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Branchen | Polen | Möbel

Möbelindustrie richtet sich auf weiteres Wachstum ein

Die ohnehin schon starke polnische Möbelbranche will ihre internationale Position festigen und ihre Kapazitäten ausbauen. Beim Export kommt ihr der schwache Złoty zugute.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Produktion und Export von Möbeln übertrafen 2021 in Polen alle Erwartungen. Nachdem viele Menschen in Europa und den USA die Lockdowns 2020 nutzten, um ihr Zuhause zu renovieren, richteten sie dieses 2021 neu ein. Deutliche Rückgänge bekamen dagegen die Anbieter von Möbeln für Büros sowie Hotels und Gaststätten zu spüren.

So stiegen die polnischen Möbelausfuhren 2021 insgesamt auf Złoty-Basis um 20 Prozent. Die Exporteure profitierten vom immer schwächeren Wechselkurs des Złoty. Eine Preissteigerung für Möbel um etwa 10 Prozent 2021 trieb den nominalen Wert in die Höhe. Den mengenmäßigen Zuwachs der Ausfuhren schätzt Michał Strzelecki, Direktor der Polnischen Wirtschaftskammer der Möbelproduzenten (Ogólnopolska Izba Gospodarcza Producentów Mebli; OIGPM), auf nur 6 Prozent.

Die in Polen produzierten Möbel gehen inzwischen zu 98 Prozent ins Ausland. Die Hersteller konnten einen zusätzlichen Bedarf abdecken, der durch die Unterbrechung von Lieferketten etwa aus Asien in der Coronapandemie plötzlich entstanden war. Frankreich, die USA und das Vereinigte Königreich erhöhten 2021 ihre Importe aus Polen um etwa ein Viertel. Diese Angaben veröffentlichte B+R Studio, eine Marktforschungsfirma für die Möbelbranche. Das mit Abstand wichtigste Abnehmerland Deutschland steigerte seine Möbeleinfuhren aus dem Nachbarland gegenüber 2020 um 11 Prozent.

Ergebnisse der polnischen Möbelindustrie (in Milliarden Euro)

2019

2020

2021

Produktion insgesamt, darunter

11,8

11,4

13,1

  Export

11,3

11,1

12,9

Quelle: OIGPM und B+R Studio

Produktionskapazitäten sind zu erweitern

Der Leiter von B+R Studio, Tomasz Wiktorski, erwartet, dass die Möbelproduktion und -exporte auch 2022 zunehmen. Die für die Branche kaum bedeutende Inlandsnachfrage könnte sich jedoch abschwächen. Gemäß einer Analyse des Markt- und Meinungsforschungsinstituts ARC Rynek i Opinia und des Bezahlsystems Mokka von Ende 2021 gaben 29 Prozent der Befragten an, 2022 bei ihren Ausgaben für Möbel sparen zu wollen.

Laut Wiktorski haben die inländischen Anbieter Wettbewerbsvorteile auf internationalen Märkten, etwa gegenüber Herstellern aus Frankreich, dem Vereinigten Königreich und Spanien. Die Produzenten haben sich ehrgeizige längerfristige Ziele gesetzt: 2030 wollen sie einen Umsatz von insgesamt über 22 Milliarden Euro erwirtschaften. Um das zu erreichen, müssen sie ihre Kapazitäten kräftig erweitern und erneuern. Daraus ergeben sich auch für deutsche Anbieter von Maschinen und Anlagen Lieferchancen.

Mangel an Rohstoffen

Zu kämpfen hat die einheimische Industrie mit steigenden Preisen für Materialien wie Holz und höheren Transportkosten. Daher ist sie bestrebt, leichtere Möbel herzustellen, für die weniger Rohstoffe und Komponenten benötigt werden. Die Produktionsweisen müssen entsprechend angepasst werden.

Strzelecki setzt sich dafür ein, dass bereits gebrauchtes Holz nach einem Recyclingprozess vom Gesetzgeber nicht mehr als Abfall eingestuft wird, dessen Import untersagt ist. Der OIGPM-Direktor plädiert dafür, das Holz wiederzuverwerten, zum Beispiel als Rohstoff für Spanplatten oder als Biomasse. Das inländische Angebot von Holz müsse vergrößert und die Preispolitik des öffentlichen Forstunternehmens Staatswälder (Lasy Państwowe; LP) stabilisiert werden. Die Staatsforste LP, welche Polens Forstwirtschaft stark dominieren, begrenzen den Holzeinschlag und exportieren zudem Rundholz, an dem inländische Abnehmer interessiert sind.

Mehrere Großunternehmen dominieren

Für ein nachhaltiges Wirtschaften setzt sich auch der schwedische Ikea-Konzern ein, der in Polen eine starke Stellung hat. Kunden können gebrauchte Möbel an die Ikea-Märkte verkaufen, nachdem sie zuvor auf der Internetseite einen vorläufigen Preisvorschlag erhalten haben. Polen ist für Ikea das wichtigste Lieferland weltweit. Jedes dritte Möbelstück, das die in 25 Ländern vertretene Handelskette verkauft, stammt nach Angaben des Konzerns aus Polen. Dort eröffnete Ikea Ende Mai 2021 einen neuen Markt in Szczecin (Stettin).

Im Frühjahr 2021 entfielen bereits 28 Prozent der Verkäufe laut der Vorsitzenden von Ikea Retail Polska, Karin Sköld, auf den Onlinehandel. Dieser wird weiter entwickelt, etwa mit einer mobilen Ikea-App. Über 70 weitere Abholstellen für online bestellte Waren kamen 2021 hinzu. Zudem können Ikea-Kunden 14.000 Paketstationen nutzen. 

Neben einigen dominanten Großunternehmen sind in Polen zahlreiche kleine Möbelunternehmen aktiv. Laut Strzelecki gab es 2021 keine Firmenpleiten. Unternehmen, die schwächere Konkurrenten übernehmen wollten, hätten Schwierigkeiten, solche zu finden. Die Beschäftigung in der Branche habe 2021 wieder das Vorkrisenniveau von 2019 erreicht.

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