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Deutsche Wettbewerbsposition | Portugal
Zwischen 2000 und 2020 verdoppelten sich die portugiesischen Importe - bei größeren jährlichen Schwankungen. Nach Spanien blieb Deutschland das zweitwichtigste Bezugsland.
21.01.2022
Von Oliver Idem | Madrid
Die portugiesische Volkswirtschaft hat sich seit dem Jahr 2000 dynamisch entwickelt. Bis 2020 verdoppelte sich die Wirtschaftsleistung. Mit dieser Belebung nahm auch die Bedeutung des Landes als Absatzmarkt für deutsche Waren zu. Portugal deckte 2020 rund 42 Prozent seines Importbedarfs in Staaten der Europäischen Union (EU). Deutschland ist nach dem iberischen Nachbarland Spanien der zweitwichtigste Bezugsmarkt.
Volkswagen Autoeuropa ist seit 30 Jahren ein Leuchtturm unter den deutschen Investoren in Portugal. Das Werk in Palmela ist die größte industrielle ausländische Direktinvestition im Land. Deutsche Kfz-Zulieferer haben sich ebenfalls angesiedelt. Als langfristig orientierte Investoren genießen deutsche Unternehmen insgesamt Vertrauen und einen sehr guten Ruf in Portugal.
In den vergangenen Jahren hat das Land als verlängerte Werkbank und in der Auftragsfertigung an Bedeutung gewonnen. Auch Dienstleistungszentren im Informationstechnologie- und Ingenieurbereich siedelten sich vermehrt an. Unternehmen und Universitäten arbeiten außerdem enger zusammen als früher. Ganz aktuell werden die Chancen Portugals als Sourcingstandort für Lithium und grünen Wasserstoff diskutiert.
Dass viele Unternehmen ihre Lieferantenbasis verbreitern und Risiken in den Lieferketten reduzieren wollen, stellt für Portugal mit seiner Wirtschaftsstruktur eine Chance dar. Das Land will seinen Partnerstatus bei der Hannovermesse 2022 nutzen, um das eigene Portfolio zu präsentieren.
Portugal importierte 2020 laut UN Comtrade Waren im Wert von 77,9 Milliarden US-Dollar (US$), davon stammten 13,3 Prozent aus Deutschland. Destatis zufolge lag Portugal auf Rang 26 der wichtigsten deutschen Absatzmärkte. |
Portugal exportierte 2020 Waren im Wert von 61,5 Milliarden US$. Rund 11,9 Prozent davon gingen nach Deutschland - Rang 31 der wichtigsten deutschen Bezugsmärkte. |
Laut den letzten verfügbaren Zahlen des Statistikamts INE von 2017 hatten 9,5 Prozent der 3.054 multinationalen Konzerne in Portugal ihre Entscheidungszentrale in Deutschland. Damit war Deutschland nach Spanien und Frankreich das dritthäufigste Ursprungsland solcher Unternehmen in Portugal. |
Portugal verfügt über ein stabiles Netzwerk von wichtigen Handelspartnern. Das Nachbarland Spanien behauptete sich durch Höhen und Tiefen hinweg als wichtigstes Bezugsland. Deutschland behielt in den vergangenen 20 Jahren seine Bedeutung als Lieferland Nummer zwei. Mit dem Aufschwung der portugiesischen Wirtschaft nahm auch der Importbedarf zu. Deutsche Lieferanten trafen mit ihren Waren den Bedarf der Kunden in Portugal. Es gelang ihnen, sowohl der Konkurrenz die Stirn zu bieten als auch die preissensible portugiesische Kundschaft zufriedenzustellen.
Bild vergrößernDeutschen Lieferanten gelang es, von dem stark steigenden Bedarf Portugals an chemischen Erzeugnissen zu profitieren. Gegenüber dem Jahr 2000 fragten portugiesische Kunden 2020 mehr als dreimal so viele Chemieprodukte nach. Die Lieferungen aus Deutschland wuchsen nahezu proportional zum dynamischen Gesamtbedarf.
Portugals Markt für Maschinen zählt nicht zu den größten in Europa. Dennoch bietet er gute Lieferchancen für deutsche Anbieter: Seit dem Jahr 2000 konnten sie den Wert ihrer Lieferungen mehr als verdoppeln. Damit nahm der Marktanteil in einem hochkompetitiven Umfeld um rund fünf Prozentpunkte zu.
Bild vergrößernRang | Produkt | 2000 | 2010 | 2020 |
---|---|---|---|---|
Chemische Erzeugnisse 2) | ||||
1 | Spanien | 27,0 | 29,3 | 26,6 |
2 | Deutschland | 17,0 | 15,5 | 18,0 |
3 | Niederlande | 7,3 | 8,2 | 8,2 |
Kfz und Kfz-Teile 3) | ||||
1 | Spanien | 26,8 | 28,6 | 31,4 |
2 | Deutschland | 21,6 | 33,9 | 23,6 |
3 | Frankreich | 16,1 | 11,8 | 13,7 |
Maschinen 4) | ||||
1 | Spanien | 18,2 | 24,2 | 24,9 |
2 | Deutschland | 17,8 | 20,3 | 22,9 |
3 | Italien | 17,6 | 15,1 | 12,7 |
Der steigende Bedarf an Lithium für Fahrzeugbatterien bietet Chancen für Portugal. Das Land kann sich als europäischer Beschaffungsmarkt für Lithium gegenüber Drittmärkten positionieren. In Nordportugal existieren laut der Nachrichtenagentur AFP genug Reserven, um zehn Jahre lang jährlich bis zu 600.000 Batteriefahrzeuge zu versorgen. Das Projekt von Savannah befindet sich momentan in der Umweltverträglichkeitsprüfung. Die Unternehmen Galp Energia und Northvolt stehen schon bereit, um 700 Millionen Euro in eine Aufbereitungsanlage für Lithium zu investieren.
Der weitere Ausbau erneuerbarer Energiequellen eröffnet Portugal Möglichkeiten, zu einem wesentlichen Exporteur von "grünem" Wasserstoff aufzusteigen. Die reichhaltigen Energieressourcen werden durch ein ausgedehntes Netz von Gaspipelines und die Exportkapazitäten im größten Hafen Sines ergänzt. Der Aufbau- und Resilienzplan des Landes enthält Fördermittel, um die Wasserstoffwirtschaft anzuschieben und die Nutzung regenerativer Gase auszuweiten.