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Deutsche Wettbewerbsposition | Russland

China gewinnt immer mehr Marktanteile

Deutsche Maschinen und Autos konkurrieren in Russland zunehmend mit asiatischen Produkten. Der schwache Rubel und Moskaus Konflikte mit dem Westen beschleunigen diesen Trend.

Von Gerit Schulze | Moskau

Russland ist aufgrund seiner Größe und seines Rohstoffreichtums ein wichtiger Handelspartner. Der Modernisierungsbedarf der Industrie bei gleichzeitig guter Finanzausstattung russischer Konzerne bietet viel Geschäftspotenzial. Stabiles Wachstum verzeichnet die Agrarwirtschaft, die einen hohen Bedarf an moderner Landtechnik hat. Zugleich ist das Land der größte Verbrauchermarkt in Europa mit einer sehr konsumfreudigen Bevölkerung.

Als Produktionsstandort punktet Russland mit gut ausgebildeten Fachkräften bei vergleichsweise niedrigen Löhnen, mit günstigen Energiekosten und verfügbaren Gewerbeflächen.

Überschattet wird das Geschäftsklima jedoch seit 2014 von den zunehmenden Spannungen mit dem Westen, den steigenden Lokalisierungsanforderungen auf russischer Seite und der schwachen Konjunkturentwicklung im Land.

Russland auf einen Blick

Russland importierte 2020 laut UN Comtrade Waren im Wert von 231,7 Milliarden US-Dollar (US$), davon stammten 10,1 Prozent aus Deutschland. Destatis zufolge lag das Land auf Rang 15 der wichtigsten deutschen Absatzmärkte.

Russland exportierte 2020 Waren im Wert von 337,1 Milliarden US$. Davon gingen 5,5 Prozent nach Deutschland - Rang 14 der wichtigsten deutschen Bezugsmärkte.

In Russland waren Ende 2021 laut Föderalem Steuerdienst 3.651 deutsche Unternehmen tätig, die Hälfte davon in Moskau. Die Zahl ist seit dem Höchststand von 2011 (6.301) infolge des verschlechterten Geschäftsklimas stark gesunken.

Ein Viertel der Importe stammt aus dem Reich der Mitte

Russland hat sein Importvolumen in den vergangenen zwei Jahrzehnten nahezu versiebenfacht. Besonders Ausrüstungs- und Konsumgüter, Fahrzeuge und chemische Produkte trugen dazu bei. Von dieser Entwicklung konnte Deutschland profitieren, aber nicht in gleichem Maße wie China. Die Volksrepublik steigert als einziger wichtiger Handelspartner kontinuierlich ihren Anteil an den Einfuhren Russlands. Inzwischen entfällt fast ein Viertel des russischen Importvolumens auf das Reich der Mitte. Europäische Lieferanten leiden unter den Sanktionen und dem schwachen Rubel.

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Deutsche Maschinen und Autos sind besonders gefragt

Russland gehört zu den zehn wichtigsten Absatzmärkten des deutschen Maschinenbaus. Besonders Landmaschinen, Förder- und Antriebstechnik, Bau-, Verpackungs- und Kunststoffmaschinen sind gefragt. Über ein Viertel des deutschen Exportwertes nach Russland entfällt auf Ausrüstungsgüter. Dahinter rangieren Autos und Komponenten für die Fahrzeugindustrie. Deutsche Premiumwagen verzeichnen auch in Krisenzeiten Absatzzuwächse im Land. Bei Arzneimitteln drängt die russische Regierung ausländische Lieferanten zunehmend zu lokaler Produktion. Das gilt auch für andere wichtige Warengruppen wie Kfz-Teile oder Elektrotechnik.

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Chinesische Maschinenbauer haben Deutschlands Spitzenposition als wichtigster Maschinenlieferant Russlands inzwischen verdrängt. Ihnen helfen vor allem günstige Preise und die EU-Sanktionen, die Lieferungen der Konkurrenz in sensible Wirtschaftszweige erschweren. Als größter europäischer Wettbewerber des deutschen Maschinenbaus konnte Italien seine Position in den letzten zwei Jahrzehnten stabil halten. Bei den russischen Autoimporten holt China ebenfalls auf, liegt beim Lieferwert aber noch hinter Japan und Deutschland. 

Hauptlieferanten wichtiger Produkte nach Russland (Anteil in Prozent) 1)

Rang

Produkt

2000

2010

2020

Maschinen 2)

1

China

0,8

28,4

22,0

2

Deutschland

25,2

21,1

17,1

3

Italien

9,2

9,8

9,1

Kfz und Kfz-Teile 3)

1

Japan

9,4

24,1

15,5

2

Deutschland

28,3

17,7

15,4

3

China

2,8

4,4

11,7

Arzneimittel 4)

1

Deutschland

11,5

18,0

19,4

2

USA

8,0

5,3

10,1

3

Schweiz

0,9

7,9

7,2

1) Anteile der größten Liefernationen bei den für Deutschland bedeutendsten Exportprodukten nach Russland; 2) SITC-Gruppen 71 bis 74; 3) SITC-Gruppe 78; 4) SITC-Gruppe 54Quelle: UN Comtrade

Starke Position bei Energieträgern

Russland ist für die deutsche Industrie ein wichtiger Beschaffungsmarkt. Das gilt besonders für Energieträger. Bei Erdgas bezieht die Bundesrepublik etwas mehr als die Hälfte von Gazprom. Außerdem kommen 45 Prozent des Steinkohlebedarfs und etwa ein Drittel der Erdölimporte aus Russland. Darüber hinaus ist das größte Land der Erde ein bedeutender Lieferant für Metalle, Holz, Papier und anorganische Chemikalien. Moskau plant, die Exporte außerhalb des Rohstoffsektors zu erhöhen und Produkte mit höherer Wertschöpfung ins Ausland zu liefern. Erste Erfolge zeigen sich bereits bei Lebensmitteln und Software, aber auch bei Transportmitteln, Kunststoffen und Medikamenten. Großes Potenzial sieht Russland bei der Produktion und dem Export von Wasserstoff.

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