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Branchen | Polen | Einzelhandel

Umsätze mit Luxuswaren erholen sich langsam

Nach einem Rückgang 2020 soll die Nachfrage nach Luxusgütern in Polen 2021 wieder anziehen. Das wichtigste Segment Auto wurde durch die Coronakrise kaum beeinträchtigt.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Die Verkäufe von Luxus- und Premiumwaren in Polen beziffert die Unternehmensberatung KPMG für 2020 auf rund 5,4 Milliarden Euro. Das entspricht auf Złoty-Basis einem Rückgang um 4,9 Prozent gegenüber 2019. Ein wesentlicher Grund für die Kaufzurückhaltung war die Coronakrise, ebenso die coronabedingt geschlossenen Geschäfte.

Vor allem elegante und teure Bekleidung und Schuhe wurden weniger nachgefragt. Diese werden bevorzugt vor Ort ausgewählt und selten online bestellt. Bei Accessoires war der Rückgang etwas geringer. Die Verkäufe von Bekleidung, Schuhen und Accessoires im Luxussegment sanken 2020 auf Złoty-Basis insgesamt um 20,1 Prozent gegenüber 2019. Bei Bekleidung fielen sie um 20,3 Prozent auf 360 Millionen Euro und bei Schuhen um 20,7 Prozent auf 93 Millionen Euro. Die Umsätze mit hochwertigen Brillen nahmen um 19,4 Prozent ab und die mit übrigen Accessoires wie Gürteln, Handschuhen, Halstüchern um 14,4 Prozent.

Mittelfristig kräftiges Wachstum erwartet

Die Analysten von KPMG prognostizieren für Luxusgüter mittelfristig wieder Zuwächse. In den kommenden fünf Jahren können die Verkäufe der gesamten Produktgruppe der Bekleidung, Schuhe und Accessoires um durchschnittlich 5,6 Prozent jährlich zulegen. Das Niveau von vor der Coronakrise dürfte allerdings erst 2024 erreicht werden.

Besonders kräftig könnte die Erholung im Segment Hotels und Wellness ausfallen, nachdem sich deren Einnahmen 2020 coronabedingt halbiert hatten. Zum Immobilienmarkt macht KPMG keine Prognosen. Ohne Immobilien könnte der Zuwachs der Verkäufe von Luxusgütern bis 2025 sogar 30,3 Prozent betragen.

Verkäufe von Luxusgütern in Polen (in Millionen Euro, Veränderung auf Złoty-Basis in Prozent)

Kategorie

2020

2025 *)

Veränderung

Pkw

 3,7

 4,4

20,2

Bekleidung, Accessoires

 0,6

 0,7

  32,0

Immobilien

 0,4

k.A.

k.A.

Alkohol

 0,2

 0,3

27,3

Kosmetika

 0,2

 0,2

25,0

Wellness, Hotels

   0,2

 0,6

271,4 

Uhren, Schmuck

 0,1

 0,1

25,0

Sonstiges

 0,1

 0,1

33,3

Insgesamt

  5,4

  6,4

20,5

*) PrognoseQuelle: KPMG 2021

Virtuelle Anprobe von Mode setzt sich durch

Innovative digitale Lösungen sollen helfen, die Umsätze anzukurbeln. Im Kommen sind virtuelle Anproben von Bekleidung. Beratungsangebote sind dabei online verfügbar und Modekollektionen werden vermehrt im Internet präsentiert. 

Einige Top-Marken setzen zudem auf Virtual Reality, um auch in Polen ein stärkeres Bewusstsein für ihre Marken schaffen. So bietet etwa Gucci eine Gucci Garden Virtual Tour an. Vom Museum der Geschichte des Modehauses gelangt man per Mausklick zur Onlineboutique.

Marktbeobachter gehen davon aus, dass einige große Marken wie Chanel, Dior oder Fendi in nächster Zeit mit Flagship Stores in Polen vertreten sein werden. Im 2. Halbjahr 2021 wird beispielsweise Philipp Plein sein erstes Geschäft in Warschau eröffnen.

Whisky wird geschätzt

Bei edlen Spirituosen sanken die Verkäufe 2020 auf Złoty-Basis um 15,2 Prozent. Hier könnte das Vorkrisenniveau laut KPMG 2023 wieder erreicht werden. Gerade bei Champagner erwarten Branchenkenner gute Zuwächse, zumal Festivitäten nach der Coronapause wieder stattfinden sollen. Bei Whisky waren bereits 2020 höhere Verkaufszahlen zu verzeichnen, er erfreut sich in Polen wachsender Beliebtheit. Drei Viertel aller Verkäufe hochpreisiger Alkoholika entfallen in Polen auf Hochprozentiges. Daran wiederum hat Whisky einen Anteil von 87,6 Prozent, Cognac sowie Brandy kommen auf 4,5 Prozent.

Pkw im gehobenen Segment und der Luxusklasse bleiben gefragt. Laut Polens Verband der Kfz-Industrie Samar wurden im 1. Quartal 2021 rund 23.900 Fahrzeuge dieser Klassen in Polen verkauft. Das war über ein Viertel mehr als im 1. Quartal 2020. Der Anteil der luxuriösen Fahrzeuge an den Verkäufen von neuen Pkw insgesamt lag im März 2021 bei 21,2 Prozent. Den Spitzenplatz belegte im 1. Quartal 2021 BMW mit über 6.000 abgesetzten Fahrzeugen (+45 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2020), gefolgt von Mercedes mit 5.400 Pkw.

Uhren dienen als Wertanlage

Das Angebot von luxuriösen Armbanduhren steigt in Polen ebenfalls. Im November 2020 eröffnete das traditionsreiche Juwelierunternehmen W.Kruk den ersten Salon der Schweizer Uhrenmarke Patek Philippe im Warschauer Hotel Raffles Europejski. Vor Weihnachten war die Nachfrage nach den Zeitmessern rege. Auch Rolex-Uhren sind gefragt.

Laut dem Vorsitzenden von W.Kruk, Łukasz Bernacki, beschaffen Kunden besonders teure Uhren und Edelsteine ohne Fassungen als Kapitalanlage, wie die Tageszeitung Rzeczpospolita berichtet. Die gesamten Verkäufe von edlen Schmuckstücken und Armbanduhren sanken laut KPMG 2020 jedoch auf Złoty-Basis um 31,4 Prozent (2019: 128 Millionen Euro).    

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