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Ostseehäfen verladen immer mehr Güter

Polens Seehäfen steigerten 2021 ihren Güterumschlag um 9 Prozent. Sie erweitern ihre Kapazitäten, darunter für den Agrarsektor und als Basis für Offshore-Windparks.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Nach einem Rückgang in dem von der Coronapandemie gekennzeichneten Jahr 2020 konnten die polnischen Ostseehäfen 2021 wieder gut zulegen und die Schrumpfung mehr als kompensieren. Ihr gesamter Güterumschlag einschließlich kleinerer Schiffe summierte sich auf 113 Millionen Tonnen (2020: 104 Millionen Tonnen, 2019: 108 Millionen Tonnen). Dabei dominieren die drei größten Häfen Gdańsk (Danzig), Gdynia (Gdingen) und die Hafengruppe Szczecin-Świnoujście (Stettin-Swinemünde) das Geschehen.

Güterumschlag der polnischen Osteehäfen (in 1.000 Tonnen, Veränderung in Prozent) *)

  2020

2021

Veränderung

Massengüter, trocken

30.420

28.504

-6,3

  Kohle, Koks

10.014

8.546

-14,7

Massengüter, flüssig

22.461

29.890

33,1

  Erdöl und Erdölprodukte

17.307

24.748

43,0

Container

21.656

23.115

6,7

Ro-ro Cargo (roll on, roll off)

8.747

10.032

14,7

Übrige kleinere Ladungen

5.237

5.100

-2,6

Insgesamt

88.520

96.641

9,2

*) Ungenauigkeiten durch Rundung, ohne Schiffe mit einer Bruttoraumzahl (Gross Tonnage) von unter 100Quelle: Statistisches Hauptamt GUS

Danzig größter Containerhub

Im führenden Hafen von Gdańsk wurde 2021 mit 53,2 Millionen Tonnen nach Angaben des Vorsitzenden der Betreibergesellschaft Port Gdańsk, Łukasz Greinke, eine Rekordmenge umgeschlagen. Das entsprach gegenüber 2020 einer Steigerung um 11 Prozent (48 Millionen Tonnen). Allein die Verladung von flüssigen Brennstoffen wuchs um 37,9 Prozent auf 18,8 Millionen Tonnen. Der Holzumschlag verachtfachte sich.

Im Danziger Deepwater Container Terminal (DCT) wurden außerdem 2,1 Millionen Standardcontainer (Twenty Foot Equivalent Unit; TEU) umgeschlagen (+10 Prozent). Gdańsk ist mit einer Jahreskapazität von 3 Millionen TEU der größte Containerhafen in der Ostsee. Im DCT soll 2022 mit dem Bau einer weiteren Kaianlage, dem Baltic Hub Terminal 3, begonnen werden.

Der kleinere Konkurrent Port Gdynia verlud 2021 nach eigenen Angaben rund 26,7 Millionen Tonnen Güter (+8,2 Prozent gegenüber 2020). Insgesamt 4.240 Handelsschiffe liefen diesen Hafen an (+15 Prozent). Gdynias Containerumschlag belief sich auf 985.919 TEU (+8,9 Prozent). Jedoch überwiegen kleinteilige Güter mit 16,2 Millionen Tonnen (+14,9 Prozent). Am stärksten stieg 2021 der Umschlag von Erdöl und Erdölprodukten (+42 Prozent) auf 2,5 Millionen Tonnen.

Zwei große Agroports geplant

Gdynia ist der bedeutendste Ostseehafen für Agrarerzeugnisse. In diesem Segment bekommt er allerdings Konkurrenz: Grzegorz Witkowski, Vizeminister für Infrastruktur, kündigte den Bau zweier Hafenanlagen für Agrargüter im Hafen von Gdańsk sowie im westlich gelegenen Świnoujście an.

In Gdańsk steht dafür im Nordhafen (Port Północny) ein Terrain von 27 Hektar zur Verfügung. Für den Bau des Danziger Agroport fiel bereits Ende 2021 die Entscheidung. Mit den Bauarbeiten soll noch 2022 begonnen werden. Die Baukosten werden mit 110 Millionen Euro veranschlagt. Die Mittel stammen aus dem Staatshaushalt.

Geplant ist, sowohl Agrarerzeugnisse und Nahrungsmittel als auch mineralischen Stickstoff und Stickstoffdünger zu verladen. Laut Witkowski sollen vor allem Obst, Gemüse und Fleisch für den Export umgeschlagen werden, Düngemittel hingegen nach Polen importiert werden. Investor wird die Gesellschaft Agroport S.A. sein, die durch das Ministerium für Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung (Ministerstwo Rolnictwa i Rozwoju Wsi) eigens gegründet werden soll.

Für den Bau des zweiten Agroport für ebenfalls 110 Millionen Euro will Witkowski den Hafen von Świnoujście gewinnen. Dort existiert bereits ein großes Getreidelager von OT Logistics. Die westpommersche Hafengruppe Szczecin-Świnoujście verlud 2021 rund 33,2 Millionen Tonnen Güter (+6,6 Prozent gegenüber 2020). Gut die Hälfte (55 Prozent) entfielen dabei auf kleinteilige Erzeugnisse. Die Verladung von Erzen und Kohle stieg um 12,2 Prozent beziehungsweise 11,8 Prozent, die von Holz um 14,3 Prozent. Leicht rückläufig war dagegen das Ergebnis bei anderen Massengütern, Getreide und Containern. Insgesamt 6.756 Schiffe liefen 2021 in der Hafengruppe ein.  

Service-Basen für Offshore-Windparks benötigt

Neue Hafenkapazitäten entstehen außerdem in Zusammenhang mit den geplanten Offshore-Windparks. Für den Installationsterminal in Gdynia, von dem aus Spezialschiffe Teile für die Windräder in die Ostsee bringen sollen, läuft eine Ausschreibung für den künftigen Betreiber. Im Rennen sind Gdynia Container Terminal und der Inhaber des Baltic Container Terminals, International Container Terminal Services Inc. Die endgültige Fertigstellung ist für 2026 vorgesehen.

In Łeba (nordwestlich von Gdynia) wird auf 1,1 Hektar Fläche ein Servicehafen für die Offshore-Windfarm Baltic Power gebaut. Den Windpark will die zum polnischen Mineralölkonzern Grupa Orlen gehörende Gesellschaft Baltic Power zusammen mit der kanadischen Northland Power von 2024 bis 2026 errichten. Vorgesehen sind rund 70 Turbinen mit insgesamt 1,2 Gigawatt. Der Servicehafen mit Ersatzteillager und Werkstatt soll 4,4 Millionen bis 6,6 Millionen Euro kosten.

Auch der noch weiter westlich gelegene Hafen Ustka (Stolpmünde) soll eine Offshore-Servicebasis erhalten. Der Energiekonzern Polska Grupa Energetyczna (PGE), PGE Baltica und die Stadt Ustka unterzeichneten im Oktober 2021 eine Absichtserklärung. PGE will mit dem dänischen Energieunternehmen Ørsted bis 2026 eine Offshore-Windfarm mit 2,5 Gigawatt errichten.

Ausbau der Wasserstraßen

Um ein weiteres Wachstum des Güterumschlags in polnischen Häfen zu ermöglichen, sollen unter anderem die Wasserstraße von Szczecin nach Świnoujście vertieft und eine Verbindung des Frischen Haffs mit der Danziger Bucht geschaffen werden. Bereits Ende 2022 soll es möglich sein, die Frische Nehrung zu durchqueren. 

Außer den drei großen Ostseehäfen gibt es in Polen noch 28 kleinere Häfen. Neun von ihnen haben regionale Bedeutung, 19 dienen lokalen Belangen.

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