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Rumänien startet offiziell ein Pfandsystem

Ab Oktober führt Rumänien ein Pfandsystem für Getränkeverpackungen ein. Doch bis es in der Praxis richtig läuft, ist noch viel zu tun.

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Rumänien bekommt ein Pfandsystem für Einwegverpackungen. Am 1. Oktober 2022 tritt das Gesetz über das Pfandsystem für Einwegverpackungen in Kraft. Es verpflichtet Händler, egal ob kleine Kioske oder Supermarktketten, für jede verkaufte Flasche oder Getränkedose ein Pfand von umgerechnet 10 Cent zu nehmen. Sie müssen diesen Betrag erstatten, wenn die Kunden Getränkeverpackungen zurückbringen. Die Abrechnung des Pfands soll per separatem Kassenbon erfolgen, heißt es im Gesetz.

Pfandsystem ist wichtiger Baustein für mehr Recycling 

Laut der Gesetzesvorlage vom Oktober 2021 will Rumänien damit eine Recyclingquote von jeweils 65 Prozent der im Umlauf gebrachten PET- und Glasflaschen sowie Getränkedosen erreichen. Das Gesetz formuliert darüber hinaus das Ziel, bis 2025 eine Recyclingquote für Getränkeverpackungen aus Plastik und Metall von jeweils 90 Prozent und für Glas von 85 Prozent zu erreichen. Derartige Quoten sind nur zu schaffen, wenn die einzelnen Materialien getrennt gesammelt werden, heißt es in einer aktuellen Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung. Dennoch will Rumänien damit das EU-Ziel erreichen, bis 2030 mindestens 55 Prozent aller Verpackungsabfälle aus Kunststoff zu recyclen. 

Getränkelieferanten müssen sich registrieren

Ob das rumänische Pfandsystem zum 1. Oktober 2022 einsatzbereit ist, daran zweifeln Logistikexperten und Einzelhändler. Denn laut Gesetz müssen alle Händler und Hersteller, die Getränke verkaufen oder importieren, bei dem staatlichen Unternehmen ReturRO registriert werden. Dieses Unternehmen hat allerdings erst am 24. August 2022 offiziell seine Genehmigung erhalten, das Pfandsystem umzusetzen. Die junge Staatsfirma hat noch keine Website. Laut Regierungsbeschluss ist ReturRO für folgende Aufgaben verantwortlich: 

  • Verwaltung, insbesondere Organisationsaufbau und Einstellung neuer Mitarbeiter
  • Bewerben um Finanzmittel für den Aufbau des Pfandsystems
  • Aufbau einer Infrastruktur in Form von Sortier- und Sammelzentren für die Verpackungen
  • Organisation der Sammelzentren der Händler: Dabei ist noch unklar, ob es ein dezentrales System (Händler haben Rückgabeautomaten) oder eine zentrale Sammelstelle geben soll.
  • Registrierung der Händler
  • Verbraucherkampagne: Werbung für das Pfandsystem in der Bevölkerung

Der Betreiber ReturRO hat im Prinzip nur einen Monat Zeit, um geschätzt 100.000 kleine Händler und rund 4.000 Hersteller und Importeure von Getränken zu registrieren. Marktkenner rechnen damit, dass es noch mindestens 18 Monate dauern wird, bis das Pfandsystem tatsächlich funktioniert.

"Selbst wenn es Entsorgungsunternehmen gibt, die Getränkeverpackungen sammeln, transportieren und recyclen können, sind sie jetzt noch nicht darauf vorbereitet. Es braucht Zeit, um das System für alle Betreiber auf dem Markt vorzubereiten", sagt der Chef der Recyclingfirma Green Ambalaje, Cristian Lazar.

Es gibt noch ungeklärte Fragen

Unklar ist auch noch, in welcher Form das Pfandsystem für die Getränkeverpackungen funktionieren soll: Wird das Material, also Glas, Plastik und Metall getrennt gesammelt? Es geht zudem um die Frage, ob es einen digitalen Code für die Getränkeverpackungen geben soll. Damit könnten die Händler das Pfandaufkommen dezentral zählen und selbst Pfandautomaten aufstellen.

Eine Alternative wäre die Zählung an einer zentralen Sammelstelle, eingerichtet vom Betreiber des Pfandsystems, ReturRO. Ein digitaler Code hätte allerdings den Vorteil, dass die gesamte Lieferkette und Verwendung der Flasche, von der Produktion über den Verkauf bis zum Recycling sichtbar würde.

Das Gesetz über das rumänische Pfandsystem


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