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Branchenbericht Russland Papier, Pappe
Moskau (GTAI) - Die Produktion von Zellstoff, Pappe und Papier ist in Russland weiterhin ein wichtiger Wachstumstreiber. Investitionen in neue Kapazitäten bieten deutschen Anlagenbauern gute Chancen.
06.11.2019
Der Handel mit Zellstoff beträgt weltweit etwa 550 Milliarden US-Dollar (US$) und soll jährlich um 3 Prozent zulegen, schätzt die Segezha Group (russischer Zellstoffhersteller, gehört zum Mischunternehmen AFK-Sistema). Auf dem Weltmarkt ist das Potenzial für russische Zellulose- und Papiererzeugnisse längst nicht ausgeschöpft. Derzeit liegt der Anteil russischer Hersteller am weltweiten Handel bei 2 Prozent - obwohl sie im Vergleich mit internationalen Wettbewerbern vergleichsweise niedrigere Selbstkosten haben.
Doch der Handelskrieg zwischen den USA und China, dem wichtigsten russischen Abnehmer von Zellstoff, drückt den Weltmarktpreis. Die Ausfuhren gingen im 1. Halbjahr 2019 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mengenmäßig um 1,6 Prozent und wertmäßig um 22,4 Prozent zurück. Die Ausfuhren von Zeitungspapier dagegen stiegen im 1. Halbjahr 2019 wertmäßig um 9,3 Prozent. Russland exportiert mittlerweile zwei Drittel der gesamten Produktion.
Insgesamt lieferte Russland im Jahr 2018 etwa 6 Millionen Tonnen Zellstoff, Papier und Pappe ins Ausland. Dieses Niveau dürfte sich bis 2030 etwa verdreifachen. Denn in China und Indien liege das Potenzial für russische Lieferungen bei etwa 7 Millionen Tonnen pro Jahr, schreibt das Industrieministerium in seiner "Strategie zur Entwicklung der Forstwirtschaft bis 2030".
Auf dem heimischen Markt geht die Nachfrage nach Zeitungs- und Schreibpapier weiter zurück. Auch bleibt Russland abhängig von Einfuhren hochqualitativer Sorten, etwa gestrichenem Papier. Lokale Hersteller wollen ihr Produktportfolio daher ausdehnen, mehr Wertschöpfung erreichen.
Die Herstellung von Zellstoff und Papier ist in Russland sehr profitabel. Die Produktion von Papier und Pappe nahm 2018 mengenmäßig um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Das wertmäßige Wachstum betrug stolze 22 Prozent, berichtet der Branchenverbandes Bumprom.
Der globale Markt für Verpackungen aus Wellpappe dürfte bis 2021 mit etwa 5 Prozent pro Jahr langsamer wachsen als bisher, schätzen Experten des Herstellers von Verpackungsmaterial, Gotek. Der russische Markt bietet nach wie vor großes Wachstumspotenzial. Besonders die Lebensmittelindustrie setzt auf Verpackungen aus Wellpappe. Supermarktketten bieten mehr abgepackte Waren an. Auch der Onlinehandel benötigt mehr Kartons. Insgesamt verlangt der Handel zunehmend hochwertige Kartonsorten.
Die Karton- und Papierfabrik in Nabereschnyje Tschelny in Tatarstan hat mit dem Bau eines Werks zur Herstellung von Pappe begonnen. Dieses 8,3 Millionen Euro teure Projekt soll 2021 abgeschlossen sein. Damit folgt das Unternehmen einem seiner wichtigsten Kunden: Der chinesische Haushaltsgerätehersteller Haier errichtet dort ein Werk zur Produktion von Waschmaschinen. In Kotlas im Gebiet Archangelsk entsteht bis 2022 eine Wellpappeproduktion aus Altpapier. Zudem errichtet TransPak im Gebiet Leningrad für 8,3 Millionen Euro ein neues Werk zur Herstellung von Verpackungen aus Wellpappe.
Der russische Markt für Hygienepapier bietet Potenzial. Bis 2030 könnte die lokale Produktion bis auf etwa 600.000 Tonnen zulegen, schätzt das Industrieministerium. Der Anteil der Einfuhren von Hygienepapier sank von 53 Prozent (2010) auf acht Prozent (2018). Grund dafür ist die Politik der Importsubstitution. Daher investieren russische Hersteller auf dem einheimischen Markt und erweitern ihre Fertigungskapazitäten.
Im Dezember 2018 nahm Hayat Chimiya seine zweite Linie zur Herstellung von Hygienepapier in Tatarstan in Betrieb. Im Januar 2019 eröffnete Archbum Tissue ein neues Werk zur Herstellung von Hygienepapier. Die Fertigstellung einer zweiten Linie erfolgte im Juli 2019. Die Karton- und Papierfabrik in Nabereschnyje Tschelny plant bis 2025 eine Linie zur Produktion von Hygienepapier zu bauen.
Akteur / Projekt | Investitionssumme (Mio. Euro) | Projektstand | Anmerkungen |
Bau einer Zellstoff- und Papierfabrik in Krasnojarsk | 1.950,3 | Baubeginn: 2020, geplante Fertigstellung: 2025 | Rockwell Capital, https://rockwellcm.com; Kraslesinvest (gehört zur Vneschekonombank, http://www.kraslesinvest.ru |
Bau einer Fabrik für Wellpappe und Verpackungsmittel in Irkutsk | 932,8 | Projekt genehmigt; geplante Fertigstellung: 2022 | Ilim Group, http://www.ilimgroup.ru |
Bau einer Wellpappefabrik in Brjansk | 139,2 | Geplante Fertigstellung: 2022 | AO Proletarij, http://www.proletariy.ru |
Ausbau einer Wellpappefabrik in Moskau | 52,8 | Geplante Fertigstellung: 2021 | AO Archbum (gehört der Gruppe Pulp Mill), http://www.arkhbum.ru, http://www.pulpmill.at |
Ausbau der Papierproduktion in Jaroslawl | 12,9 | Geplante Fertigstellung: 2022 | OAO Syktywkar Tissue Group, http://www.sgbi.ru |
Bau einer Papierproduktion in Uljanowsk | 11,1 | Geplante Fertigstellung: 2021 | Russkaja Bumaga |
Bau eines Wellpappewerks in Stawropol | 6,9 | Geplante Fertigstellung: 2021 | Sowremennaja upakowka, https://sovupak.ru |
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest
Die russische Papierindustrie wächst 2019 dynamischer als die Gesamtwirtschaft - wenn auch nicht mehr so überdurchschnittlich wie im Vorjahr. Im Jahr 2018 betrug der mengenmäßige Zuwachs 9,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Produktion von Papier und -produkten stieg im 1. Halbjahr 2019 um 5,1 Prozent. Stark zulegen konnte die Herstellung von Wellpappe (8,5 Prozent) sowie von Tapeten (16,3 Prozent). Die Herstellung von Zeitungspapier wuchs um 1,8 Prozent. Die Erzeugung von Zellstoff war im gleichen Zeitraum um 3,1 Prozent auf 4,1 Millionen Tonnen rückläufig.
Mit der neuen "Strategie zur Entwicklung der Forstwirtschaft bis 2030" will die russische Regierung die Modernisierung der Zellulose- und Papierindustrie unterstützen. Ziel ist es, den jährlichen Ausstoß von Papier um rund die Hälfte, auf 11,7 Millionen Tonnen und die Produktion von Zellstoff um das Fünffache, auf 14 Millionen Tonnen, zu erhöhen.
Warengruppe | 2018 | Veränderung 2018/17 |
Zellstoff aus Holz (Mio. t) | 8,6 | 3,1 |
Papier und Pappe (Mio. t) | 9,1 | 4,0 |
.Zeitungspapier (Mio. t) | 1,5 | 6,1 |
.Offsetpapier (1.000 t) | 452,0 | 2,4 |
.Kraftpapier (Mio. t) | 1,9 | 4,3 |
.Wellpappe (Mio. qm) | 2,8 | 0,8 |
Hygienepapier (Mio. t) | 1,8 | 23,6 |
Schachtel aus Papier und Pappe (Mio. qm) | 0,9 | 7,5 |
Etiketten (Mrd. Stück) | 54,6 | 12,7 |
Quelle: Föderaler Statistikdienst Rosstat
Zur russischen Papierindustrie zählen wenige Großkonzerne. Der Konsolidierungsprozess dürfte sich in Zukunft weiter fortsetzen. Dabei geht der Trend zum Aufbau integrierter Wertschöpfungsketten. Die österreichische Prinzhorn Group sicherte sich im April 2019 Anteile am russischen Marktführer bei der Herstellung von Wellpappe aus Altpapier, der SFT Group. Der Hauptinvestor des Zellstoffkombinats Kondopoga in Karelien, Karelia Pulp, plant das Holzunternehmen Karellesprom zu übernehmen. Damit sichert der Zellstoffhersteller seine Rohstoffbasis ab.
Im Juli 2019 hat die Segezha Group mit der Modernisierung seines Zellstoff- und Papierkombinats in Karelien begonnen. In das so genannte Projekt "Segezha Zapad" fließen 765 Millionen Euro. Ziel ist, die Produktionskapazitäten von Papiersäcken auf 850.000 Tonnen pro Jahr zu erhöhen. Neben Kraftpapier erzeugt die Segezha Group künftig gebleichten Zellstoff aus Hartholz.
Zudem baut Segezha ein Werk zur Erzeugung von 1 Million Tonnen gebleichter Zellulose pro Jahr in Lesosibirsk, Region Krasnojarsk. Nach der geplanten Fertigstellung 2024 wäre es der erste Neubau eines Zellstoffwerks seit über 40 Jahren. Die Projektierung des etwa 1,4 Milliarden Euro teuren Projekts ist abgeschlossen, die Bauarbeiten werden 2020 beginnen.
Im Föderalbezirk Ferner Osten werden für etwa 9 Milliarden Euro sechs neue Zellstoffproduktionen errichtet, meldet die dortige Agentur zur Investorenanwerbung und Exportförderung. Das Zellstoffwerk Selenginsk in der Republik Burjatien investiert etwa 83 Millionen Euro in den Bau einer Produktion von Papiersäcken. In Kaprogory, Gebiet Archangelsk, plant die ULK Group bis 2023 ein Zellstoff- und Papierkombinat zu errichten. In Kotowsk im Gebiet Tambow entsteht das russlandweit erste Werk zur Produktion von Zellstoff für die Textilindustrie.
Deutschland bleibt ein wichtiger Lieferant von Maschinen zur Papierherstellung und -verarbeitung nach Russland. Im 1. Halbjahr 2019 stiegen die Ausfuhren um 57,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 37 Millionen Euro, meldet der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA). Der große Anstieg dürfte auf einem Einmaleffekt basieren. Russland war im 1. Halbjahr 2019 der fünftwichtigste Auslandsmarkt für Papiertechnik aus Deutschland. Maschinen von Bahmüller und Göpfert, der Firma Höcker Polytechnik oder Windmöller und Hölscher stehen hoch im Kurs. Marktführer Ilim beauftragte Voith, bis 2021 eine Kartonmaschine sowie eine Linie zur Herstellung von Kraftpapier ins Werk Ust-Ilimsk im Gebiet Irkutsk zu liefern.
Die Segezha Group realisiert das Projekt Segezha SAPiens. Es geht um Verbesserung der Prozesse bei Planung und Produktion sowie zur Erhöhung. Dafür greift es auf IT-Technik aus Deutschland zurück. In den kommenden zwei Jahren soll das SAP-HANA-Systems im Zellulosekombinat Segezha testweise zum Einsatz kommen.
Unternehmen | 2018 | Internetadresse |
Ilim-Gruppe | 2.103 | http://www.ilimgroup.ru |
Mondi Syktywkarski LPK | 889 | http://www.mondigroup.com |
Segezha-Gruppe | 783 | http://www.segezha-group.com |
Archangelski ZBK (Pulp Mill Holding) | 524 | http://www.appm.ru |
Solikamskbumprom | 222 | http://www.solbum.ru |
Nabereschnotschelninski KBK | 143 | http://www.nkbk.ru |
Objedinjonnyje Bumaschnyje Fabriki | 135 | http://www.ukobf.ru |
Wolga Bumkombinat | 122 | http://www.volga-paper.ru |
Syas Pulp and Paper Mill | 122 | http://www.syas.ru |
Knauf Petroboard | 112 | http://www.knaufpetroboard.ru |
Quellen: Lesnaja industrija (http://www.lesindustry.ru), Recherchen von Germany Trade & Invest
Die Regierung möchte den Altpapiereinsatz steigern. Seit Anfang 2019 sind die regionalen Mülloperatoren dazu verpflichtet, Altpapier aus kommunalen Abfällen zu sortieren und dem Wiederverwertungsprozess zuzuführen. Doch die Sammelinfrastruktur ist gerade erst im Aufbau begriffen.
Das Umweltministerium schlägt vor, die verpflichtenden Recyclingquoten von Verpackungen auf 100 Prozent zu erhöhen. Bei Wellkarton beträgt sie derzeit 35 Prozent und bei Verpackungen aus Karton und Papier 15 Prozent. Erfolgt keine sachgerechte Entsorgung, müssen die Hersteller eine Umweltabgabe entrichten.
Kritiker monieren, dass die Erhöhung der Quoten nur darauf abziele, die Einnahmen durch die Umweltabgabe von etwa 30,5 Millionen Euro im Jahr 2018 auf etwa 1,9 Milliarden Euro pro Jahr zu steigern. Alleine von Papiererzeugnissen und Pappe erwartet das Ministerium zusätzliche Einnahmen von bis zu 305 Millionen Euro. Bis Mitte 2020 ist eine Entscheidung über die Anhebung der Quoten zu erwarten.
Bezeichnung | Internetadresse |
Föderale Agentur für die Holzwirtschaft | http://www.rosleshoz.gov.ru |
Verband der Zellstoff- und Papierindustrie | http://www.bumprom.ru |
Liga der Altpapierverarbeitung | http://www.liga-pm.ru |
Gemeinschaft der Papiergroßhändler | http://www.sbo-paper.ru |
Nationaler Verband der Verpackungshersteller | http://www.ncpack.ru |
Portal für die Holz-, Zellstoff- und Papierindustrie | http://www.lesprominform.ru |
Portal für die Holz-, Zellstoff- und Papierindustrie | http://www.lesonline.ru |
Portal für Verpackungen | http://www.unipack.ru |
Portal für Verpackungsmaterialien und -maschinen | http://www.upakovano.ru |
Fachzeitschrift für den Verpackungsmarkt | http://www.pakkograff.ru, |
Fachzeitschrift für den Verpackungsmarkt | http://www.magpack.ru |
Weitere Informationen zu Wirtschaftslage, Branchen, Geschäftspraxis, Recht, Zoll und Ausschreibungen in Russland sind unter http://www.gtai.de/russland erhältlich.