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Markttrends
Die polnischen Maschinenbauer müssen dem Trend zu mehr Digitalisierung, Automatisierung, Umweltschutz und Elektromobilität folgen. Die ausländische Konkurrenz ist groß.
21.03.2022
Von Beatrice Repetzki | Berlin
Ungewisse Zukunft trübt die Aussichten
Das polnische Bruttoinlandsprodukt (BIP) hatte 2021 mit einem Plus von 5,7 Prozent gerade aus dem Coronatal heraus gefunden. Nun trüben die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine die Aussichten. Der Vorsitzende des Polnischen Entwicklungsfonds (Polski Fundusz Rozwoju, PFR), Paweł Boris, erwartet 2022 dadurch ein um 0,5 bis 1 Prozentpunkt geringeres Wirtschaftswachstum von nur noch etwa 4,5 Prozent. Der Złoty verliert stark an Wert, und die Inflation zieht an. So dürften die Investitionen 2022 nicht mehr so dynamisch wachsen wie im Vorjahr.
Im Coronajahr 2020 sank der Gesamtwert der Investitionen laut dem Statistischen Hauptamt GUS auf 69,7 Milliarden Euro (auf Złoty-Basis real minus 5 Prozent gegenüber 2019). Darunter waren Ausgaben für Maschinen, Anlagen und Werkzeuge von 22,8 Milliarden Euro (minus 3,9 Prozent). Größere Unternehmen mit mindestens 50 Mitarbeitern wandten dafür 15,9 Milliarden Euro auf und in den ersten drei Quartalen 2021 bereits rund 11 Milliarden Euro - das waren 6,7 Prozent gegenüber den ersten drei Quartalen 2020.
Investitionsgüter werden zum Großteil importiert mit Deutschland als wichtigstem Lieferland. Aber auch inländische Maschinenbauer beliefern den einheimischen Markt. Sämtliche Branchenunternehmen (ohne IKT sowie elektronische und Elektroausrüstungen) erwirtschafteten 2020 im In- und Ausland laut GUS einen Umsatz von 11,15 Milliarden Euro. Bei Unternehmen mit mindestens zehn Mitarbeitern lag der Umsatz bei 10,11 Milliarden Euro, der 2021 auf Złoty-Basis real um 16,3 Prozent auf 11,51 Milliarden Euro stieg.
Investitionen zogen 2021 an
Im Jahr 2020 (2019) sanken die Investitionen sämtlicher Maschinen- und Anlagenbauer auf 484,6 (587,8) Millionen Euro, was auf Złoty-Basis einem Rückgang von nominal 14,8 Prozent entsprach. Im Jahresverlauf 2021 legten sie wieder zu: Branchenunternehmen mit mindestens 50 Mitarbeitern brachten in den ersten drei Quartalen 232 Millionen Euro auf, nach nur 204,4 Millionen Euro von Januar bis September 2020. Das war ein Plus 16,6 Prozent.
Das Leasing spielt in Polen bei der Finanzierung von Investitionsgütern eine zentrale Rolle und ist daher ein wichtiges Barometer für die Nachfrage insgesamt. Im Jahr 2021 wuchsen die Umsätze der Leasing-Branche mit Maschinen und Ausrüstungen (einschließlich Kreditvergabe) nominal und auf Złoty-Basis um 25,9 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro. Der Verband des Polnischen Leasing (Związek Polskiego Leasingu, ZPL) rechnet für 2022 in seiner Prognose von Mitte Februar mit einem weiteren Plus von 13,1 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro. Die Aussichten haben sich jedoch durch die kriegerischen Auseinandersetzungen im Nachbarland verschlechtert.
Maschinenart | 2020 | 2021 | Veränderung 2020/21 |
---|---|---|---|
Andere Maschinen und Ausrüstungen | 1.007 | 1.275 | 30,1 |
Baumaschinen | 682,7 | 877,1 | 32,0 |
Metallbearbeitungsmaschinen | 272,7 | 355,8 | 34,1 |
Landmaschinen | 344,4 | 288,2 | -14,0 |
Gabelstapler | 210,1 | 275,4 | 34,7 |
Kunststoffmaschinen | 188,5 | 237,2 | 29,3 |
Nahrungsmittelmaschinen | 138,9 | 166,9 | 23,5 |
Druckereimaschinen | 91,4 | 109,8 | 23,5 |
Medizinische Ausrüstungen | 88,3 | 104,9 | 22,1 |
Gastronomieausrüstungen | 42,2 | 40,1 | -2,3 |
Insgesamt | 3.066 | 3.731 | 25,0 |
Nachholbedarf bei Automatisierung und Digitalisierung
Gute Chancen haben die Anbieter von Investitionsgütern, die Automatisierung und Digitalisierung vorantreiben. Das verringert den Fachkräftemangel und Kontakte in der Pandemie. Polen verfügte laut dem Polnischen Ökonomischen Institut (Polski Instytut Ekonomiczny, PIE) 2020 erst über 52 Roboter pro 10.000 Arbeitnehmer, 2020 beschafften die Fabriken 2.150 Roboter (minus 19 Prozent gegenüber 2019). Am besten stand die Gummi-und Kunststoffindustrie mit 177 Robotern pro 10.000 Arbeitnehmer da, gefolgt von der Kfz-Branche mit 165 und der Pharmasparte mit 111.
Auch die aufstrebende Logistikbranche stattet sich gut mit Technologie zur Automatisierung aus. Warenlager sind stark digitalisiert und passen sich neuen Trends an wie dem Onlinehandel mit kleinen Bestellungen. Empfindliche und verderbliche Waren wie Nahrungsmittel sind ebenfalls auszuliefern. Die Firma Retail Robotics aus Bielsko-Biała (Bielitz Biala) startete die Serienproduktion eines Roboters für den Einzelhandel. Der PickupHero händigt den Kunden Pakete oder Waren aus Regalen oder Kühlschränken im Laden aus, was die Warteschlangen verkürzt. Die Firma arbeitet an E-Commerce-Lösungen für die Stadt der Zukunft.
Die Einführung der Industrie 4.0 fördert die Platforma Przemysłu Przyszłości (Plattform der Zukunftsindustrie). Das Narodowe Centrum Badań i Rozwoju (NCBR; Landeszentrum für Forschung und Entwicklung) bezuschusst F&E-Aktivitäten.
Traktoren stark gefragt
Die Inlandsproduktion von Traktoren sank laut GUS 2021 mit 1.684 Stück um 4,3 Prozent (2020: 1.760 Stück). Die Nachfrage nach solchen Maschinen legte aber laut dem Portal Agroprofil.pl mit 14.074 angemeldeten neuen Traktoren um 42,3 Prozent kräftig zu (2020: 9.891 Stück). Hier kamen ausländische Anbieter verstärkt zum Zuge. Führend war auch 2021 New Holland mit 2.521 abgesetzten Traktoren (+38,7 Prozent) vor Kubota (1.673, +58,1 Prozent), John Deere (1.416), Deutz-Fahr (1.317) und anderen.
Die Leasing-Firmen überlassen Landmaschinen in starkem Maße über eine Kreditvergabe. Hier ist der Anteil des Leasings selbst mit etwa einem Viertel gering (s. Tabelle). Der Bedarf der Landwirte an Ausrüstungen ist weiter groß, die dafür noch bis Ende 2023 Fördermittel der Europäischen Union (EU) aus dem Haushalt 2014 bis 2020 abrechnen können. Erste Versuche mit vertikalen Farmen, in denen Pflanzen in mehreren Stockwerken gezüchtet werden, gibt es - Stichwort Urban Farming. Dafür werden spezielle Ausrüstungen und Techniken benötigt.
Die EU kofinanziert zudem Infrastrukturmaßnahmen, sodass für den Straßen- und Bahnlinienbau weitere Baumaschinen benötigt werden. Der Wohnungsbau zeigt sich dynamisch. Laut GUS wurden 2021 rund 340.600 Baugenehmigungen dafür erteilt beziehungsweise Projekte eingereicht (+23,3 Prozent gegenüber 2020).
Gute Aussichten bestehen grundsätzlich für Maschinen für die Nahrungs- und Genussmittelindustrie, einem bedeutenden Industriezweig in Polen. In den ersten drei Quartalen 2021 stiegen die Investitionen der Nahrungsmittelindustrie (ohne Getränke) laut GUS auf Złoty-Basis nominal um 19,1 Prozent gegenüber den ersten drei Quartalen 2020 auf 1,26 Milliarden Euro.