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Branchenbericht Rumänien Stromübertragung, -verteilung, Netze
Bukarest (GTAI) - Der rumänische Staat verfolgt die Verbesserung von Stromtransport und -vertrieb. Die Verteilnetzbetreiber planen Investitionen von 1,9 Milliarden Euro bis 2024.
10.01.2020
Treiber | Hemmnisse |
Erneuerungsbedarf bei den Stromnetzen | Instabiler rechtlicher und steuerrechtlicher Rahmen. Für Investitionen mehr Berechenbarkeit erforderlich. |
EU-Fördermittel | Bürokratie |
Steigender Bedarf an intelligenten Netzen und Stromzählern | Lange Umsetzungszeit (umständliche Bürokratie); häufige Anfechtungen von Auftragsvergaben |
Quelle: Analyse von Germany Trade & Invest
In Rumänien fungiert das Unternehmen Transelectrica SA, dessen Mehrheitseigentümer der Staat ist, als Übertragungsnetz- und Systembetreiber. Der Betreiber sorgt für den überregionalen Stromtransport (zentral- und osteuropäische Länder), für die inländischen Stromnetze. Transelectrica ist für den Ausbau des Stromtransportsystems und für Systemdienstleistungen zuständig.
Die Stromnetze umfassen eine Gesamtlänge von 8.891 Kilometern. Hiervon sind 489 Kilometer Stromverbindungsleitungen mit den Anrainerstaaten (Bulgarien, Serbien, Republik Moldau, Ukraine). Die Energieregulierungsbehörde ANRE (Autoritatea Nationala de Reglementare in domeniul Energiei) nannte im Juli 2019 Freileitungen mit Spannung von: 750 Kilovolt: 3 Kilometer, 400 Kilovolt: 4.972 Kilometer, 220 Kilovolt: 3.876 Kilometer und von 110 Kilovolt: 40 Kilometer.
Im Jahr 2018 gab es in Rumänien 51 zugelassene Verteilnetzbetreiber (und auch Stromversorger). Die acht größten regionalen Verteilnetzbetreiber sind: Distributie Energie Oltenia (Gesellschaft der tschechischen Gruppe CEZ), E-Distributie Banat, E-Distributie Dobrogea, E-Distributie Muntenia (alle drei Unternehmen der Enel Investment Holding B.V.), Delgaz Grid (gehört zu E.ON, aktiv in Nordosten Rumäniens), Societatea de Distributie a Energiei Electrice Muntenia Nord, Societatea de Distributie a Energiei Electrice Transsilvania Sud und Societatea de Distributie a Energiei Electrice Transsilvania Nord (Gesellschaften der staatlichen Gruppe Electrica).
Die Verteilnetzbetreiber haben aus juristischen Gründen ihr Verteilnetzgeschäft von der Stromversorgung getrennt, um der Richtlinie 2009/72/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 13. Juni 2009 über gemeinsame Vorschriften für den Elektrizitätsbinnenmarkt zu entsprechen. Kunden dürfen frei den Stromversorger wählen beziehungsweise wechseln, der Verteilnetzbetreiber (Konzessionsnehmer der Netze von Transelectrica) bleibt gleich.
Der Anteil erneuerbarer Energien (inklusive Wasserkraft) am Brutto-Endstromverbrauch betrug laut ANRE 2018 insgesamt 43,6 Prozent. Die installierte Leistung (Stromerzeugungskapazität) aller aktiven Kraftwerke in Rumänien belief sich im November 2019 auf 21.463 Megawatt.
Als strategische Ziele und an Maßnahmen verfolgt der rumänische Staat generell zwei operationale Ziele (OP3 und OP5) im Bereich Energietransport und -vertrieb. Diese sind im aktuellen Entwurf der Energiestrategie der Regierung definiert: http://energie.gov.ro/transparenta-decizionala/strategia-energetica-a-romaniei-2019-2030-cu-perspectiva-anului-2050/):
OP3 bezieht sich auf die Verbesserung der Energieverbundnetze (für Strom und Erdgas) landesweit und in der Region Südosteuropa. Dazu gehört die Sicherstellung der Finanzierung der bidirektionalen Verbindungsleitungen zur Verbundschaltung von Elektrizitätsnetzen im inländischen Energietransportsystem. Als weitere Maßnahme dient die Fertigstellung des 400 Kilovolt-Hochspannungsringes Rumäniens sowie der Netzausbau durch neue Stromleitungen.
OP5 zielt auf eine höhere Flexibilität des rumänischen Energiesystems durch Digitalisierung, intelligente Netzwerke und die Entwicklungen im Hinblick auf aktive Verbraucher (Prosumer) ab.
Aufgrund der ineffizienten und unzureichenden inländischen Produktionskapazitäten und der Verluste bei Stromübertragung und -verteilung ist Rumänien auf teure Stromimporte angewiesen. Das von der Europäischen Union (EU) festgelegte Verbundziel für die regionalen Stromnetze von zehn Prozent bis 2020 wurde nicht erreicht.
Für die Entwicklung des Stromtransportsystems ist der Transport- und Systemoperator Transelectrica (Compania Nationala de Transport al Energiei Electrice Transelectrica S.A.) zuständig. Transelectrica hat einen langfristigen Entwicklungsplan 2018 bis 2027 bekanntgegeben. Bis 2027 hat Transelectrica Investitionen in Höhe von knapp 4.116 Milliarden Lei (circa 864 Millionen Euro, Wechselkurs der Nationalbank Rumäniens vom 31. Oktober 2019: 1 Euro = 4,7576 Lei/RON) angekündigt. Detailinformationen enthält der Entwicklungsplan zum Stromnetz von Transelectrica: http://www.transelectrica.ro/documents/10179/6507897/Planul+de+dezvoltare+a+RET+2018_2027_Revizia+0_FINAL_10.09_clean.pdf/7a2ea9e4-b627-4af8-9dd5-64ada59e1447)
Transelectrica plant die Modernisierung des Stromnetzes und eine höhere Angebotskapazität für Verbraucher in Gebieten mit Unterversorgung. Es sollen 1.000 Kilometer Leitungen entstehen und etwa 35 Umspannwerke modernisiert beziehungsweise umgerüstet werden. Von 81 Umspannwerken wurden bislang etwa 45 modernisiert. Leitungen und Umspannwerke stammen meist aus der Ära 1960 bis 1980.
Rumänien schneidet im europäischen Vergleich nicht gut bei der Leistung der Energieübertragungs- und Stromversorgungsnetzwerke ab. Der SAIDI-Wert (System Average Interruption Duration Index) betrug 2018 landesweit durchschnittlich rund 408 Minuten von geplanten (184 Minuten) und ungeplanten Unterbrechungen (224 Minuten) in der Stromverteilung, teilte ANRE mit. Bei diesem Indikator nimmt Rumänien den letzten Platz in der EU ein.
Die Stromverteilungsgesellschaften übermittelten im Sommer 2019 ihre Investitionspläne von insgesamt circa 1,9 Milliarden Euro für den Zeitraum 2020 bis 2024 an ANRE. Rund 1,5 Milliarden Euro sollen Eigenmittel der Stromverteiler sein, der Rest soll von den Kommunen kommen oder aus EU-Fördermitteln. Geplant werden Netzerweiterung beziehungsweise Modernisierungen oder die Elektrifizierung von Gemeinden.
Smart Metering wird bei den Endkunden stärker zum Einsatz kommen. ANRE veröffentlichte einen Zeitplan, der die jeweilige Anzahl an intelligenten Stromzählern benennt, die von jeder Stromverteilergesellschaft einzurichten sind. So sollen bis 2028 etappenweise etwa vier Millionen Kunden Smart Meter nutzen können: https://www.anre.ro/ro/energie-electrica/legislatie/smart-metering.
Bis 2017 war die Installierung von intelligenter Stromzählung nur zu 4,8 Prozent implementiert. Ursprünglich war geplant, dass bis 2020 etwa 80 Prozent der Stromverbraucher an moderne Stromzählsysteme angeschlossen werden. Diese Maßnahme setzten die Stromverteiler nicht um; mit der Begründung, die Erhöhung der Distributionskosten nicht die auf den Endverbraucher umwälzen zu können.
Es gibt ein Programm der Verwaltung für den Umweltfonds (AFM) für den Zeitraum 2019 bis 2025 zur landesweiten Förderung des Aufbaus von Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Die Ladeinfrastruktur wird bis Ende 2025 mit circa 250 Millionen Lei (circa 52 Millionen Euro) finanziert: https://www.afm.ro/main/media/comunicate_presa/2019/comunicat_presa-adoptare_memorandum_statii_incarcare-2019_06_12.pdf.
Rumänien hat keine Energiespeicherungskapazitäten. Bekannt ist lediglich ein realisiertes Pilotprojekt von Siemens (Speicherkapazität für 1 Megawatt, im Windpark Cobadin, betrieben EDP Renewables).
Bezeichnung | Internetadresse | Anmerkungen |
Germany Trade & Invest | https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Weltkarte/Europa/rumaenien.html | Außenwirtschaftsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft, auch Hinweise zu Ausschreibungen |
AHK Rumänien | https://www.ahkrumaenien.ro | Anlaufstelle für deutsche Unternehmen |
Exportinitiative Energie | http://www.german-energy-solutions.de | Informationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen etc. |
Factsheets der Exportinitiative Energie | https://www.german-energy-solutions.de/SiteGlobals/GES/Forms/Listen/Publikation/Publikation_Formular.html?cl2Categories_Typ_name=kurzinformationen | Allgemeine Energieinformationen zum Land (teilweise mit Technologie- oder Anwendungsfokus) |
Ministerium für Wirtschaft und Ministerium für Energie | http://www.economie.gov.ro/;http://energie.gov.ro//ministerul-energiei/ | Informationen über Energiepolitik |
Energieregulierungsbehörde | http://www.anre.ro | Energiegesetzgebung, Richtlinien, Genehmigungen, Energieberichte |
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