Rumäniens Energiesicherheit bestimmt die Kohleverstromung. Bislang gibt es kaum Alternativen, als mittelfristig auf fossile Energieträger zurückzugreifen.
Ein Ziel des nationalen Energie- und Klimaplans ist es, die Energiesicherheit zu gewährleisten und die Stromimporte von derzeit 21 Prozent ab 2030 auf höchstens 17 Prozent zu reduzieren. Dafür sieht der Plan vor, die Erzeugungskapazitäten der Solar- und Windenergie von derzeit rund 1.600 Megawatt ab dem Jahr 2030 auf 4.600 Megawatt zu erhöhen. In der Zwischenzeit setzt Rumänien aber auch auf den Ausbau von Gas- und Dampfkombikraftwerken sowie auf die Erweiterung des Atomkraftwerkes in Cernavoda.
Etappenziele beim rumänischen Kohleausstieg
2021: Abschaltung von 1.695 Megawatt installierter Leistung
2022: Verabschiedung eines Reformprogramms für den Kohleausstieg
2022: Abschaltung von 640 Megawatt installierter Leistung
2024: mindestens 940 Megawatt installierte Leistung aus Solar- und Windenergie schaffen
2025: Abschaltung von 1.445 Megawatt installierter Leistung
2025: 1.300 Megawatt installierte Leistung sollen durch Gas- und Dampfkraftwerke ersetzt werden
2026: mindestens 3.000 Megawatt installierter Leistung aus Solar- und Windenergie schaffen
2032: Abschaltung von 810 Megawatt installierter Leistung |
Energiesicherheit hängt an Kohlekraftwerken
Rumänien bezieht etwa 20 Prozent des aktuellen Gasbedarfs aus Russland. Mittelfristig wird der Gasimport um 50 Prozent zunehmen, wenn Rumänien aus der Kohleverstromung bis 2032 aussteigt, denn das Land benötigt mehr Gas für die Wärme- und Stromerzeugung. Die Regierung will im Ernstfall aber die Kohlekraftwerke später abschalten, um die Energiesicherheit zu gewährleisten. "Bei höherer Gewalt müssen wir die Kraftwerke wieder hochfahren, wenn wir noch nicht genügend Energie aus erneuerbaren Quellen erzeugen", sagte Umweltminister Tanszos Barna am 9. März 2022.
In Rumänien liefern acht Kohlekraftwerke mit einer installierten Leistung von 4.590 Megawatt rund 17 Prozent des landesweit verbrauchten Stroms. Schon Ende 2021 soll das Kraftwerk in Mintia, der Hunedoara Energy Complex, mit einer installierten Leistung von 1.695 Megawatt abgeschaltet werden, weil es ab 2022 keine Umweltgenehmigung mehr hat. Wegen ausbleibender Lieferungen mit Kohle musste die Anlage in diesem Jahr bereits mehrmals vom Netz genommen werden.
Das Energieministerium kündigte im Februar 2022 an, im April 2022 nicht rückzahlbare Beihilfen an Investoren von Solarparks und Windkraftanlagen zu verteilen. Um diese Mittel müssen sie sich bewerben. Insgesamt stehen dem Ministerium dafür rund 600 Millionen Euro an nicht-rückzahlbaren Fördermitteln zur Verfügung.
Kanadisches Unternehmen modernisiert Kernkraftwerk
Die Regierung plant, Block 1 des einzigen rumänischen Kernkraftwerks zu erneuern. Er ist seit 1996 in Betrieb. Zudem soll der Atommeiler um die Blöcke 3 und 4 erweitert werden. Dafür hat das Energieministerium mit der US-amerikanischen Export-Import-Bank im Oktober 2020 die Finanzierung über 8 Milliarden US-Dollar vereinbart. Den ersten Auftrag, die Modernisierung des Blocks 1, hat die staatliche Betreibergesellschaft, Nuclearelectrica, an das kanadische Nukleartechnikunternehmen Laurentis Energy Partners vergeben.
Zudem plant die rumänische Regierung, zusammen mit der US-amerikanischen Firma Last Energy ein Pilotprojekt. Es geht um die Entwicklung eines kleinen Kernreaktors, auch Small Modular Reactor, SMR, genannt, mit einer installierten Kapazität von 20 Megawatt am Nuclearelectrica-Standort Mioveni. Nuclearelectrica betreibt dort eine Anlage zur Herstellung der Brennstäbe für das Atomkraftwerk Cernavoda.
Bessere Infrastruktur sichert Strommarkt
Ein weiterer Schwerpunkt ist der Ausbau und die Modernisierung der Stromübertragungsnetze und Umspannwerke. Rumänien muss sich weiter in das europäische Stromnetz integrieren. Dafür baut der Übertragungsnetzanbieter Transelectrica das 400-Kilovolt-Stromnetz Richtung Serbien und Ungarn weiter aus.
Von Dominik Vorhölter
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Bukarest