Wirtschaftsumfeld | Russland | Gegensanktionen, Finanzsanktionen
Russland droht ausländischen Investoren mit Enteignung
Moskau reagiert ungehalten auf die UN-Resolution zur Konfiszierung russischer Aktiva zum Wiederaufbau der Ukraine. Der Kreml droht ausländischen Investoren damit, sie zu enteignen.
21.11.2022
Von Hans-Jürgen Wittmann | Berlin
Russland erwägt, die Aktiva von Investoren aus Ländern, die Sanktionen gegen das Land verhängen, einzuziehen, wenn deren Regierungen russische Vermögenswerte im Ausland beschlagnahmen sollten. Einen solchen Schritt brachte der stellvertretende Vorsitzende des Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, als Reaktion auf eine Resolution der UN-Vollversammlung am 14. November 2022 zur Beschlagnahmung russischer Aktiva für die Finanzierung des Wiederaufbaus der Ukraine ins Spiel.
Das Eigentum ausländischer Investoren in Russland reiche gerade aus, um die Verluste aus der möglichen Beschlagnahmung russischer Vermögenswerte im Ausland auszugleichen, erklärte der Ex-Präsident. Gleich zu Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine erließen die Europäische Union und die USA Finanzsanktionen gegen Russland. Sie untersagten alle Transaktionen zur Verwaltung von Reserven und Vermögenswerten der russischen Zentralbank und froren deren Finanzmittel in Euro und US-Dollar ein. Die russische Zentralbank kann dadurch auf die Hälfte ihrer damaligen Devisenreserven im Wert von rund 600 Milliarden US-Dollar nicht mehr zugreifen.
Ausländische Investoren ziehen bereits seit Kriegsbeginn Mittel aus dem größten Flächenland ab. In den ersten drei Quartalen 2022 flossen rund 4,7 Milliarden Euro an deutschen Direktinvestitionen aus Russland ab, meldet die Bundesbank. Weitere Desinvestitionen von Unternehmen, die ihren Rückzug aus Russland angekündigt haben, werden in den kommenden Monaten folgen.