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Werften sehen Chancen bei Offshore-Windparks

Polnische Werften wollen von der Verbreitung von Offshore-Windparks profitieren. Sie können nicht nur Spezialschiffe dafür liefern, sondern auch Teile für Windkraftanlagen.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Der krisengebeutelte polnische Schiffbau sieht neue Chancen in den entstehenden Offshore-Windparks. Die Holding Grupa Przemysłowa Baltic (GPB, Industriegruppe Baltic) produziert unter anderem Türme für Windkraftanlagen. Im Jahr 2022 sind 170 Stück geplant. Nicht nur das Ausland ist Abnehmer, Polen möchte auch auf dem eigenen Gebiet in der Ostsee ab 2026 die Windenergie nutzen.

Zur GPB gehört die Stocznia Gdańska sp. z o. o. (Danziger Werft GmbH), die durch den Zusammenschluss von GSG Towers und Stocznia Gdańska S.A. entstanden ist. Die von der Agentur für Industrieentwicklung ARP unterstützte Danziger Werft soll künftig den Offshore-Windenergiesektor noch stärker beliefern. Die Gesellschaft Baltic Operator, die die Marke der Danziger Werft managt, hatte seit 2018 eine Finanzspritze von 67,3 Millionen Euro erhalten, um die Industriegruppe GPB aufzubauen. Dazu gehört auch das Bauunternehmen Energomontaż-Północ Gdynia (Energie-Montage-Nord Gdingen). GPB produziert Stahlkonstruktionen für in- und ausländische Abnehmer aus den Bereichen Windenergie, Offshore- und Onshore-Projekte sowie Schiffbau.

Daneben werden in Polen auch Spezialschiffe für den Offshore-Sektor gebaut, etwa von der ebenfalls in Gdańsk (Danzig) ansässigen Remontowa Shipbuilding S.A. Diese wartet laut Geschäftsführer Dariusz Jaguszewski auf ein detailliertes Investitionsprogramm zur Errichtung der Offshore-Windparks in der polnischen Ostsee. Seine Werft baue seit 20 Jahren Schiffe für den Offshore-Sektor, sagte er der Tageszeitung Rzeczpospolita. Von den bisher 120 ausgelieferten Schiffen war die Hälfte für internationale Offshore-Installationen bestimmt. In Polen müsse eine auf Offshore-Windfarmen spezialisierte Reederei gegründet werden, die die Schiffe bestellt.

Fähren für inländische Reedereien

Außer Spezialschiffen baut die Remontowa Shipbuilding auch Fähren. Ende November 2021 vereinbarte sie mit der Gesellschaft Polskie Promy (Polnische Fähren), an der der Fiskus und die Polska Żegluga Morska (PŻM, Polnische Meeresschifffahrt) beteiligt sind, den Bau von drei fast 200 Meter langen kombinierten Fracht- und Passagierfähren (RoPax-Fähren) mit LNG-Motoren und Dieselzündung (Dual-Fuel). Zwei davon sollen für die Unity Line aus der PŻM-Gruppe fahren, die dritte für die Polska Żegluga Bałtycka (PŻB, Polnische Ostseeschifffahrt).

Die Remontowa Shipbuilding schlug sich tapfer in der Coronakrise. Sie übergab 2020 neun komplett ausgestattete Schiffe unterschiedlicher Typen, darunter drei Hybridfähren und zwei Multifunktionsboote für Meeresämter. In den ersten neun Monaten 2021 folgten sieben weitere Schiffe, darunter eine Fähre, zwei Schiffe für die Offshore-Energie und zwei Eisbrecher.   

Produktion von Schiffen und Booten in Polen (in Stück und GT *))

2018

2019

2020

Hochseeschiffe, Anzahl

5

4

3

Hochseeschiffe, Gross Tonnage

7.392

10.192

7.800

Freizeit- und Sportboote mit Segel / Motor

6.167

7.551

6.611

*) GT = Gross Tonnage (Bruttoraumzahl)Quelle: Statistisches Hauptamt GUS, Industrieproduktion 2021

Rege Nachfrage nach Jachten

Auf dem Gebiet der Danziger Werft befindet sich auch Sunreef Yachts, eine Werft für Katamarane. Die älteste Werft für Jachten ist Ostróda Yacht in Osterode. In Olecko befindet sich die Delphia Yachts für Segelboote. Die Balt-Yacht in Augustów spezialisierte sich auf Laminatboote mit 7 bis 12 Meter Länge. Die Sparte der Freizeitboote zeigt sich nach einer Coronadelle wieder optimistisch. Manche Urlauber entscheiden sich gerade in der Coronakrise für Aufenthalte auf Jachten.

So vergrößert der finnische Hersteller von Motorbooten Saxdor Yachts seinen polnischen Produktionsstandort in Ełk (Lyck). Er begann Ende 2021 mit dem Bau einer neuen Fertigungshalle, die im Oktober 2022 fertiggestellt werden soll. Gleichzeitig wird dort auch die Via Baltica als neuer Verkehrsweg übergeben. Trotz einer Automatisierung der Produktionsprozesse soll die Beschäftigung bei Saxdor Yachts von 250 auf 300 Mitarbeiter steigen. Die Investitionskosten belaufen sich auf 7,8 Millionen Euro. Die Yachten aus Ełk werden über ein in 40 Ländern vertretenes Händlernetz vertrieben.

Mit dem Bootsbau sind insgesamt annähernd 1.000 Betriebe befasst, darunter kleine Hersteller, Zulieferer von Teilen und Komponenten sowie Inhaber von Jachthäfen. Laut dem Polnischen Ökonomischen Institut (Polskie Instytut Ekonomiczny) produzieren die inländischen Bootsbauer jährlich insgesamt rund 22.000 Jachten, Boote und andere schwimmende Einheiten für Freizeit und Sport. Rund 95 Prozent der Jachten und Boote gehen in den Export, vor allem nach Deutschland, in die USA und nach Frankreich, aber auch in die Russische Föderation, nach Kanada, Australien und den Nahen Osten. 

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