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Private Investitionen sollen im Klärwerksbau in Saudi-Arabien die Regel werden. Für bestehende Anlagen sind langfristige Betreiberverträge an private Unternehmen in Vorbereitung.
05.10.2020
Von Robert Espey | Dubai, Riad
In Saudi-Arabien werden derzeit nur etwa 60 Prozent des anfallenden Abwassers in Abwassernetze eingespeist. Es ist geplant, den Anteil bis 2030 auf 95 bis 100 Prozent zu erhöhen. Eine nahezu vollständige Nutzung des aufbereiteten Abwassers wird angestrebt. Für die Hauptstadt Riad erstellt das Stuttgarter Ingenieurunternehmen Fichtner einen Masterplan für ein nachhaltiges Abwassermanagement, gegenwärtig werden nur 15 Prozent des aufbereiteten Abwassers zur Bewässerung verwendet.
Entsprechend der Erweiterung der Abwassernetze müssen neue Kläranlagen gebaut werden. Zudem besteht ein Ersatzbedarf für alte Klärwerke. Die Regierungsplaner erwarten bis 2030 einen Anstieg des Abwasseraufkommens auf etwa 11 Millionen Kubikmeter/Tag. Aktuell sind Klärwerkskapazitäten von unter 6 Millionen Kubikmeter/Tag installiert.
Im Wassersektor hat die 2003 gegründete, zum Finanzministerium gehörende Saudi Water Partnerships Company (SWPC) die Federführung bei der Ausschreibung und Vergabe von PPP-Projekten (Private Public Partnerships). Für die Bedarfsplanung im Klärwerkssektor ist die National Water Company (NWC) zuständig. Die SWPC hat 2019 die ersten drei Kläranlagen auf BOOT-Basis (Build, Own, Operate, Transfer) vergeben (West Dammam, Jeddah Airport 2, North Taif). Im Zeitraum 2020 bis 2024 plant die SWPC die Ausschreibung von bis zu 13 weiteren mittleren und großen Kläranlagen.
Für die 196-Millionen-US$-ISTP-West-Dammam (Independent Sewage Treatment Plant; Kapazität: 350.000 Kubikmeter/Tag) hat im Januar 2019 ein Konsortium aus Metito (geründet 1958 in Beirut; gehört heute zu Mitsubishi) und der lokalen Mowah Company den Zuschlag erhalten. Der Bauauftrag ging an Orascom Construction (Ägypten). Die Finanzierung stellen die National Commercial Bank (Saudi-Arabien), die Arab Petroleum Investments Corporation und die Sumitomo Mitsui Banking Corporation bereit.
Im Februar 2019 wurde die 240 Millionen US$ ISTP Jeddah Airport 2 (Kapazität: 500.000 Kubikmeter/Tag) an ein Konsortium aus Frankreichs Veolia sowie den beiden lokalen Unternehmen Marafiq (Power and Water Utility Company for Jubail and Yanbu) und Amwal Al Khaleej vergeben. Marafiq ist ein Unternehmen in privater Rechtsform, gehört aber mehrheitlich staatlichen Akteuren. Die Finanzierung des Projekts wurde erst kürzlich abschließend geklärt. Die Bauarbeiten haben noch nicht begonnen.
Das 160-Millionen-US$-ISTP-North-Taif-Projekt (Kapazität: 170.000 Kubikmeter/Tag) ging im Oktober 2019 an ein Konsortium aus Cobra Instalaciones y Servicios (Spanien) und der saudi-arabischen International Water Distribution Company (Tawzea). Die Projektfinanzierung scheint noch nicht geklärt.
Projekt (Stadt) | Geplante Inbetriebnahme 1) | Kapazität (Kubikmeter/Tag) 2) | Investitionssumme (Millionen US$) 3) |
---|---|---|---|
Buraydah 2 (Qassim) 4) | 2022 | 150.000 | 150 |
Madinah 3 (Madinah) 4) | 2023/2026 | 200.000/375.000 | 200 |
Al Haer 2 (Riad) 5) | 2023/2026 | 100.000/200.000 | 100 |
Riyadh East (Riad) 5) | 2023/2028 | 50.000/100.000 | 50 |
Tabuk 2 (Tabuk) 4) | 2023 | 90.000 | 100 |
Khamis Mushait 2 (Khamis Mushait) 5) | 2023/2027 | 25.000/50.000 | 25 |
Abu Arish 3 (Jazan) 5) | 2024/2028 | 25.000/50.000 | 25 |
Najran South (Najran) 5) | 2024/2028 | 25.000/50.000 | 25 |
Jeddah North 1 (Jeddah) 5) | 2025/2029 | 25.000/50.000 | 25 |
Hafar Al Batin 2 (Hafar Al Batin) 5) | 2026/2030 | 50.000/100.00 | 50 |
Kharj 3 (Kharj) 5) | 2026/2030 | 25.000/50.000 | 25 |
Turaif (Turaif) 5) | 2024 | k.A. | 140 |
Sakaka (3 Plants; Al Jouf) 6) | 2024 | 86.000 | 140 |
Die SWPC hat derzeit drei Kläranlagen für insgesamt 450 Millionen US$ (Gesamtkapazität: 440.000 Kubikmeter/Tag) in der Ausschreibungsphase (Buraydah 2, Madinah 3, Tabuk 2). Mit einer Vergabe wird nicht vor Frühjahr 2021 gerechnet. Die weiteren von der SWPC angekündigten Klärwerksprojekte befinden sich noch in einem frühen Planungsstadium. Bei den meisten Projekten wird zunächst eine erste Phase ausgeschrieben.
Neben dem Bau mittlerer und großer Kläranlagen arbeitet die SWPC an einem Programm für 147 kleine Kläranlagen (unter 25.000 Kubikmeter/Tag) mit einer Gesamtkapazität von 489.250 Kubikmeter/Tag. Die Anlagen sollen dem Privatsektor in sechs Paketen angeboten werden: (1) Southern Cluster (Gesamtkapazität: 164.500 Kubikmeter/Tag), (2) Western Cluster (80.500 Kubikmeter/Tag), (3) Central Cluster (91.000 Kubikmeter/Tag), (4) North Western Cluster (49.000 Kubikmeter/Tag), (5) Northern Cluster (81.000 Kubikmeter/Tag) und (6) Eastern Cluster (23.250 Kubikmeter/Tag).
Der größte Betreiber von Kläranlagen ist die zum staatlichen Public Investment Fund gehörende National Water Company (NWC). Unternehmensangaben zufolge ist die NWC landesweit für 114 Kläranlagen zuständig, deren Verarbeitungskapazität bei 5,1 Millionen Kubikmeter/Tag liegt. Die Kapazitäten aller Kläranlagen in Saudi-Arabien summieren sich aktuell auf etwa 5,7 Millionen Kubikmeter/Tag.
Die NWC Kläranlagen sollen zukünftig von Privatfirmen betrieben werden, die auch für die Modernisierung und Instandhaltung verantwortlich sein sollen. Dazu ist der Abschluss langfristiger Verträge mit Laufzeiten von 10 bis 25 Jahren geplant (Long Term Operation and Maintenance Contracts/LTOM) geplant. Die LTOM-Verträge werden vorsehen, dass die Finanzierung aller notwendigen Investitionen sowie der laufenden Kosten durch den Auftragnehmer erfolgt, der eine Vergütung für das aufbereitete Abwasser erhält. Staatliche Finanzierunghilfen soll es nicht geben. Der Vertrag wird auch eine Verpflichtung zur Errichtung von Anlagen zur umweltverträglichen Behandlung des Klärschlamms enthalten.
Im Juli 2020 hat die NWC interessierte Firmen zur Präqualifizierung aufgefordert (Request for Qualification/RFQ). Die Bewerbungsfrist lief bis August. Ein Ergebnis des Präqualifikationsverfahrens (Notice of Pre-Qualification) ist bislang nicht bekannt, insgesamt 24 Unternehmen haben ihre Unterlagen eingereicht. Als technischer Berater für den RFQ-Prozess wurde Fichtner engagiert. Es ist vorgesehen, noch im dritten Quartal 2020 für einen ersten LTOM-Vertrag den Request for Proposals (RFP) zu veröffentlichen.
Es sollen zunächst fünf LTOM-Verträge für insgesamt 15 Kläranlagen mit einer Gesamtkapazität von 2,51 Millionen Kubikmeter/Tag abgeschlossen werden. Die fünf Verträge beziehen sich auf (1) vier Kläranlagen in Riad (Manfouha South, North, East und Phase 4; Gesamtkapazität: 900.000 Kubikmeter/Tag), (2) zwei Anlagen in der Region Mekka (Hada, Arana; 500.000 Kubikmeter/Tag), (3) vier Anlagen in der Region Jeddah (Jeddah Airport 1, Al-Khumrah 3, 4 und 6; 830.000 Kubikmeter/Tag), (4) zwei Anlagen in der Region Taif (Wadi Al-Arj 1 und 2; 167.000 Kubikmeter/Tag) und (5) drei Anlagen in den Regionen Northern Borders und Al Jouf (Arar, Turaif und Sakaka; 108.000 Kubikmeter/Tag).