Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branche kompakt | Russland | Nahrungsmittel

Selbstversorgung mit Lebensmitteln klappt immer besser

Russland ist ein attraktiver Absatzmarkt für Nahrungsmittel. Die Inlandsproduktion legte auch während der Coronakrise zu. Fleisch- und Milcherzeuger investieren in neue Anlagen.

Von Gerit Schulze | Moskau

  • Markttrends

    In Russland werden jedes Jahr Nahrungsmittel und Getränke für rund 200 Milliarden Euro verkauft. Auch in Krisenzeiten wächst der Markt stabil. 

    Lebensmittel sind krisenrobuste Produkte. Während der Coronapandemie stieg ihr Anteil am Einzelhandelsumsatz in Russland um einen Prozentpunkt auf 49 Prozent. Auf Rubelbasis legten die Verkäufe seit 2012 um die Hälfte zu.

    Bild vergrößern

    Der Absatz wichtiger Grundnahrungsmittel entwickelte sich Rosstat zufolge auch 2020 positiv: Bei Gemüse wurde mit 3,6 Millionen Tonnen ein Zuwachs von 19 Prozent erzielt, bei Milch mit 17,2 Millionen Tonnen ein Plus von 6 Prozent und bei Fleisch mit 12,2 Millionen Tonnen (Lebendgewicht) eine Steigerung von 5 Prozent.

    Ein Teil des Marktwachstums ist auf die Inflation zurückzuführen. Laut Steuerdatendienst OFD lagen die Preise für Roggenbrot im Januar 2021 rund 12 Prozent über dem Vorjahreswert, für Weizenmehl 25 Prozent, für Sonnenblumenöl 47 Prozent und für Zucker 68 Prozent. Die Regierung versucht daher, die Preise für Grundnahrungsmittel zu regulieren. Bei Zucker und Sonnenblumenöl mussten sich Hersteller und Händler Ende 2020 zu Maximalpreisen für die Endverbraucher verpflichten, was zu Engpässen bei der Versorgung führte. 

    Ein Drittel der Haushaltsausgaben für Lebensmittel

    Nach Angaben der russischen Statistikbehörde geben die Haushalte durchschnittlich 35 Prozent ihres Einkommens für Essen und Trinken aus. Pro Kopf und Monat sind das rund 90 Euro für die wichtigsten Grundnahrungsmittel. Der Verbrauch von Milchprodukten und Fleisch liegt noch deutlich unter westeuropäischen Werten.

    Pro-Kopf-Ausgaben russischer Haushalte für Lebensmittel (pro Monat, 2019)

    Produktgruppe

    Ausgaben in Rubel

    Ausgaben in Euro *)

    Fleisch- und Fleischprodukte

    1.938

    26,75

    Milch- und Milchprodukte

    1.088

    15,02

    Brot und Brotwaren

    972

    13,42

    Gemüse (einschließlich Melonen)

    699

    9,65

    Obst und Beeren

    617

    8,52

    Fisch- und Fischprodukte

    480

    6,62

    Zucker und Süßwaren

    400

    5,52

    Kartoffeln

    127

    1,75

    Eier

    117

    1,61

    Pflanzliche und andere Öle

    92

    1,27

    *) Umgerechnet zum Jahreswechselkurs der EZB für 2019: 1 Euro = 72,4553 RubelQuelle: Rosstat

    Ein starkes Wachstumssegment ist der Onlinehandel mit Lebensmitteln. Laut Branchendienst InfoLine erreichte der Umsatz 2020 rund 1,7 Milliarden Euro und könnte bis 2023 auf 7 Milliarden Euro wachsen. Der Anteil am Lebensmittelhandel liegt bisher unter einem Prozent.  

    Backwaren: Immer mehr Verbraucher verzichten auf Brot

    Dem Markt für Backwaren fehlen die Impulse. Die Produktion von frischem Brot schrumpft seit zehn Jahren in Folge und lag 2020 mit 5,4 Millionen Tonnen rund ein Fünftel unter dem Niveau von 2010. Das Marktforschungsunternehmen Credinform beziffert den jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch an Brot und Backwaren auf 115 Kilogramm. 

    Vor allem der Trend zu gesünderer Lebensweise lässt den Verbrauch sinken. Bereits jeder achte Russe konsumiert überhaupt kein Brot. Wachstum erzielen können aber spezielle Brotwaren, etwa kalorienarme oder mit zusätzlichen Nährstoffen angereicherte Sorten. 

    Molkereiprodukte: Hohes Wachstum bei Käse und Speiseeis

    Für 2020 ermittelte Rosstat bei der Milchproduktion einen Zuwachs von 3 Prozent auf 32,2 Millionen Tonnen. Für das laufende Jahr erwartet der Branchenverband Sojusmoloko einen weiteren Anstieg um 3,5 Prozent. In den letzten fünf Jahren wurden in Russland 1.200 Rinderfarmen neu gebaut oder modernisiert. Die Milchproduktion konnte so jedes Jahr um bis zu 300.000 Tonnen gesteigert werden, berichtete das Landwirtschaftsministerium. Dabei legten die Exporte überdurchschnittlich zu. Vor allem China kauft immer mehr russische Milch.

    Ein wichtiges Wachstumssegment ist die Käseproduktion, die 2020 um 5 Prozent auf 566.000 Tonnen anstieg. Laut Sojusmoloko verbrauchen die Russen pro Kopf und Jahr 5,5 Kilogramm Käse und damit nur ein Drittel des europäischen Durchschnittswertes.

    Russlands Käsehersteller planen nach Angaben von Streda Consulting in den nächsten drei bis fünf Jahren den Ausbau ihrer Kapazitäten um 150.000 Jahrestonnen.

    Auch bei Joghurt rechnen Experten 2021 mit Wachstum. Der Pro-Kopf-Verbrauch soll wieder auf 5,7 Kilogramm steigen und damit das Vorkrisenniveau erreichen, prognostiziert die Rosselchosbank.

    Erhebliche Engpässe werden 2021 bei Speiseeis erwartet. Grund ist die digitale Pflichtkennzeichnung der Eisverpackungen ab 1. Juni. Mitte Mai 2021 gaben 40 Prozent der russischen Hersteller an, die Anlagen zum Aufbringen der QR-Codes nicht rechtzeitig installieren zu können. Unilever (10 Prozent Marktanteil) hatte deshalb angekündigt, seine Anlagen in Omsk und Tula für zehn Tage anzuhalten. Der russische Markt für Speiseeis hatte 2020 nach Angaben des Branchenverbands ein Volumen von 450.000 Tonnen. Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei 3,1 Kilogramm. Für 2021 wird ein Plus von 1 Prozent erwartet.

    Getränke: Bierausstoß steigt trotz geschlossener Bars

    Die Schließung von Bars und Restaurants im Coronajahr 2020 hatte erhebliche Auswirkungen auf den Getränkemarkt. Entfielen vor der Pandemie noch 11 Prozent des Bierabsatzes auf Hotels und Restaurants, so waren es 2020 nur noch 8 Prozent. Vor allem die kleineren Craft-Brauereien hatten darunter zu leiden.

    Die Bierproduktion stieg Rosstat zufolge 2020 dennoch um 3 Prozent auf 79,5 Millionen Hektoliter. Alkoholfreie Sorten und Biermixgetränke erzielten überdurchschnittliche Zuwachsraten. Mit dem Ende der Beschränkungen im Restaurant- und Tourismusgeschäft sind ab 2021 höhere Absatzvolumina zu erwarten.

    Die geplante Einführung der digitalen Pflichtkennzeichnung für Bier wird nach Einschätzung von Experten zur einer weiteren Konsolidierung führen, weil kleinere Anbieter vom Markt verschwinden.

    Auch für verpacktes Mineralwasser ist eine Kennzeichnung mit QR-Codes vorgesehen. Nach Angaben der russischen Steuerbehörde entfällt ein Drittel der Mineralwasserverkäufe auf den Graumarkt. Diesen Absatzkanal soll die Warenkennzeichnung austrocknen.

    Fleisch: Rekordwert beim Pro-Kopf-Verbrauch

    Das Jahr 2020 brachte für Russlands Fleischmarkt einige Rekordmarken. Mit 11,2 Millionen Tonnen deckte die einheimische Produktion theoretisch den Inlandsbedarf. Das gilt jedoch nicht für alle Fleischarten. Für 2021 prognostiziert das Zentrum für Agroanalytik einen weiteren Anstieg der Produktion auf 11,5 Millionen Tonnen.

    Der Pro-Kopf-Verbrauch erreichte 77 bis 78 Kilogramm, berichtete die Fachzeitschrift Agroinvestor. Laut Landwirtschaftsministerium konnte Russland seine Fleischexporte 2020 um 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern. Insgesamt wurden 500.000 Tonnen ins Ausland geliefert, vor allem nach China, Vietnam und in die Ukraine. 

    Verteilung der russischen Fleischproduktion 2020 (in Millionen Tonnen)

    Fleischart

    Produktion *)

    Geflügelfleisch

    5,0

    Schweinefleisch

    4,1

    Rindfleisch

    1,7

    Lammfleisch

    0,2

    *) SchlachtgewichtQuelle: Zeitschrift Agroinvestor nach Daten der Analyseagentur IMIT

    Beim Fleischkonsum ändern sich die Vorlieben der Verbraucher. Der Verbrauch von Rindfleisch sank 2020 um 2,8 Prozent auf 1,86 Millionen Tonnen, der Geflügelkonsum um 0,2 Prozent auf 5,02 Millionen Tonnen. Dagegen stieg die Nachfrage nach Schweinefleisch laut Nationaler Union der Schweinezüchter um 5,8 Prozent auf 4,15 Millionen Tonnen. Der Verband sieht bei Schweinefleisch bereits erste Anzeichen von Überkapazitäten. Große Hersteller investieren daher eher in die Logistik und in Marketingmaßnahmen statt in neue Produktionsstätten.

    Süßwaren: Steigende Rohstoffpreise dämpfen die Stimmung

    Der russische Süßwarenmarkt schrumpfte 2020 um 4 Prozent auf ein Volumen von 3,5 Millionen Tonnen, schätzt der Branchenverband ASKOND. Besonders kleine Hersteller kämpfen mit hohen Rohstoffpreisen, die sie nicht an die Verbraucher weitergeben können. Experten rechnen deshalb mit einer weiteren Konsolidierung des Marktes.

    Wie in anderen Nahrungsmittelsegmenten verstetigt sich bei Süßwaren der Trend zu gesünderen Produkten, etwa Reiswaffeln oder Vollkornsnacks. Der durchschnittliche Zucker- und Kaloriengehalt von Süßwaren sinkt kontinuierlich. Die Hersteller verwenden mehr natürliche Inhaltsstoffe. Außerdem steigt die Bedeutung von Eigenmarken der Handelsketten.

    Stand: Juni 2021

    Von Gerit Schulze | Moskau

  • Branchenstruktur

    Ausländische Konzerne gehören zu den größten Lebensmittelherstellern in Russland. Sie haben vor allem in die Produktion von Getränken, Milcherzeugnissen und Süßwaren investiert.

    Industriezweig mit hoher Wertschöpfung

    Die Nahrungsmittelindustrie gehört zu den wichtigsten Zweigen des verarbeitenden Gewerbes in Russland. Bei der Wertschöpfung hatte sie 2020 sogar die Erdölverarbeitung hinter sich gelassen und verzeichnete nach der Metallurgiebranche den zweitbesten Wert der verarbeitenden Industrie.

    In den letzten Jahren zeigte die Lebensmittelsparte ein überdurchschnittlich hohes Wachstum. Auch im Coronajahr 2020 stieg die Nahrungsmittelproduktion um 3,5 Prozent und die Getränkeproduktion um 1,1 Prozent. Zweistellige Zuwachsraten verzeichnete die Produktion von Fleisch, Gemüse, Tee und Haustiernahrung.

    Produktion ausgewählter Nahrungs- und Genussmittel in Russland

    Warengruppe

    Produktion 2020 in 1.000 Tonnen *)

    Veränderung 2020/19 in Prozent

    Milch (ohne Rohmilch)

    5.417

    1,5

    Käse

    566

    4,8

    Fleisch (ohne Geflügel)

    3.046

    11,0

    Wurstwaren

    2.361

    3,5

    Geflügelfleisch

    4.768

    -1,5

    Fleischkonserven (in Millionen Verpackungseinheiten)

    529,0

    6,5

    Fischkonserven (in Millionen Verpackungseinheiten)

    602

    -5,5

    Fischpräserven (in Millionen Verpackungseinheiten)

    251

    2,8

    Gemüse (ohne Kartoffeln) und Pilze, konserviert

    1.455

    12,9

    Pflanzenöl, unraffiniert

    7.310

    8,0

    Backwaren mit kurzer Haltbarkeit

    5.395

    -3,9

    Süßwaren und Chokolade

    1.789

    -4,3

    Nudelwaren

    1.478

    3,0

    Zucker (in Millionen Tonnen)

    6

    -16,9

    Zigaretten (in Milliarden Stück)

    231

    1,0

    Frucht- und Gemüsesäfte (in Millionen Verpackungseinheiten)

    1.127

    0,6

    Mineral- und Trinkwasser (in Millionen Halbliter)

    9.019

    -0,2

    Bier (in Millionen Dekaliter)

    795

    3,3

    *) sofern nicht anders angegebenQuelle: Rosstat

    Die Nahrungsmittelbranche ist für die Regierung strategisch wichtig. Ende 2019 verabschiedete Präsident Wladimir Putin eine neue Lebensmitteldoktrin, die eine weitere Steigerung der Selbstversorgungsquote bei Grundnahrungsmitteln vorsieht.

    Exporte sollen deutlich zulegen

    Zugleich will sich Russland als wichtige Exportnation für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel etablieren. Bereits 2019 wurden landwirtschaftliche Produkte und Nahrungsmittel für 25 Milliarden US-Dollar (US$) in mehr als 50 Länder verkauft. Das Volumen soll bis 2024 auf 45 Milliarden US$ steigen. Russland ist bislang vor allem beim Export von Weizen, Zucker und Pflanzenöl erfolgreich.

    Russland importiert dennoch weiterhin große Mengen an Lebensmitteln. Das Einfuhrvolumen lag 2019 bei 22 Milliarden US$. Deutschland war mit einem Wert von fast 900 Millionen US$ das fünftwichtigste Lieferland hinter Belarus, China, Ecuador und der Türkei. Dabei bezieht Russland vor allem Kaffee und Tee, Säfte, Bier, Süßwaren und Lebensmittelzubereitungen, aber auch Essig, Senf, Ketchup und Suppenwürfel von deutschen Herstellern.

    Westliche Konzerne mit starker Marktposition

    Bei der Inlandsproduktion haben ausländische Lebensmittel- und Getränkekonzerne eine starke Marktposition. Zu den großen Akteuren gehören Nestlé, Danone, Parmalat, Coca-Cola, PepsiCo sowie deutsche Hersteller wie Ehrmann, Hochland, die Ekosem-Agrar AG oder Deutsches Milchkontor. Symrise produziert bei Moskau Aromastoffe für die russische Lebensmittelindustrie.

    Ende Mai 2021 wurde bekannt, dass der niederländische Joghurthersteller FrieslandCampina den russischen Markt verlässt und seine Produktionskapazitäten in Stupino von Ehrmann übernommen werden.

    Wichtige Hersteller von Nahrungsmitteln und Getränken in Russland (Umsatz in Millionen Euro; Veränderung in Prozent)

    Unternehmen

    Umsatz 2019 1)

    Veränderung 2019/2018 2)

    Pepsico Russia

    2.915,2

    2,3

    Nestlé

    2.029,6

    10,5

    Mars

    1.921,6

    25,1

    GK Efko

    1.683,7

    7,0

    Tscherkisowo

    1.657,6

    17,0

    Cargill

    1.212,3

    -0,6

    Unilever Rus

    1.084,2

    6,3

    Baltika Brauerei

    1.044,0

    -3,3

    Coca-Cola HBC Eurasia

    970,3

    3,8

    Objedinjonnyje konditery

    935,7

    -0,1

    1) ohne MwSt., umgerechnet zum durchschnittlichen Wechselkurs der EZB für 2019: 1 Euro = 72,46 Rubel; 2) auf RubelbasisQuelle: Expert 400 (Ausgabe 2020)

    Zahlreiche Investitionsvorhaben

    In vielen Lebensmittelsparten gehen die Investitionen in neue Kapazitäten weiter.

    Backwaren

    Eine neue moderne Großbäckerei entsteht in Jaroslawl. Das Unternehmen Stojlenskaja Niwa will dort über 11 Millionen Euro investieren, um die Produktionskapazitäten von 100 auf 250 Tonnen pro Tag zu erhöhen. Die Ausrüstungen dafür sollen importiert werden, berichtete das Portal Bakery.news.

    Milchverarbeitung

    Die vietnamesische TH Group will bis 2025 rund 2,7 Milliarden US$ in Russland investieren und in mehreren Regionen Milchbetriebe mit einer Gesamtkapazität von 1,8 Millionen Tonnen pro Jahr errichten. Die Vorhaben verzögern sich nach Angaben des Unternehmens jedoch, weil die russischen Zulieferer ihre Preise stark erhöht haben.

    Einer der größten Agrarkonzerne Russlands, Agrokompleks im. Tkatschewa, will seine Milchproduktion in den kommenden fünf Jahren um 30 Prozent auf 400.000 Jahrestonnen ausweiten.

    Das udmurtische Unternehmen DMS Wostok errichtet im Gebiet Kaliningrad eine Molkerei für über 30 Millionen Euro. Dort sollen jährlich 5.400 Tonnen Butter sowie 22.500 Tonnen Voll- und Trockenmilch produziert werden.

    Die AgriWolga-Holding will ab 2022 im Gebiet Jaroslawl Bioziegenmilch produzieren. Die Zuchttiere hat das Unternehmen in Österreich eingekauft.

    Die deutsche DMK Group baut zurzeit auf der Basis des Bobrowski syrodelny sawod im Gebiet Woronesch eine zweite Käsefabrik, in der täglich 450 Tonnen Milch verarbeitet werden können. Die Anlage soll bis Ende 2021 in Betrieb gehen.

    Das Unternehmen Agrosila-Moloko plant eine neue Produktion von Salz- und Halbhartkäse in Tatarstan. Das 14 Millionen Euro schwere Projekt soll bis 2024 realisiert werden.

    Getränke

    Ein neues Werk für Säfte, Honigwein und Cider will das Unternehmen Medved in Gorelowo bei Sankt Petersburg errichten.

    Fleisch

    Besonders hohe Wachstumsraten erzielt die Produktion von Putenfleisch. Zwischen 2009 und 2019 ist der Jahresausstoß jeweils um 25 Prozent gestiegen, berichtete die Tageszeitung Kommersant. Laut Agrifood Strategies erreichte die Produktion 2020 einen Wert von 330.000 Tonnen. Für 2021 werden 400.000 Tonnen prognostiziert.

    Weitere Wachstumssegmente sind Entenfleisch und Lammfleisch. Fleischkonzern Miratorg will seine Lammfleischproduktion im Gebiet Kursk bis 2023 auf 70.000 Tonnen mehr als verdoppeln.

    Süßwaren

    Die ukrainische Konti-Gruppe übernimmt den insolventen Süßwarenhersteller Krasnaja Sarja in Iwanowo und wird mehrere Millionen Euro in die Wiederaufnahme der Produktion von Bonbons, Toffees, Waffeln und Schokoladentafeln investieren.

    Im Sonderentwicklungsgebiet Newinnomyssk in der Region Stawropol plant das Unternehmen Konditerskaja Fabrika Stawropolje den Bau einer neuen Süßwarenfabrik für Gebäck und Biskuit mit einer Jahreskapazität von 9.600 Tonnen. Die Investitionssumme beträgt nach Angaben der Stadtverwaltung rund 3 Millionen Euro.

    Von Gerit Schulze | Moskau

  • Rahmenbedingungen

    Die Einfuhr von Lebensmitteln nach Russland ist streng reglementiert. Dabei werden die Vorschriften im Rahmen der Eurasischen Wirtschaftsunion zunehmend harmonisiert. 

    Das technische Reglement über die Sicherheit von Lebensmitteln definiert die Anforderungen an Produktion, Rohstoffe und die Konformitätsbewertung von Lebensmitteln. Viele Produkte benötigen eine veterinäre bzw. phytosanitäre Kontrolle durch die Agraraufsichtsbehörde Rosselchosnadzor.

    Im Rahmen der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU), deren Mitglied Russland ist, werden immer mehr Vorschriften der Teilnehmerländer zur Lebensmitteleinfuhr harmonisiert. Aktuelle Informationen bietet das Webportal EAWU.news, das gemeinsam von GTAI und AHK Russland betrieben wird. 

    Digitale Kennzeichnung für immer mehr Produktgruppen

    Die Harmonisierung betrifft künftig auch die Pflichtkennzeichnung von Lebensmittelverpackungen. Russlands Regierung plant, die jeweils nationalen Markierungssysteme in allen EAWU-Ländern anzuerkennen. 

    Für Käse und Speiseeis gilt in Russland ab 1. Juni 2021 eine digitale Pflichtkennzeichnung. Ab 1. September 2021 müssen alle weiteren Milchprodukte mit einer Haltbarkeit von mehr als 40 Tagen einen QR-Code aufweisen, ab 1. Dezember 2021 auch Milchprodukte mit einer Haltbarkeit von bis zu 40 Tagen.

    Eine Kennzeichnungspflicht ist auch für Bier geplant. Bis 31. August 2022 läuft hierzu ein Pilotprojekt. Ebenso sind QR-Codes für verpacktes Mineralwasser vorgesehen: ab 1. Dezember 2021 für mineralisiertes Wasser, ab 1. März 2022 für alle abgepackten Wassersorten.

    Trend zu umweltfreundlichen Verpackungen

    Außerdem steigt der Druck auf die Hersteller, umweltfreundlichere Verpackungen zu benutzen. Die Regierung bereitet eine Liste mit Verpackungsarten vor, die nur schwer zu recyceln sind, und könnte in einem ersten Schritt unter anderem Einweggeschirr aus Plastik verbieten.

    Lebensmittelproduzenten müssen damit rechnen, dass sie künftig durch die erweiterte Herstellerverantwortung stärker für die Wiederverwendung ihrer Verpackungen haften müssen. Geplant ist, Verpackungen ab 2022 zu 100 Prozent zu verwerten. Unternehmen, die diese Quote nicht erreichen, müssen eine Umweltabgabe zahlen.

    Einfuhr von Palmöl wird stärker reguliert

    Die Staatsduma und die Regierung planen weitere Beschränkungen für die Nutzung von Palmöl bei der Lebensmittelherstellung. Russland hatte zum 1. Oktober 2019 bereits das Mehrwertsteuerprivileg für Palmöl abgeschafft, das nun mit dem Regelsatz von 20 Prozent besteuert wird. Auf die Importe, die 2020 rund 1 Million Tonnen betrugen, hatte das kaum Auswirkungen.

    Zum 1. Januar 2020 ist das neue Gesetz über Biolebensmittel in Kraft getreten. Hersteller benötigen nun eine Zertifizierung bei staatlich akkreditierten Stellen, um Biolebensmittel als ökologisch bezeichnen zu dürfen.

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Gerit Schulze | Moskau

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    AHK Moskau

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministerium für Landwirtschaft

    Zuständig für Agrarwirtschaft und Lebensmittelproduktion

    Rosselchosnadzor

    Aufsichtsbehörde für den Agrarsektor, zuständig für Veterinär- und phytosanitäre Kontrollen

    RusProdSoyuz

    Verband der Lebensmittelhersteller und -lieferanten

    Rossiiskaja Gildija pekarej i konditerow

    Gilde der Bäcker und Konditoren

    ASCOND

    Süßwarenverband

    AKORT

    Einzelhandelsverband

    Foodmarkets

    Branchenportal für Nahrungsmittel

    World Food Moscow

    Messe für Nahrungsmittel und Getränke, 21. bis 24. September 2021, Crocus Expo, Moskau

    Ingredients Russia

    Messe für Inhaltsstoffe, 24. bis 26. August 2021, Technopark Skolkowo, Moskau

    ProdExpo

    Nahrungsmittelmesse, 7. bis 11. Februar 2022, Expocenter, Moskau

    Von Gerit Schulze | Moskau

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.