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Umfangreicher Straßenbau steht noch bevor

Mit dem Frühling kommt auch der Straßenbau in Polen wieder in Fahrt. Der Bau von 660 Kilometern Schnellstraßen könnte 2022 beginnen. Sorgen bereitet die Kostenexplosion.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Polens Straßenverkehrsnetz soll 2022 um 345 Kilometer neue Autobahnen und Schnellstraßen erweitert werden. Das erwartet die Generaldirektion für Landstraßen und Autobahnen (Generalna Dyrekcja Dróg Krajowych i Autostrad; GDDKiA). Im Jahr 2021 wurden 425 Kilometer fertiggestellt. Mitte März endet formal die Winterpause für den Straßenbau. Aufgrund des milden Winters 2021/2022 haben einige Firmen jedoch ihre Bautätigkeiten gar nicht erst unterbrochen.

Baustart auf 660 Kilometern für 2022 erwartet

Insgesamt könnte 2022 mit dem Bau von 55 Abschnitten mit einer Gesamtlänge von 660 Kilometern begonnen werden. Die GDDKiA strebt im 1. Halbjahr 2022 Entscheidungen zum Bau von 21 Abschnitten mit etwa 250 Kilometern an. Im 2. Halbjahr soll über weitere 34 Abschnitte mit rund 410 Kilometern entschieden werden. Die längste Strecke mit insgesamt 115 Kilometern befindet sich in der Woiwodschaft Mazowieckie (Masowien). Betroffen sind hier die Autobahn A2, die Schnellstraße S7 und die Landstraßen DK61 und DK79.

Geplanter Baubeginn 2022 von Straßenabschnitten in polnischen Woiwodschaften (in Kilometern)

Woiwodschaft

Kilometer

Insgesamt, darunter

660

  Mazowieckie (Masowien)

115

  Lubelskie (Lublin)

98

  Pomorskie (Pommern)

95

  Podlaskie (Podlachien)

86

  Zachodniopomorskie (Westpommern

74

  Śląskie (Oberschlesien)

61

Quelle: Generaldirektion für Landstraßen und Autobahnen GDDKiA 2022

Die A2 soll vom Raum Warschau weiter in Richtung Osten in die Woiwodschaft Lubelskie bis an die belarussische Grenze führen. In Lubelskie könnten die Arbeiten an fünf Bauabschnitten der A2 starten. Auch Teile der S12 und S19 sowie ein Abschnitt der DK 74 als Umgehungsstraße stehen auf dem Programm, sodass in Lubelskie eine Gesamtstrecke von 98 Kilometern entstehen soll.

In Pomorskie (Pommern) könnte 2022 grünes Licht gegeben werden für den Bau von sechs Abschnitten der Schnellstraßen S7 und S6 mit einer Gesamtlänge von fast 95 Kilometern. Die GDDKiA erwartet außerdem Genehmigungen zum Bau von 86 Kilometern Schnellstraße (S19) in Podlaskie (Podlachien), von 74 Kilometern in Zachodniopomorskie (Westpommern) und von 61 Kilometern in Śląskie (Oberschlesien, S1 und DK 78).

Weitere Ausschreibungen in Vorbereitung

GDDKiA will 2022 weitere Anträge für die Genehmigung zum Bau von Straßenabschnitten einreichen. Ein starker Fokus liegt dabei in Podlaskie und Pomorskie im Nordosten des Landes. Auch zahlreiche Ausschreibungen plant die GDDKiA für 2022. Sie betreffen den Bau von knapp 475 Kilometern Schnellstraße im Gesamtwert von umgerechnet etwa 4,9 Milliarden Euro. Derzeit gibt es jedoch erst für knapp 150 Kilometer eine Finanzierung. Für weitere Vorhaben wartet die Straßenbaubehörde noch auf eine Finanzierungszusage: Dies betrifft 10 Landstraßenprojekte sowie der Ausbau auf drei Spuren eines 90 Kilometer langen Abschnitts der A2 zwischen Warschau und Łódź (Lodsch).

2022 angestrebte Genehmigungen für den Bau von Straßenabschnitten (in Kilometern)

Woiwodschaft

Kilometer

Podlaskie (Podlachien)

153,7

Pomorskie (Pommern)

94,6

Lubelskie (Lublin)

69,0

Mazowieckie (Masowien)

49,8

Świętokrzyskie (Heiligkreuz)

47,4

Śląskie (Oberschlesien)

37,1

Podkarpackie (Vorkarpatenland)

32,0

Wielkopolskie (Großpolen)

25,0

Zachodniopomorskie (Westpommern)

18,4

Lubuskie (Lebuser Land)

7,3

Małopolskie (Kleinpolen)

6,5

Quelle: Generaldirektion für Landstraßen und Autobahnen GDDKiA, 2022

Neben dem Straßenneubau steht auch die Renovierung von 323 Kilometern Straßenverbindungen an. Für die Erneuerungsarbeiten sind rund 86 Millionen Euro vorgesehen. Aufträge für Baufirmen sind genug da, allerdings fehlen Arbeitskräfte. Das treibt die Löhne in die Höhe. Hinzu kommen die rasant steigenden Preise für Baumaterialien. Dies sprengt für viele Vorhaben den Kostenrahmen.

Verluste drohen durch Preisexplosion

Verluste drohen etwa Baufirmen, die 2020 und 2021 Straßenbauverträge mit der GDDKiA unterzeichnet haben. Hier ist eine mögliche Revaluierung des Auftragswerts auf 5 Prozent begrenzt. Betroffen sind gut 1.000 Kilometer Schnellstraßen und Autobahnen.

Lediglich für 2022 unterzeichnete Verträge erhöhte das Ministerium für Infrastruktur (Ministerstwo Infrastruktury) im Februar 2022 die Revaluierungsrate auf bis zu 10 Prozent. Als erstes Projekt profitiert die S19 zwischen Lutcza und Domaradz von dieser Mittelaufstockung. Die S19 ist wichtiger Teil Via Carpatia, einer europäischen Fernverkehrsachse, die den Ostseeraum mit der Mittelmeerregion verbinden soll. Im Jahr 2021 wurde sie um gut 100 Kilometer in den Woiwodschaften Lubelskie und Podkarpackie erweitert. 

Vertragsabschlüsse zum Bau von Autobahnen und Schnellstraßen in Polen

2020

2021

Anzahl

35

46

Wert in Mrd. Euro 1)

4,1

3,7

Streckenlänge in km

450

555

1) Umrechung zum jeweiligen JahresdurchschnittskursQuelle: Generaldirektion für Landstraßen und Autobahnen GDDKiA, 2022

Die Schnellstraßenverbindungen werden vielerorts mit elektronischer Beschilderung und Verkehrsleitsystemen ausgestattet, Autobahnen auch mit Mautstellen. Entlang der Strecken entstehen nicht nur Raststätten, Tankstellen mit Einzelhandelsgeschäften und Cafés, sondern auch immer mehr Ladestellen für Elektrofahrzeuge. Mit dem Straßenbau ist eine technisch immer aufwendigere Infrastruktur verbunden, was auch deutschen Firmen Zulieferchancen eröffnet. Etliche Projekte werden aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) teilfinanziert. Für deren Verwirklichung in Polen ist die Abteilung zur Vorbereitung und Realisierung von Investitionen (Departament Przygotowania i Realizacji Inwestycji) der GDDKiA zuständig.  

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