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Branchen | Saudi-Arabien | Chemie

Hohe Investitionen in Downstream-Industrien

Neben der Öl-und Gasförderung bleiben in Saudi-Arabien die Petrochemie und der Raffineriesektor die wichtigsten Industriebranchen. Hier werden die Kapazitäten kräftig ausgebaut.

Von Robert Espey | Dubai

Nach Angaben der Gulf Petrochemicals & Chemicals Association (GPCA) haben sich in Saudi-Arabien die Produktionskapazitäten der petrochemischen Industrie (ohne Raffinerien) zwischen 2008 und 2020 von 57 Millionen auf 121 Millionen Tonnen/Jahr mehr als verdoppelt. Das Königreich hatte 2020 einen Anteil an den Petrochemiekapazitäten der GCC-Länder (Gulf Cooperation Council) von über 69 Prozent.

Trotz der mittlerweile erreichten Produktvielfalt dominiert noch die Erzeugung chemischer Erzeugnissen mit relativ geringer Wertschöpfung. Auf chemische Grundstoffe, Zwischenprodukte, Massenkunststoffe (Polyethylen, Polypropylen, Polyvinylchlorid etc.) und Düngemittel entfallen etwa 80 Prozent der Produktionskapazitäten. Ein weiterer Ausbau der Herstellung hochwertiger Chemikalien gehört zu den Haupt-Entwicklungszielen.

Amiral-Chemieprojekt im Präqualifizierungsverfahren

Die Datenbank MEED Projects listet geplante und bereits im Bau befindliche Chemievorhaben im Wert von etwa 24 Milliarden US-Dollar. Es kommen Projekte für rund 28 Milliarden US$ hinzu, die derzeit auf Eis liegen, aber wieder reaktiviert werden könnten.

Saudi-Arabien: Ausgewählte Chemieprojekte in der Planungsphase

Projekt

Investitionssumme (in Mio. US$)

Projektstatus *)

Projektbetreiber

Amiral Complex

9.000

PQ

Satorp

Petrochemical & Chemical Fiber Integrated Project: Phase 2 and 3

2.000

ST

Pan-Asia Saudi 

Helios Green Fuels Project: Ammonia Plant

1000

ST

Acwa Power/NEOM/Air Products

New Polyisobutylene Plant in Jubail

800

ST

Saudi Aramco/Total

Waad Al Shamal Phosphate City: Sulphuric Acid Plant (DAP 3)

550

FEED

Maaden/Mosaic/Sabic 

PK Cluster Petrochemical Plant in Jubail

500

AP

Sabic

Caustic Soda Plant Project

500

FEED

Petrokemya/Sabic

NEOM City Development Program: Industrial City: Southern Cluster

500

A

NEOM 

Green Hydrogen and Ammonia Plant

500

ST

Modern Industrial Investment Holding Group, Intercontinental Energy

Debottlenecking of Ethylene & Propylene Plant

500

ST

Eastern Petrochemical Company (Sharq)/Sabic

Kerosene Production Facility

166

ST

KeroTech Industries

Nexlene Project in Jubail

150

AP

Petrokemya/Sabic

Hydrogen Gas Production Plant

150

ST

SWCC/Cummins

Polyacrylic Acid and Emulsion Polymers Plant

100

FEED

Al-Hejailan/Dow Chemical

Dimethyl Di Sulfide Plant

100

ST

Chemanol

*) PQ = Präqualifizierung; ST = Studie; FEED = Front End Engineering Design, A = Ausschreibung; AP = AngebotsprüfungQuelle: MEED Projects, Recherchen von Germany Trade & Invest

Zu den wichtigsten Chemieprojekten gehört die von der Saudi Aramco Total Refining & Petrochemical Company (Satorp) geplante Errichtung des Amiral Komplexes in Jubail für 9 Milliarden US$. Als Teil der Anlage soll für 5 Milliarden US$ ein Werk zur Herstellung von Ethylen und Propylen entstehen. Ferner sind Anlagen zur Produktion von Acrylonitrile (Investition: 800 Millionen US$), Linear Alpha Olefin (600 Millionen US$) und Poly Alpha Olefin (600 Millionen US$) vorgesehen, hier will INEOS kooperieren.

Die FEED-Aufträge für die Amiral-Projekte sind an WorleyParsons und Technip vergeben worden. Im Frühjahr 2021 wurden interessierte Firmen aufgefordert, an einem Präqualifizierungsverfahren teilzunehmen. Das Projekt soll in acht Paketen vergeben werden. Ein Ergebnis des Präqualifizierungsverfahrens ist nicht bekannt.

PlasChem Park im Aufbau

Der in Jubail zur Förderung der Weiterverarbeitung lokal hergestellter Chemikalien etablierte PlasChem Park macht Fortschritte. Der Park ist eine Kooperation des Chemieunternehmens Sadara, ein Joint Venture aus Saudi Aramco und Dow Chemicals, und der Royal Commission for Jubail & Yanbu. Bislang haben sich mehr als zehn Firmen im PlasChem Park angesiedelt.

Im Juli 2021 wurden zwei 7 Kilometer lange Pipelines, die den PlasChem Park mit dem Sadara Chemiekomplex verbinden, fertiggestellt. Über die Pipelines wird der Park mit Propylenoxid (PO) und Ethylenoxid (EO) beliefert. Zu den Abnehmern gehört ein deutsch-saudi-arabisches Joint Venture, bestehend aus SADIG Industries und ILCO Chemikalien (Erkelenz). SADIG-ILCO produziert Spezialchemikalien.

Erhöhung der Raffineriekapazitäten durch Jazan-Projekt

In Saudi-Arabien hatten sich die Kapazitäten der Ölraffinerien (ohne Kondensatverarbeitung) seit 2015 nicht mehr erhöht. Die Abschaltung der Jeddah Raffinerien 2018 wurde durch eine Kapazitätsausweitung bei der von Aramco und Total in Jubail betriebenen Satorp Raffinerie nahezu ausgeglichen.

Saudi-Arabien: Entwicklung der Raffineriekapazitäten 2010 bis 2020 (in 1.000 bpd)

Raffinerien (Eigentümer)

2010

2015

2020

Alle Raffinerien *)

2.109

2.934

2.927

 Ras Tanura (Aramco)

550

550

550

 Jeddah (Aramco)

88

78

0

 Riyadh (Aramco)

124

126

130

 Yasref (Aramco/Sinopec)

0

430

430

 Yanbu (Aramco)

235

245

252

 Samref (Aramco/Mobil)

400

400

400

 Sasref (Aramco/Shell)

310

300

305

 Satorp (Aramco/Total)

0

405

460

 Rabigh (Aramco/Petrola)

402

400

400

*) es sind nur Kapazitäten zur Verarbeitung von Rohöl erfasst, ohne KondensateQuelle: Organization of the Petroleum Exporting Countries (OPEC)


Die Satorp Raffinerie ging 2014 mit einer Leistung von 405.000 bpd (barrel per day) in Produktion. Zwischenzeitlich erfolgte einer Kapazitätserhöhung auf 460.000 bpd. Ebenfalls 2014 wurde in Yanbu die Yasref Raffinerie, ein Joint Venture aus Aramco und der chinesischen Sinopec, mit 430.000 bpd in Betrieb genommen.

Der nahezu fertiggestellte 16 Milliarden US$ teure Jazan Raffinerie Komplex umfasst neben der Raffinerie (Kapazität: 400.000 bpd) ein IGCC Kraftwerk (Integrated Gasification Combined Cycle; 2,4 Gigawatt). Die Raffinerie befindet sich seit Frühjahr 2021 im Teil-/Testbetrieb. Eine volle Inbetriebnahme wird frühestens 2022 erwartet. Die Anlage befindet sich am Roten Meer, 60 Kilometer von der jemenitischen Grenze entfernt und war mehrfach Ziel von Raketen- und Drohnenangriffen der Houthi-Rebellen.

Weitere Raffinerie-Projekte in Vorbereitung

Weitere Raffinerie-Projekte sind derzeit in Planung beziehungsweise schon in der Umsetzungsphase. Allein vier laufende Projekte im Gesamtwert von 1,1 Milliarden US$ beziehen sich auf die Ras Tanura Raffinerie, die größte und älteste Anlage des Landes (Kapazität: 550.000 bpd). In Ras Tanura wurde 2020 ein 2,2 Milliarden US$ "Clean Fuel" Projekt zur Reduzierung des Schwefelgehalts abgeschlossen.

Spaniens Tecnicas Reunidas hat 2020 für Ras Tanura einen 80 Millionen US$ Auftrag zur Errichtung einer "Sour Water Stripper Unit" erhalten. Für 500 Millionen US$ plant die Raffinerie ein Upgrade-Projekt: Erzeugnisse der Raffinerie sollen zu hochwertigeren Produkten weiterverarbeitet werden. Im Oktober 2021 hat das australische Unternehmen Worley den Auftrag für das Projektmanagement und die FEED-Arbeiten (Front End Engineering Design) erhalten.

Für Ras Tanura liegen seit 2019 Angebote zum Bau einer auf 350 Millionen US$ kalkulierten DHT-Anlage (Diesel Hydro Treater) vor. Ferner ist ein Schwefelrückgewinnungsprojekt für 200 Millionen US$ ausgeschrieben. Aramco beabsichtigt, weitere Projekte zur Schwefelrückgewinnung auch an anderen Raffinerien durchzuführen.

Für die Raffinerie in Riad (Kapazität: 130.000 bpd) ist ein Upgrade- und "Clean Fuel"-Vorhaben im Wert von 50 Millionen US$ ausgeschrieben. Im Frühjahr 2021 ist mit dem US-Unternehmen KBR ein Lizenzvertrag geschlossen worden. Zudem wird KBR grundlegende Planungsarbeiten (Basic Engineering) durchführen und Ausrüstungen liefern.

Ein seit 2018 geplantes Erweiterungsvorhaben der Petro Rabigh Raffinerie (aktuelle Kapazität: 400.000 pbd) liegt seit 2020 auf Eis. Das als "Bottom of Barrel" bezeichnete Phase III Projekt (Wert: 3,5 Milliarden US$) soll eine zusätzliche Kapazität von 75.000 bpd bringen. Das FEED wurde von Jacobs (USA) erstellt. Ein 2017 an CB&I vergebenes EPC-Projekt (Engineering, Procurement, Construction) im Wert von 95 Millionen US$ zur Modernisierung der Sasref Raffinerie (Saudi Aramco Shell Refinery) müsste weitgehend fertiggestellt sein.

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