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Branchen | Sambia | Nahrungsmittel- , Verpackungsmaschinen

Sambias Nahrungsmittelverarbeitung mit neuen Chancen

Das Geschäftsklima bessert sich. Die Folge: Gut mit Kapital und Know-how ausgestattete Investoren aus dem In- und Ausland stehen in den Startlöchern. 

Von Fausi Najjar | Johannesburg

Sambia hat im August 2021 Präsident Hakainde Hichilema und seine als sozialliberal geltende Partei UPND an die Regierungsmacht gewählt. Nach einer Politik, die von Überschuldung und Vetternwirtschaft geprägt war, will die neue Regierung populistischen und unberechenbaren Entscheidungen ein Ende setzen und die Korruption bekämpfen. Auf der Basis einer stabilen Finanzgrundlage und einer besseren Zahlungsmoral sowie mit mehr Transparenz soll das Vertrauen von Investoren wiederhergestellt werden.

Farm Blocks im Fokus

Bislang hat die Regierung Hichilema - so Kritiker - keinen umfassenden Wirtschaftsplan vorgelegt. Dennoch zeichnen sich Maßnahmen vor allem im Agrarsektor ab. Dem Bereich wird eine strategische Rolle zugewiesen, um die große Abhängigkeit der Wirtschaft von den Kupferexporten zu mindern. Das Ziel ist, Farm Blocks zu stärken und die Rahmenbedingungen für Investitionen in diesem Bereich zu verbessern. Um einen kommerziellen Agrarsektor unter Beteiligung mittlerer Agrarbetriebe (emerging farmers) zu fördern, hat Sambia bereits 2002 in allen zehn Provinzen derartige Agrarzonen für den Feldbau sowie die Vieh- und Fischzucht ausgewiesen.

Private Equity- und andere Investoren sind zwar auf diesem Gebiet aktiv, allerdings sind die Investitionen in die Farm Blocks weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Grund hierfür sind zum einen Schwächen bei den Eigentumsrechten, die es für kleinere und mittlere Unternehmen schwer machen, Kredite zu erhalten. Des Weiteren sind die Gebiete teils nur ungenügend verkehrstechnisch erschlossen, da es zu wenig Anreize für private Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur gibt.

Zu Förderung von mehr als einer Million Kleinbauern hat die Regierung im Oktober 2021 versprochen, ab dem Agrarjahr 2022/23 ein neues Farmer Input Support Programme (FISP) aufzulegen. Damit will sie gezieltere und effizientere Hilfe leisten.

Wachsende Bevölkerung sorgt für Nachfrageschub

Ein hohes Bevölkerungswachstum und eine schnelle Urbanisierung in Sambia und den Nachbarländern schieben die Nachfrage nach Nahrungsmitteln an. Auch für den globalen Export gibt es die Möglichkeit, eine urbane Mittelschicht mit Nischenprodukten aus Sambia zu bedienen. Aus der Nahrungsmittelbranche heißt es, dass die Unternehmen stärker auf inländische Agrarprodukte zurückgreifen wollen. Die Coronapandemie, steigende Weltmarktpreise und Lieferengpässe sind der Grund.

In der Nahrungsmittelverarbeitung dominieren gut vernetzte sambische und internationale Agrarunternehmen den Markt. Sie haben die bessere Kapitalausstattung, das Know-how und moderne Ausrüstung. Die Maschinen der lokalen Verarbeiter sind in der Regel überaltert.

Hohe Importquote bei Lebensmitteln

Insgesamt können die Unternehmen den heimischen Bedarf nicht decken. Kleinere Einzelhändler (oftmals aus China) und die großen Supermarktketten (vor allem aus Südafrika) verkaufen zum großen Teil importierte Ware. Für die Nutzung heimischer Agrarprodukte sind die Kosten mitunter zu hoch oder entsprechende Ware fehlt in einer Landwirtschaft, die vor allem auf den Maisanbau ausgerichtet ist, ganz.

Sektoren der Nahrungsmittelverarbeitung: 

  • Mais: Die Maisverarbeitung umfasst Müllereien, Brauereien und die Futtermittelherstellung. Vor allem kleine Bauern bauen Mais an. Auf die kommerziellen Farmen entfallen rund 20 Prozent des Anbaus. Bei der Vermahlung dominieren große Müllereien wie National Milling und Antelope Milling mit etwas mehr als 40 Prozent des Marktanteils. Den Rest verarbeiten oftmals rein lokale Mühlbetriebe, die den informellen Sektor bedienen. 
  • Sojabohnen: Angesichts wachsender Vieh- und Geflügelbestände wird Soja zur Futterverwendung zunehmend wichtiger. Auch die Fischzucht ist auf Futtermittel, wie verarbeitete Sojabohnen, angewiesen. Der Anteil von Kleinbetrieben steigt kontinuierlich. Bei den Speiseölen dominieren weiterhin Importe aus Ostafrika und Ostasien.
  • Fischzucht: Sambia kann den wachsenden Fischbedarf nur zu einem Drittel decken. Dabei gibt es große Frischwasserreserven, die eine Fischzucht ermöglichen. Investitionen werden auch für die Fischverarbeitung, die Kühlkettenlogistik und die Herstellung von Fischfutter benötigt.
  • Milchwirtschaft: Bei niedrigem Pro-Kopf-Milchverbrauch muss Sambia Milchpulver und -produkte zu großen Teilen importieren. Dass Milch von kommerziellen Molkereien eingesammelt wird, ist kaum gegeben. Fehlende Kühlketten führen zu hohen Mengenverlusten. Der Aufbau einer Milchwirtschaft dürfte aufwändig, aber lukrativ sein. 

In Sambia tätige Agrarunternehmen (Auswahl):

  • Amatheon Agri: Das deutsche Unternehmen produziert, verarbeitet und vertreibt in Sambia und Uganda für den heimischen und regionalen Markt Mais, Soja, Weizen und Hirse; für die internationalen Märkte sind es Quinoa, Moringablätter und -pulver, Chiasamen sowie Chili und Paprika. Mit der Tochter Real Meat Africa (RMA) ist Amatheon Agri zweitgrößter Fleischverarbeiter in Sambia.
  • Capital Fisheries: Fischzucht, Schlachtereien und Kühlkettenlogistik.
  • FirstWave Group: Fischzucht, Verarbeitung und Vertrieb sowie Fischfutterherstellung.
  • Java Foods: Nudeln und Instantsuppen. Exportiert auch nach Simbabwe und Malawi. Rein sambische Beschaffung.
  • Mobe Sugar: Zuckeranbau und -verarbeitung.
  • National Milling Corporation: Gehört zum multinationalen Agrarkonzern Seabord Corporation. Produziert, vermahlt, verarbeitet beziehungsweise vertreibt unter anderem Weizen, Mais, Futter und Ölsaat.
  • Tiger Chicks: Tochter des südafrikanischen Astral Foods Konzerns. Geflügelwirtschaft.
  • Zambeef: Größtes Nahrungsmittelunternehmen in Sambia: Rinderzucht, Geflügel, Schweinezucht mit Schlachtereien und Weiterverarbeitung, Milchprodukte, eigene Filialen für den Fleischverkauf. Töchter: Novatek (Futtermittel) und Zamhatch (Geflügel).
  • Zambian Breweries: Gehört zum Bierkonzern Anheuser-Busch InBev. Das Unternehmen braut beziehungsweise vertreibt Biere der Marken Mosi Lager, Castle, Carling Black Label, Eagle, Stella Artois und Budweiser.



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