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Branchenbericht Rumänien Abfallentsorgung, Recycling
Der große Nachholbedarf Rumäniens beim Recycling bereitet viele Geschäftsmöglichkeiten für Umwelttechnikfirmen.
06.04.2020
Die Richtlinie 2008/98/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. November 2008 über Abfälle wurde in rumänisches Recht umgesetzt. Politisch und wirtschaftlich bildet die Umsetzung von Umweltschutzmaßnahmen bei der Abfallbehandlung, -entsorgung- und beim Recycling erhebliche Probleme. Die Recyclingquoten sind zu niedrig.
Abfallaufkommen in Rumänien nach Wirtschaftsbereich (2016)
Abfallkategorien | Mengen in t | Anteile in % |
---|---|---|
Abfälle insgesamt | 177.562.905 | 100,0 |
Abfälle im Bergbau | 153.917.821 | 86,7 |
Verarbeitende Industrie | 7.793.780 | 4,4 |
Energieversorgung | 6.864.572 | 3,9 |
Privathaushalte | 4.098.427 | 2,3 |
Dienstleistungen | 2.260.516 | 1,3 |
Sonstige | 2.627.789 | 1,4 |
Quelle: Eurostat
Bei der Abfallentsorgung sowie beim Materialrecycling hat Rumänien noch einen enormen Aufholbedarf. Ziel der Investitionen in die Abfallwirtschaft sind die Minderung der deponierten Abfallmengen und die Erhöhung der Recyclingquoten und der Materialwiederverwertung. Die Etablierung einer effizienten Müllsammlungsinfrastruktur und die Schließung illegaler Deponien sind zudem dringend.
Nur etwa 14 Prozente der Siedlungsabfälle werden recycelt oder kompostiert, der Rest wird deponiert. Laut einer Untersuchung der AHK Rumänien von 2019 trennen lediglich 25 Prozent der Haushalte den Müll. Nur 12 Prozent des in Rumänien anfallenden Mülls werden verwertet, der Rest wird deponiert oder unsachgemäß beseitigt, was zu Luft-, Gewässer- und Bodenverschmutzung führt. 2017 nutzten 88 Prozent der Haushalte Leistungen der Abfallentsorgung. In ländlichen Gebieten erfolgt dies nur zu 79 Prozent.
Sammlung von Kommunalabfällen 2017 (Mengen in 1.000 Tonnen; Anteile in Prozent)
Abfallarten | Menge | Anteil |
---|---|---|
Haushaltsabfälle | 4.471 | 84 |
Abfälle, öffentlicher Sektor | 612 | 12 |
Abfälle aus Bauarbeiten | 228 | 4 |
Insgesamt | 5.311 | 100 |
Quellen: Rumänische Agentur für Umweltschutz, Umweltministerium
Rund 58 Prozent der Siedlungsabfälle (2017) waren biologisch abbaubare, knapp 12 Prozent Papier und Pappe, knapp 12 Prozent aus Kunststoff, 5 Prozent aus Glas, 3 Prozent Metall, 2 Prozent Holz und 8 Prozent sonstige Abfälle. Der Anteil der biologisch abbaubaren Abfälle an den Siedlungsabfällen ist seit Jahren in etwa konstant.
Anfang 2019 hätten die kommunalen Körperschaften das „Pay as you throw“-System aufgrund des Eilerlasses Nr. 74/2018 der Regierung umsetzen und den Bürgern getrennte Sammelcontainer für Nass- und Trockenabfälle bereitstellen sollen. Nur wenige lokale Behörden haben die Anordnung befolgt.
Laut Angaben von Eurostat verzeichnete Rumänien 2017 272 Kilogramm Siedlungsabfall je Einwohner. Das lag weit unter dem europäischen Durchschnitt von 487 Kilogramm. Rumäniens Abfallmanagementplan von 2017 bezifferte das Abfallaufkommen je Person für 2020 auf 243 Kilogramm und für 2025 auf 229 Kilogramm.
Bei der Sammlung von Elektroschrott wurde bis 2016 das Ziel von jährlich vier Kilogramm je Person von den Haushalten nicht erreicht. Für 2017 bis 2020 gilt die Zielgröße für die Elektroschrottsammlung von 45 Prozent der neuen Geräte. Gegenwärtig beträgt die jährlich gesammelte Elektroschrottmenge je Person 1,6 Kilogramm.
Beim Recycling mangelt es an funktionierenden Sammelsystemen, Transporteinrichtungen und Kapazitäten. Obwohl das Bewusstsein für korrekte getrennte Sammlung und Recycling in den letzten Jahren etwas zugenommen hat, werden wiederverwertbare Abfälle immer noch mit dem übrigen Hausmüll vermengt, so dass sie der Kreislaufwirtschaft verloren gehen.
Verpackungsabfälle in Rumänien für das Jahr 2016 (Aufkommen in Tonnen; Recyclingquote und -ziele in Prozenten)
Verpackungen | Aufkommen | Recyclingquote | Recyclingziele |
---|---|---|---|
Glas | 210.027 | 64,10 | 60 |
Kunststoff | 348.794 | 46,50 | 22,5 |
Papier/Pappe | 427.434 | 92,50 | 60 |
Metall | 64.006 | 62,10 | 50 |
Holz | 299.876 | 27,60 | 15 |
Sonstige | 31 | 0,00 | - |
Insgesamt | 1.350.168 | 60,63 | 55 |
Quellen: Rumänische Agentur für Umweltschutz, Umweltministerium
Der Abfallmanagementplan 2017 sieht vor, dass Rumänien bis 2025 15 Prozent der Siedlungsabfälle energetisch verwerten und bei verwertbaren Stoffen eine Recyclingquote von 50 Prozent erreichen soll. Bereits bis Juli 2009 hätte Rumänien 68 nicht konforme Deponien schließen müssen. Folgende Verlängerungsfristen sind abgelaufen. Laut AHK Rumänien waren 34 EU-konforme und 25 nicht konforme Mülldeponien im Betrieb (2018).
Die Müllverbrennung mit Wärmeenergieerzeugung ist landesweit noch nicht entsprechend etabliert, einerseits wegen damit verbundener hoher Investitionen, andererseits wegen der unzureichenden Qualität der Zusammensetzung von Siedlungsabfällen. Bevor Investitionen in Verbrennungsanlagen getätigt werden, braucht Rumänien Fortschritte bei der korrekten selektiven Sammlung und die Schaffung erweiterter Kapazitäten bei den Mülltrennungsanlagen.
Geschäftschancen für deutsche Ausrüstungslieferanten und Dienstleister bestehen in den Sparten Müllverbrennung, Planung, Recycling für Verpackungen aus Holz, Glas und Kunststoff und Schließung von Deponien.
Vorhaben | Investitionssumme | Projektstand | Anmerkungen |
---|---|---|---|
Abfallmanagementsystem Bukarest | 452 | Masterplan Integriertes Abfallmanagement im Sommer 2019 genehmigt. Finanzierung: teils EU-Fördermittel | |
Abfallmanagement im Kreis Brasov | 100 | Kreisrat will EU-Finanzierung beantragen; Fertigstellungsziel: 2024 | |
Abfallmanagement im Kreis Cluj | 48 | Fertigstellung: 2023; EU-Finanzierung über OP Großinfrastruktur | |
Abfallmanagement im Kreis Maramures | 28 | Fertigstellung: 2020; EU-Finanzierung über OP Großinfrastruktur | |
Abfallmanagement im Kreis Iasi | 7,7 | Fertigstellung unbekannt |