finanzierung

Polen steht weiter vor großen Aufgaben in den Bereichen Energietransformation, Verkehrsinfrastruktur, Abfallverwertung, Digitalisierung/IT und Wasserbau. Die Europäischen Union (EU) kofinanziert solche Projekte, manche verzögert der Krieg in der Ukraine. Der Fachkräftemangel sowie steigende Löhne und Kosten für Baumaterialien zwingen zu Anpassungen des vereinbarten Kostenrahmens. Deutschen Unternehmen eröffnen sich gute Zulieferchancen für Investitionsgüter und Know-how, für spezielle Materialien und Lösungen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll laut EU-Kommission 2022 real um 5,2 Prozent wachsen, um 2023 auf nur noch +1,5 Prozent abzuflachen.

Das Netz von Autobahnen und Schnellstraßen soll sich 2022 um 345 Kilometer vergrößern (2021: +425 Kilometer). Mitte 2022 umfasste es 4.679 Kilometer, davon 1.754 Kilometer Autobahnen und 2.925 Kilometer Schnellstraßen. Die Generaldirektion für Landstraßen und Autobahnen GDDKiA plant 2022 Ausgaben von 3,4 Milliarden Euro (2021: 3,3 Milliarden Euro). Über 1.300 Kilometer befanden sich Mitte 2022 im Bau beziehungsweise in der Planung. Die GDDKiA will 2022 den Bau von 475 Kilometern Autobahnen und Schnellstraßen ausschreiben im Gesamtwert von annähernd 4,7 Milliarden Euro. Im Mai 2022 hatte die Regierung eine Aufstockung der Mittel für den Straßenbau um 0,6 Milliarden Euro beschlossen, um die Kostensteigerungen abzufedern.

Ab Sommer 2022 erleichtern neue Streckenabschnitte den Kraftfahrern die Fahrt von Warschau in die Städte Gdańsk-Sopot-Gdynia (Danzig-Zoppot-Gdingen). Außerdem erhalten dann Wrocław (Breslau), Poznań (Posen) und Bydgoszcz (Bromberg) eine Schnellstraßenanbindung an die A1 nach Gdańsk. Ein weiterer südlicher Abschnitt der A1 von Piotrków Trybunalski aus wird ab dem 4. Quartal 2022 dreispurig befahrbar sein. 

Zu den fünf größten Investitionen in Wrocław in Verkehrswege gehören auch 35 Kilometer Radwege, kleinere Projekte kommen noch hinzu. Besonders verbreitet ist das Fahrradfahren im Raum Gdańsk, wo es laut der Stadtpräsidentin Aleksandra Dulkiewicz 850 Kilometer Radwege gibt und noch weitere hinzu kommen, darunter „Ökostradas“ für sowohl Fahrräder als auch Elektroroller. Mit dem Straßenbau erwirtschafteten Unternehmen mit mindestens zehn Mitarbeitern 2021 einen Umsatz von 4.794 Millionen Euro und im 1. Halbjahr 2022 von 1.784 Millionen Euro (auf Złoty-Basis nominal +24,3 Prozent zum 1. Halbjahr 2021).

Der Bahn fehlen Mittel

Die für das Schienennetz zuständige PKP Polskie Linie Kolejowe (PLK) S.A. will 2022 Ausschreibungen im Wert von 3,1 Milliarden bis 3,8 Milliarden Euro vergeben nach nur 0,7 Milliarden Euro 2021, als sie 910 Kilometer Gleise modernisierte. In den ersten vier Monaten 2022 gab PKP PLK bereits solche für 2,8 Milliarden Euro bekannt. Es fehlen jedoch notwendige EU-Mittel, die wegen des Streits mit der EU-Kommission um die Rechtsstaatlichkeit in Polen zurückgehalten werden.

PKP PLK revitalisiert auch stillgelegte regionale Bahnstrecken. Das Parlament (Sejm) beschloss im Juni 2022 eine Aufstockung des Budgets des bis 2028 laufenden Programms „Kolej+“ (Bahn+) von 1,2 Milliarden auf 2,3 Milliarden Euro, um 34 statt zuvor 17 Projekte mit einer Gesamtlänge von 1.203 Kilometern zu kofinanzieren. Dadurch sollen kleinere Orte mit den Woiwodschaftshauptstädten verbunden werden. Die Bahnlinie Berlin - Szczecin (Stettin) wird bis 2025 zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert. Die Strecke Tarnowskie Góry (Tarnowitz) – Zawiercie wird bis Ende 2023 revitalisiert und erhält den neuen Bahnhof Pyrzowice Lotnisko beim Flughafen von Katowice (Kattowitz).

Laut GUS wurden 5.358 neue Gebäude für Transport und Kommunikation 2021 übergeben (+2,6 Prozent zu 2020). Mit dem Bau von Schienen und Wegen für Bahnen erwirtschafteten Unternehmen mit mindestens zehn Mitarbeitern 2021 einen Umsatz von 1.719 Millionen Euro und im 1. Halbjahr 2022 von 663 Millionen Euro (auf Złoty-Basis nominal +6,7 Prozent zum 1. Halbjahr 2021).

Der Bau des im Landeszentrum geplanten Verkehrsknotenpunktes, Centralny Port Komunikacyjny (CPK), konkretisiert sich. Der Großflughafen Port Solidarnosc auf einer Fläche von 28 Hektar soll 2027 seinen Betrieb aufnehmen. Ein neues Gesetzesprojekt regelt die Enteignung und Entschädigung der betroffenen Einwohner. Die Gesellschaft CPK will mit den acht Unternehmen Budimex, Doraco, Mostostal Warszawa, NDI, Polimex Infrastruktura, PORR, Strabag und Trakcja Verträge über vorbereitende Arbeiten für den Flughafen unterzeichnen. Dieser soll bis 2034 schrittweise an zwölf neu zu bauende Bahnstrecken mit einer Gesamtlänge von 1.789 Kilometern angeschlossen werden.

Die drei Meereshäfen Szczecin-Świnoujście (Stettin-Swinemünde), Gdynia (Gdingen) und Gdańsk bauen ihre Container-Kapazitäten und Kaianlagen unter anderem für Fährschiffe aus. Sie erhalten eine bessere Schienenanbindung für den Intermodalverkehr. Auch bei Abwasserbehandlung und Frischwasserversorgung besteht weiter Handlungsbedarf. Die Investitionen stiegen hier (Unternehmen mit mindestens zehn Mitarbeitern) 2021 laut GUS auf 309,6 Millionen Euro (2020: 310,8 Millionen Euro, auf Złoty-Basis nominal +2,4 Prozent). Im 1. Quartal 2022 schrumpften sie um 15,7 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2021 auf 36,2 Millionen Euro.

Die Aufwendungen der Abfallwirtschaft expandierten 2021 auf 328,0 Millionen Euro (2020: 228,2 Millionen Euro, auf Złoty-Basis nominal +47,7 Prozent) und im 1. Quartal 2022 auf 68,0 Millionen Euro (+41,6 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2021). Etliche Gemeinden erwägen den Bau von Müllverbrennungsanlagen (MVA), die auch Energie erzeugen. Polen muss seinen Energiesektor umstrukturieren. Der Solarbereich wächst stark und künftig auch die Windenergie dank Offshore-Parks. Daneben sind große und kleine Atomkraftwerke geplant. Der LNG-Terminal in Świnoujście erhält 2023 um einen dritten großen Speicher. In Gdańsk ist ein schwimmender LNG-Terminal vorgesehen. 

Marktvolumen im Tiefbau in Polen (in Milliarden Euro, reale Veränderung auf Złoty-Basis in Prozent) *)

2020

2021

Veränderung 2021/20

Wert der Bauinvestitionen insgesamt, darunter

50,8

53,0

5,8

  Errichtung von Ingenieurobjekten zu Land und zu Wasser

13,4

13,8

4,9

  Spezialbauten

22,4

23,7

7,5

Anzahl der Baugenehmigungen und -anträge für Ingenieurobjekte

51.700

54.500

5,4

*) 1 Euro = 4,4430 Zł im Jahresdurchschnitt 2020, 1 Euro = 4,5652 Zł im Jahresdurchschnitt 2021Quelle: Statistisches Hauptamt GUS 2022

Ausgewählte Tiefbau-/Infrastrukturprojekte in Polen (Investitionen in Millionen Euro)
VorhabenInvestitionssummeProjektstandAnmerkungen

Zentraler Großflughafen CPK, Bahn-, Straßenanbindungen

7.300

Planung, fertig 2027 / 2034

Firma: Centralny Port Komunikacyjny (CPK)

Zentralhafen, Port Centralny, Gdańsk

2.500

Planung, 1. Teil fertig 2029

Hafenverwaltung (ÖPP)

Außenhafen, Gdynia

826

Ausschreibung, Bauzeit 2025 bis 2028

Hafenverwaltung (ÖPP)

Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk Ostrolęka C, 745 Megawatt 

688 bis 729

Baubeginn

Energa S.A. / GE Gas Power

Ausbau MVA Warschau

427 

Durchführung, fertig 2024

POSCO Engineering & Construction (Korea Rep.)

Ausbau Containerhafen Gdańsk

245 (netto)

Planung, fertig Mitte 2024 / 2. Quartal 2025

Deepwater Container Terminal, DCT Gdańsk S.A. / Budimex, Dredging International NV 

Wellenbrecheranlage

rund 200

Planung

Hafenverwaltung Gdańsk

Über 200 Megawatt Energiespeicher, Żarnowiec  

k.A.

Planung

Polska Grupa Energetyczna S.A.

2 Kilometer Straßentunnel, Via Carpatia, bei Rzeszów

k.A.

Durchführung

 GDDKiA

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen 2022

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