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Branchen | Rumänien | Stromerzeugung

Rumänien investiert 13 Milliarden in grünen Übergang

Das Land steigt 2032 aus der Kohleverstromung aus. Um die Versorgungssicherheit zu garantieren, plant die Regierung Investitionen in Gaskraftwerke und Atomenergie.

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Rumänien hat sich das Ziel gesetzt, ab 2030 mindestens die Hälfte des im Land produzierten Stroms aus verhältnismäßig weniger klimaschädlichen Quellen wie der Wasserkraft, Gas und Atomkraft zu generieren oder aus emissionsfreien Quellen wie Solarenergie und Windkraft. Dies geht aus dem nationalen Energie- und Klimaplan hervor, den die rumänische Regierung am 14. Oktober 2020 der Europäischen Kommission vorgelegt hat.

Kohlestrom: Bis 2032 steigt Rumänien aus

Aus der Kohleverstromung will Rumänien bis spätestens 2032 aussteigen. Dies hat die Regierung im Juni 2021 verkündet. Für diese Maßnahmen rechnet die Regierung mit Investitionen in Höhe von 12,5 Milliarden Euro innerhalb der kommenden fünf Jahre. Dafür stehen zum Teil EU-Fördermittel aus dem Aufbau- und Resilienzfonds, dem Modernisierungsfonds sowie aus dem Just-Transition-Fonds - hieraus für Umschulungen - bereit. Die rumänische Kohleverstromung beschäftigt rund 16.000 Arbeitnehmer.  Bild vergrößern

In Rumänien liefern acht Kohlekraftwerke mit einer installierten Leistung von 4.590 Megawatt rund 17 Prozent des landesweit verbrauchten Stroms. Schon Ende 2021 soll das Kraftwerk in Mintia, der Hunedoara Energy Complex, mit einer installierten Leistung von 1.695 Megawatt abgeschaltet werden, weil es ab 2022 keine Umweltgenehmigung mehr hat. Wegen ausbleibender Lieferungen mit Kohle musste die Anlage in diesem Jahr bereits mehrmals vom Netz genommen werden.

Etappenziele beim rumänischen Kohleausstieg

2021: Abschaltung von 1.695 Megawatt installierter Leistung


2022: Verabschiedung eines Reformprogramms für den Kohleausstieg


2022: Abschaltung von 640 Megawatt installierter Leistung


2024: mindestens 940 Megawatt installierte Leistung aus Solar- und Windenergie schaffen


2025: Abschaltung von 1.445 Megawatt installierter Leistung


2025: 1.300 Megawatt installierte Leistung sollen durch Gas- und Dampfkraftwerke ersetzt werden


2026: mindestens 3.000 Megawatt installierter Leistung aus Solar- und Windenergie schaffen


2032: Abschaltung von 810 Megawatt installierter Leistung

Abhängigkeit von Stromimporten verringern

Ein weiteres Ziel des nationalen Energie- und Klimaplans ist es, die Energiesicherheit zu gewährleisten und die Stromimporte von derzeit 21 Prozent ab 2030 auf wenigstens 17 Prozent zu reduzieren. Dafür sieht der Plan vor, die Erzeugungskapazitäten der Solar- und Windenergie von derzeit rund 1.600 Megawatt ab dem Jahr 2030 auf 4.600 zu erhöhen. In der Zwischenzeit setzt Rumänien aber auch auf den Ausbau von Gas- und Dampf-Kombikraftwerken sowie auf die Erweiterung des Atomkraftwerkes in Cernavoda. 

Wichtige Investitionsprojekte im rumänischen Energiesektor

Projektbezeichnung

Investitionssumme (Mio. Euro)

Projektstand

Ansprechpartner

Modernisierung des Blocks 1; Machbarkeitsstudie bis 2022; Umbau geplant von 2026 bis 2027 

3.156

Machbarkeitsstudie bis 2022

Nuclearelectrica

Laurentis Energy Partners

Transformation des Oltenia Energy Complex: Umbau der Kohlekraftwerke Turceni und Isalnita zu GuD-Anlagen *) (je 400 MW); Installation von Solar- und Windkapazitäten (215 MW) bis 2025

1.500

In Planung

Oltenia Energy Complex

Bau eines GuD-Kraftwerks in Mintia; installierte Leistung: 405 MW bis 2025

437

Machbarkeitsstudie

Romgaz

Bau eines Gasturbinen-Kraftwerk Iernut und Erneuerung der Versorgungsnetzinfrastuktur; installierte Leistung: 400 MW bis 2025

269

Fertig im Juni 2022

Romgaz

Kraftwerk mit Gas- und Solarenergie (150 MW Gas, 50 MW Photovoltaik) bis 2025

 100

In Planung

Romgaz

GuD-Kraftwerk in Galati, Bau eines Wind- und Solarparks für Liberty-Stahlwerk, bis 2025

k.A.

In Planung

Romgaz 

Ausbau des 400 Kilovolt-Hochspannungsnetzes in Rumänien bis 2026

70

In Planung

Transelectrica

Grenzüberschreitendes 400-Kilovolt-Hochpannsnetz: Richtung Serbien: Abschnitt Resita-Panchevo und Richtung Ungarn: Abschnitt Resita-Timisoara-Arad bis 2026

64

In Planung

Transelectrica

Modernisierung/Digitalisierung von 199.998 Kilometer Stromnetz bis 2026

40 

In Planung

Distributie Energia Romania

*) Gas- und DampfkombikraftwerkeQuelle: Medienberichte (2021); Unternehmensmitteilungen (2021); Recherchen von Germany Trade & Invest (2021)

Kanadisches Unternehmen modernisiert Kernkraftwerk

Die Regierung plant Block 1 des einzigen rumänischen Kernkraftwerks zu erneuern. Er ist seit 1996 in Betrieb. Zudem soll der Atommeiler um die Blöcke 3 und 4 erweitert werden. Dafür hat das Energieministerium mit der US-amerikanischen Export-Import-Bank im Oktober 2020 die Finanzierung über 8 Milliarden US-Dollar vereinbart. Der erste Auftrag, die Modernisierung des Blocks 1, hat die staatliche Betreibergesellschaft, Nuclearelectrica, an das kanadische Nukleartechnikunternehmen Laurentis Energy Partners vergeben. 

Stahlkonzern baut eigenes Gaskraftwerk

Der Gasversorger Romgaz plant in den kommenden vier Jahren Investitionen in Höhe von rund 3,2 Milliarden Euro in der Stromerzeugung. Ziel des Unternehmens ist es, neben der Gasproduktion die Wertschöpfung zu erhöhen. So hat Romgaz mit dem größten rumänischen Stahlproduzenten, Liberty Galati, eine Vereinbarung über die Errichtung zum Bau eines Gaskraftwerks geschlossen. Liberty Galati plant, innerhalb der kommenden zehn Jahren rund eine Milliarde Euro in die Entwicklung von "grünem Stahl" investieren. Die Hochöfen will der Stahlkonzern langfristig unter anderem mit Strom betreiben und benötigt dafür eigene Erzeugungskapazitäten. Romgaz ist zu 70 Prozent in staatlicher Hand.

Bessere Infrastruktur sichert Strommarkt

Ein weiterer Schwerpunkt ist der Ausbau und die Modernisierung der Stromübertragungsnetze und Umspannwerke. ​​​​​​Rumänien muss sich weiter in das europäische Stromnetz integrieren. Dafür baut der Übertragungsnetzanbieter Transelectrica das 400-Kilovolt-Stromnetz Richtung Serbien und Ungarn weiter aus.

Zudem investieren die rumänischen Stromnetzbetreiber in Smart-Meter-Messtechnik und die Digitalisierung ihrer Stromleitungen. Somit können sie starke Spannungsschwankungen besser erkennen und so europaweite Stromausfälle wie vom 8. Januar 2021 verhindern. Ein Blackout in Siebenbürgen hatte am 8. Januar 2021 die Frequenz im europäischen Stromverbundnetz so gestört, dass in großen Teilen Europas für eine Stunde der Strom ausgefallen war.

Rechtsrahmen und Förderinstrumente sind noch unklar

Um Investoren zu finden, die Solar- und Windparks bauen, erarbeitet die Regierung gemeinsam mit der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) geeignete Förderprogramme. Konkret geht es darum,  eine rechtliche Grundlage für Differenzkontrakte (CfD) zu schaffen. Dies ermöglicht den Erzeugern ihren Strom zu einem festgesetzten Abnahmepreis auf dem Strommarkt anzubieten.

Zudem muss das Energieministerium die Regeln zum Abschluss von Power-Purchase-Agreements (PPA) zwischen Netzbetreibern und Stromerzeugern mit erneuerbaren Energien schärfen. PPA sind spezielle Verträge zwischen Stromerzeugern und größeren Abnehmern, etwa Stromversorgern. Die Möglichkeit PPAs abzuschließen, sei der Schlüssel für die Entwicklung der Branche, sagt Martin Moise, Vizepräsident des Arbeitgeberverbands der Erzeuger von Energie aus erneuerbaren Quellen in Rumänien (PATRES).

Regierung deckelt kurzfristig Strompreise  

Seit Januar 2021 ist der rumänische Strommarkt liberalisiert. Kunden können ihren Stromanbieter frei wählen. Dies hat den Wettbewerb erhöht. Zusätzlich sind aber die Stromkosten gestiegen. Dies liegt auch an den Mehrkosten für Emissionszertifikate, die seit Juni 2021 von durchschnittlich 25 auf 65 Euro pro Tonne CO2 gestiegen waren. Die Nationale Regulierungsbehörde ANRE berichtet von höheren Stromkosten für Endverbraucher um 24 Prozent im 1. Halbjahr 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Um die Inflation zu bremsen, plant das Energieministerium vom 1. November 2021 bis 31. März 2022 für Verbraucher einen Höchstpreis von 0,71 Lei und einen Mindestpreis von 0,68 Lei (1 Euro = 4,95 Lei /RON, Stand 22.Oktober 2021) pro Kilowatt Strom einzuführen. Das Ministerium gleicht die Preise bis zu einem Verbrauch von 300 Kilowattstunden pro Monat aus. Die Subventionen sollen die Stromanbieter direkt erhalten. Eine entsprechende Verordnung hat das Parlament Ende Oktober beschlossen.

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