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Wirtschaftsumfeld | Ruanda | Überblick

Ruandas Regierung fokussiert den wirtschaftlichen Aufbau

Noch prägen Subsistenzlandwirtschaft und eine hohe Armutsrate den Binnenstaat. Politische und wirtschaftliche Bestrebungen versprechen eine nachhaltige Entwicklung.

Von Kristina Droll (GIZ, Eschborn)

Von den Grauen des Genozids über den gesellschaftlichen Versöhnungsprozess hin zum Musterbeispiel für wirtschaftliche Modernisierung in Subsahara-Afrika: Ruanda hat in den vergangenen Dekaden eine wechselvolle Geschichte durchlebt. Das Wirtschaftswachstum der Republik steigt stetig und soll nach den Plänen der Regierung unter anderem durch die Schaffung von Arbeitsplätzen abseits der Landwirtschaft weiter vorangetrieben werden.

Kleines Land mit großem Naturreichtum

Ruanda erstreckt sich über knapp 26.500 Quadratkilometer und ist damit etwas kleiner als Brandenburg. Die Hauptstadt ist Kigali. Das Land liegt im östlichen Teil Zentralafrikas und grenzt im Norden an Uganda, im Osten an Tansania, im Süden an Burundi und im Westen an die Demokratische Republik Kongo. Im Grenzgebiet zum Kongo verläuft auf 3.000 bis 4.000 Metern Höhe die Afrikanische Hauptwasserscheide zwischen den Quellgebieten des Weißen Nils und des Kongos. Den größten Teil von Ruandas Westgrenze bildet der Kiwu-See. Im Grenzgebiet zum Kongo und Uganda liegen die Virunga-Vulkane, auf denen die selten gewordenen Berggorillas leben. Im Osten bilden die ausgedehnten Akagera-Sümpfe und eine lange Reihe von Seen eine natürliche Grenze zu Tansania.

Das sogenannte „Land der tausend Hügel“ erstreckt sich weitestgehend als Hochplateau auf einer Höhe zwischen 1.500 und 2.000 Metern. Tropische Bergwälder gehen hier ab 2.500 Metern Höhe in Bambuswälder sowie alpine Vegetation über. Das Klima in Ruanda ist aufgrund der Höhenlage relativ mild und feucht mit durchschnittlichen Temperaturen von 18 bis 21 Grad Celsius.

Mit etwa 13 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist Ruanda das am dichtesten besiedelte Land Afrikas. In Ruanda leben drei große Volksgruppen: die Bahutu („Hutu“, 80 bis 90 Prozent), die Batutsi („Tutsi“, zehn bis 20 Prozent) und die Batwa (circa ein Prozent). Offizielle Amtssprachen sind Kinyarwanda und Englisch. Der größte Teil der Bevölkerung bekennt sich zum katholischen und protestantischen Christentum, gefolgt von der Freikirche der Adventisten und dem Islam.

Wechselhafte Geschichte: Von der Unabhängigkeit über den Genozid bis zum Versöhnungsprozess

1961 erlangte Ruanda die Unabhängigkeit von der ehemaligen Kolonialmacht Belgien. Infolgedessen bildeten sich in Ruanda politische Parteien entlang der Volksgruppen der Hutu und Tutsi. Die erste Republik (1962 bis 1974) war von Massakern und Vertreibungen der Tutsi geprägt. Aus dem Exil heraus gründeten die Tutsi die oppositionelle Ruandische Patriotische Front (RPF). Ab 1990 griff die RPF Ruanda vom Nachbarland Uganda aus an, um die Rückkehr der Geflüchteten zu erzwingen. Als am 6. April 1994 das Flugzeug des damaligen Staatspräsidenten Ruandas abgeschossen wurde, riefen Hardliner der Hutu-Regierung über die Massenmedien zum Mord von Tutsi und oppositionellen Hutu auf.

Daraufhin kam es von April bis Juni 1994 zu einem Genozid an den Tutsi. Schätzungen zufolge kamen 800.000 Menschen ums Leben, etwa zwei Millionen flüchteten in die Nachbarländer. Durch den militärischen Einsatz der RPF und französischer Truppen wurde der Völkermord schließlich beendet. Infolge des Genozids hat die Regierung ein grundlegend neues Justizwesen aufgebaut. Zentrales Instrument zur Aufarbeitung des Völkermordes und im Versöhnungsprozess waren die „Gacaca-Verfahren“, eine traditionelle Form der Gerichtsverfahren, die von Laienrichterinnen und -richtern geleitet wurden.

Seit 1994 regiert die RPF das Land, aktueller Präsident ist der ehemalige Rebellenführer Paul Kagame. Heute ist Ruanda eine Präsidialrepublik, deren Verfassung 2003 durch ein Referendum angenommen wurde. Das Land besitzt ein Mehrparteiensystem, das keine Einschränkungen nach Ethnie und Religion zulässt.

Regierungspläne für eine nachhaltige Entwicklung

In den Jahren nach dem Genozid hat sich Ruanda rasch zu einem Musterbeispiel für wirtschaftliche Modernisierung in Subsahara-Afrika entwickelt. Neben der nationalen Einheit zählen die Dezentralisierung sowie der wirtschaftliche Aufbau zu den Prioritäten der Regierung. Marktwirtschaftliche Reformen und eine „Nulltoleranz“ in der Korruptionsbekämpfung haben dem Land international Anerkennung verschafft und spiegeln sich unter anderem in einer guten Einstufung im Rahmen des Corruption Perception Index (CPI) von Transparency International wider (2020: Rang 49 von 180 Ländern). Um das Land als wichtigen Knotenpunkt innerhalb der Region zu positionieren, setzt Ruanda auf Investitionen in Infrastruktur und den Transportsektor.

Dennoch ist die Armutsrate mit fast 39 Prozent weiter hoch. Etwa 75 Prozent der Bevölkerung Ruandas leben von der Landwirtschaft, die weitgehend der Selbstversorgung dient. Um die Armut zu verringern, will die ruandische Regierung besonders auf dem Land Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft schaffen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Privatwirtschaft. Außerdem sollen ökologische Probleme wie Dürren, Starkregen und nicht mehr nutzbare Landflachen, die durch die intensive Nutzung und Erosion der Böden und als Folge des Klimawandels entstehen, durch Terrassierungs- und Ressourcenschutzprogramme sowie durch den Schutz der verbliebenen Wälder abgemildert werden.

Beziehungen zu Deutschland

Ruanda und Deutschland pflegen enge Beziehungen. Seit 1995 arbeitet die Bundesrepublik im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit mit der ruandischen Regierung zusammen. Die Schwerpunkte der ruandisch-deutschen Entwicklungszusammenarbeit liegen auf den Themen Dezentralisierung und nachhaltige Wirtschaftsentwicklung. Letztere umfasst Vorhaben der Privatwirtschaftsförderung, der beruflichen Bildung und der Beschäftigungsförderung.

Allgemeine und aktuelle Reise- und Sicherheitshinweise für Ruanda erteilt das Auswärtige Amt.

Ansprechpartner

Die Autorin ist für das Business Scouts for Development Programm tätig, das die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) umsetzt.

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