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Wegen Energiekosten: Chemieriesen drosseln ihre Anlagen
Der Chemiekonzern Azoty fährt die Produktion von Dünger und Kunststoff runter. Das Unternehmen Anwil ergreift ähnliche Maßnahmen. Beide Firmen hoffen auf sinkende Gaspreise.
26.08.2022
Von Christopher Fuß | Warschau
Das Werk der Azoty-Gruppe in Puławy schraubt den Ammoniak-Ausstoß auf 10 Prozent der möglichen Kapazitäten zurück. Der Rohstoff gilt als wichtiger Baustein für die Herstellung von Düngemitteln, weshalb Azoty in Puławy die Produktion von Pflanzenmitteln vorerst einstellt. Auch in anderen Werken des Unternehmens läuft die Produktion auf Sparflamme.
Zur Begründung verweist Azoty auf hohe Energiekosten. Zum Vergleich: die Terminpreise für Gas an der Energiebörse TTF stiegen zwischen dem 15. und dem 23. August 2022 um 41 Prozent. Die Azoty-Gruppe ist für rund 10 Prozent des Gasverbrauchs in Polen verantwortlich.
Der zum Mineralölkonzern PKN Orlen gehörende Hersteller von Pflanzenmitteln Anwil hat ebenfalls die Produktion von Düngemitteln eingestellt. In einer Pressemitteilung schreibt das Unternehmen: "Sobald sich die makroökonomischen Bedingungen auf dem Gasmarkt stabilisieren, wird die Produktion wieder aufgenommen."
Wie die Tageszeitung Rzeczpospolita berichtet, erschweren die Gaspreise nicht nur der chemischen Industrie das Geschäft. Auch die Stahl- und Aluminiumwerke sowie Glas- und Papierhersteller setzen große Mengen Gas ein.
Daten der polnischen Statistikbehörde GUS zeigen, dass ein Großteil der Firmen trotz hoher Kosten weiterhin gute Geschäfte macht. Die Gewinne von Firmen mit mindestens 50 Beschäftigten lagen im 1. Halbjahr 2022 um fast 30 Prozent über dem Vorjahreswert. Der Anteil der Energiekosten an den Gesamtkosten stieg von 2,6 Prozent auf 3,1 Prozent.