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Branchen | Polen | Hochbau

Wohnungsbau schraubt sich in die Höhe

Eigentum gilt als verlässliche Wertanlage, die Preise steigen. Zudem verteuern sich Baumaterialien. Gdingen ist Partner der Bauhaus-Initiative der Europäischen Kommission.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Die starke Nachfrage nach Wohneigentum gibt dem Wohnungsbau in Polen kräftigen Auftrieb. So expandierte die Anzahl der Wohneinheiten, für deren Bau eine Genehmigung erteilt beziehungsweise ein Entwurf eingereicht wurde, in den ersten fünf Monaten 2021 um 48,2 Prozent gegenüber Januar bis Mai 2020 auf 141.400. Das meldet das Statistische Hauptamt GUS. Neu begonnen wurde im selben Zeitraum mit dem Bau von 118.800 Wohneinheiten (+46,3 Prozent). Die rege Bautätigkeit eröffnet auch deutschen Anbietern von Baubedarf und Know-how Zuliefermöglichkeiten.

Immobilienpreise steigen

Wohneigentum gilt auch in Polen als sichere Geldanlage angesichts geringer Verzinsung von Sparguthaben bei steigender Inflationsrate, günstigen Wohnungsbaukrediten und Befürchtungen bezüglich weiter anziehender Wohnungspreise. So gelingt es den Bauentwicklungsfirmen nur mit Mühe, die steigende Nachfrage abzudecken. Die Preise für Neubauwohnungen erhöhten sich laut dem Portal RynekPierwotny.pl (Erstbezugsmarkt) im Mai 2021 im Vergleich zu Mai 2020 in Łódź (Lodsch) und Kraków (Krakau) auf Złoty-Basis sogar zweistellig.

Preise für Neubauwohnungen in Polen im Mai 2021

Stadt

Preis 1)

Veränderung 2)

Warszawa (Warschau)

 2.462

6

Kraków (Krakau)

 2.329

10

Gdańsk (Danzig)

 2.174

8

Wrocław (Breslau)

 2.085

9

Poznań (Posen)

 1.708

2

Łódź (Lodsch)

 1.597

14

1) in Euro pro Quadratmeter; 2) gegenüber Mai 2020 auf Złoty-Basis in ProzentQuelle: RynekPierwotny.pl

Die Preissprünge sind nicht allein auf den Nachfrageüberhang bei Wohneinheiten zurückzuführen, sondern auch auf den Mangel an Baugrundstücken, deren Preisniveau Rekorde erreicht. Zusätzlich verteuern sich Baumaterialien wie Stahl, Holz, Isolierstoffe. Das verteuert nicht nur den Wohnungsneubau, sondern lässt auch die Kosten für Renovierungen sowie Modernisierungen von Bestandswohnungen steigen.

Mehr Kredite finanzieren Eigentumserwerb

Die Aufnahme von Wohnungsbaukrediten erreichte von März bis Mai 2021 mit umgerechnet jeweils etwa 1,7 Milliarden Euro monatliche Rekordwerte. Das geht aus Zahlen des Büros für Kreditinformation (Biuro Informacji Kredytowej; BIK) hervor. Die wertmäßige Steigerung war im Mai 2021 gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat mit auf Złoty-Basis 60 Prozent besonders kräftig angesichts des schwachen Ergebnisses im Mai 2020. Dabei erhöhte sich der Durchschnittswert pro erteiltem Kredit auf 72.340 Euro.

Im Jahr 2020 war noch ein Rückgang verzeichnet worden auf 216.600 erteilte Wohnungsbaukredite (2019: 238.500) im Wert von 14,2 Milliarden Euro (2019: 15,1 Milliarden Euro).

Wohnungsbaukredite in Polen 2021

Januar bis Mai

Mai

Anzahl der Verträge

108.000

23.500

Veränderung *)

17

48

Wert der Verträge in Mrd. Euro

 7,5

 1,7

Veränderung *)

25

60

*) Veränderung zum Vorjahreszeitraum auf Złoty-Basis in ProzentQuelle: Büro für Kreditinformation BIK 2021

In den ersten fünf Monaten 2021 beschleunigte sich laut GUS die Dynamik bei den fertiggestellten Wohnungen im Vergleich zum Gesamtjahr 2020. Dies gilt insbesondere für Projekte privater Bauherren. Der große Boom ist jedoch erst dann zu erwarten, wenn die kürzlich genehmigten und geplanten Projekte verwirklicht werden.

Anzahl in Polen übergebener Wohneinheiten und deren Fläche

2020

Veränderung *)

Januar bis Mai 2021

Veränderung *)

Wohneinheiten insgesamt (Anzahl)

220.831

6,5

87.148

8,9

   von privaten Bauherren erbaut

73.991

6,9

35.477

32,6

   für Verkauf oder Vermietung

142.691

8,6

49.841

-4,0

   von Genossenschaften erbaut

1.498

-30,9

800

55,3

Nutzfläche insgesamt (in 1.000 qm)

19.585

6,6

8.330

17,2

   von privaten Bauherren erbaut

10.577

6,4

5.074

32,4

   für Verkauf oder Vermietung

8.801

8,8

3.163

-1,4

   von Genossenschaften erbaut

78

-36,0

45

76,4

*) Veränderung zum Vorjahreszeitraum in ProzentQuelle: Statistisches Hauptamt GUS, Bulletin vom 24.06.2021

Neue Moderne aus Pommern

Zu den auf dem polnischen Markt aktiven Bauentwicklungsfirmen zählt die ungarische Cordia International, die 2020 ihren polnischen Konkurrenten Polnord übernahm. Dadurch konnte sie im Vorjahr 470 Wohnungen in Polen verkaufen, 2021 sollen es 745 werden. Mittelfristig will Cordia mindestens 1.000 Wohnungen jährlich in Polen veräußern.

Das Unternehmen bietet auch Wohneinheiten an der Ostseeküste an, beispielsweise im Komplex Leśna Sonata (Waldsonate) in Sopot (Zoppot) oder in der Siedlung Villa Jaśkowa im Danziger Stadtteil Wrzeszcz (Langfuhr). An der Ostsee gelegene Apartments verteuerten sich 2020 um 16 Prozent. Besonders stark gefragt ist hier das Premiumsegment.

In der Woiwodschaft Pomorskie (Pommern) werden auch neue Bauideen aufgenommen. Die dort liegende Stadt Gdynia (Gdingen) ist der einzige polnische Partner einer Initiative der Europäischen Kommission, Neues Europäisches Bauhaus. Zentrale Werte der Initiative sind Nachhaltigkeit, Ästhetik und Inklusion. Der Pommersche Wissenschafts- und Technologiepark Gdingen (Pomorski Park Naukowo-Technologiczny Gdynia; PPNT) und das Gdynskie Centrum Designu beteiligen sich daran.

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