Wirtschaftsumfeld | Portugal | Investitionsförderung
Praxischeck
Portugal schneidet in internationalen Ranglisten zumeist gut ab. Einziger häufig genannter Schwachpunkt ist die Versorgung mit Krediten im Inland.
07.07.2022
Von Oliver Idem | Madrid
Portugal erreicht im internationalen Vergleich vorwiegend gute Platzierungen und überrascht Investoren üblicherweise nicht mit unerwarteten Hindernissen. Ein in Theorie und Praxis immer wieder aufgegriffener Punkt bezieht sich jedoch auf Finanzierungsfragen. Viele der vorwiegend kleinen und mittleren Unternehmen verfügen über wenig Eigenkapital. In diesem Umfeld lassen Banken bei der Kreditvergabe Vorsicht walten und legen großen Wert auf Sicherheiten.
Dieses bekannte Hindernis lässt sich im Umgang mit portugiesischen Geschäftspartnern aber vorwegnehmen. Wenn es um Finanzierungen geht, können eigene Lösungen vorgeschlagen werden. Dieses Entgegenkommen kann ein wesentlicher Vorteil sein und eine Brücke zu potenziellen Kunden bauen.
Zwei weitere Hindernisse bestehen in vielen Ländern, werden jedoch auch ab und zu im Zusammenhang mit Portugal genannt: Zum einen zählt die Dauer von Gerichtsverfahren zu den kritisch angemerkten Punkten. Zum anderen werden öffentliche Ausschreibungen manchmal sehr kurzfristig angekündigt. Zudem können die Anforderungen für eine Angebotsabgabe inhaltlich komplex sein. Beide Faktoren zusammen erschweren es Unternehmen, die Anforderungen rechtzeitig zu erfüllen.
Moderne Infrastruktur, aber schwächere soziale Sicherung als in Deutschland
Gemäß dem letztem Global Competitiveness Report des World Economic Forum schneiden sowohl Deutschland als auch Portugal in den meisten der untersuchten Kriterien überdurchschnittlich gut ab.
Portugal weist eine besondere Stärke bei der Modernisierung der Energieinfrastruktur und den Informations- und Kommunikationstechnologien auf. Genau diese Bereiche dürften durch den Aufbau- und Resilienzplan zur Überwindung der Coronakrise weiter gestärkt werden.
Bei der Betrachtung von sozialer Sicherung und Gesundheitsinfrastruktur bleibt Portugal wesentlich hinter den Resultaten Deutschlands zurück. Der Grund dürfte in den Sparzwängen nach der Weltfinanzkrise liegen.
Zu Beginn der Coronapandemie zeigte sich, dass die zusätzlichen Belastungen das portugiesische Gesundheitswesen stark herausforderten. Unter normalen Umständen bewältigt das Gesundheitssystem die Anforderungen. Kurzfristige Anstiege der Zahl von Intensivpatienten durch Covid-19 brachten jedoch erhebliche Schwierigkeiten mit sich.
Kriterien | Portugal | Deutschland |
---|---|---|
1 Qualität öffentlicher Institutionen | 57,8 | 66,5 |
2 Modernisierung der Infrastruktur in Bezug auf die Energiewende und den Zugang zu Strom sowie Kommunikations- und Informationstechnologien | 87,8 | 79,6 |
3 Fortschrittliches Besteuerungssystem | 52,1 | 54,2 |
4 Fokus des Bildungssystems auf Wissen und Fähigkeiten, die zukünftig benötigt werden | 49,8 | 61,4 |
5 Arbeitsgesetzgebung und soziale Sicherungssysteme | 58,1 | 74,0 |
6 Altersvorsorge, Kinderbetreuung und Gesundheitsinfrastruktur | 31,4 | 51,4 |
7 Anreize für langfristige Investitionen, verbesserte Stabilität und mehr Inklusion | 67,1 | 79,3 |
8 Wettbewerbs- und Kartellrecht in Bezug auf Industrie 4.0; gewährleisteter Marktzugang national und international | 61,5 | 65,6 |
9 Schaffung moderner Märkte insbesondere in Bereichen, die eine Zusammenarbeit der öffentlichen und privaten Hand benötigen | 44,6 | 48,1 |
10 Anreize für und Ausweitung von Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie Innovationen zur Schaffung neuer "Märkte der Zukunft" | 42,2 | 49,2 |
11 Anreize für Firmen, Themen wie Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion anzugehen | 65,3 | 62,6 |